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          personalmagazin  12/16
        
        
          
            SPEZIAL
          
        
        
          _PERSONALDIENSTLEISTUNG
        
        
          tuell im Bewerbermarkt den wichtigeren
        
        
          Marktzugang. „Letztlich braucht es das
        
        
          richtige Personal, um dem Kunden die
        
        
          Dienstleistung und auch die Beratung zu
        
        
          bieten“, ergänzt Nusko. Auch wenn eine
        
        
          Qualifizierung kurzfristig nicht weiter
        
        
          hilft oder ein entsprechend qualifizierter
        
        
          Mitarbeiter vom Kunden nur für kurze
        
        
          Zeit nachgefragt wird: „Kurzfristigkeit
        
        
          erhöht sicherlich den Dispositionsauf
        
        
          wand. Andererseits bauen wir einen
        
        
          Stamm an Mitarbeitern auf, die auch bei
        
        
          anderen Kunden gute Arbeit leisten“.
        
        
          Auf der Suche nach passendem Per
        
        
          sonal spielt es für die Dienstleister auch
        
        
          eine große Rolle, wie sie im regionalen
        
        
          Arbeitsmarkt verankert sind. Schließ
        
        
          lich kommen die Arbeitskräfte aus der
        
        
          Umgebung. „Auch für bundesweit tätige
        
        
          Personaldienstleister ist die regionale
        
        
          Anbindung und die Nähe zum Kunden
        
        
          wichtig – im ländlichen Raum mehr, als
        
        
          in der Stadt“, erklärt Nusko. Und Runge
        
        
          fügt hinzu: „Es gibt eine – ich nenne es
        
        
          mal – Mobilitätsillusion: Die Mitarbeiter
        
        
          fahren höchstens 40 Kilometer zur Ar
        
        
          beit – soweit der Dienstleister den Trans
        
        
          port mit Kleinbussen organisiert.“
        
        
          Flexibilität versus Langfristigkeit
        
        
          Es bleibt die Frage nach einer Lösung,
        
        
          wenn das passende Personal nicht greif
        
        
          bar ist und der Kunde keine Zeit für
        
        
          langfristige Qualifizierungen hat. „Die
        
        
          sen Widerspruch werden wir haben“, ist
        
        
          sich Rupert Felder sicher. Für Unterneh
        
        
          men sei daher nicht der Dienstleister
        
        
          relevant, sondern welche Ressource es
        
        
          bekommt. Das Interesse ist schließlich:
        
        
          Zeitarbeit von heute auf morgen ohne ei
        
        
          nen aufwändigen Beschaffungsprozess.
        
        
          Wobei ein Beispiel aus der Luftfahrt
        
        
          ein alternatives Modell verdeutlicht.
        
        
          Dort sind die Produktionszeiten bereits
        
        
          Monate im Voraus bekannt. „Die Kolle
        
        
          gen wissen heute, welchen Bedarf sie in
        
        
          zwölf oder 18 Monaten haben“, erzählt
        
        
          Runge. „Entsprechend starten Mitarbei
        
        
          ter bereits heute eine Qualifikation, zum
        
        
          Beispiel zum Lackierer. So wird – in Ab
        
        
          sprache mit dem Kunden – eine Perso
        
        
          nalreserve aufgebaut, mit Fördermitteln,
        
        
          Ausbildungszuschüssen, Bildungsgut
        
        
          scheinen und so weiter“, erklärt der
        
        
          Manpower-Geschäftsführer.
        
        
          „Das Beispiel zeigt, dass es kein ein
        
        
          heitliches Beschaffungsmodell gibt,
        
        
          sondern Vielfalt“, meint deshalb auch
        
        
          Felder. Die Arbeitswelt werde kleintei
        
        
          liger, Unternehmen kauften sich zuneh
        
        
          mend temporär Dienstleistungen dazu,
        
        
          um sich auf ein Kerngeschäft zu redu
        
        
          zieren. „Hier müssen auch Personaler
        
        
          kreativer werden und es zulassen, dass
        
        
          solche Versuche funktionieren. Denn
        
        
          künftig“, meint Felder und baut die Brü
        
        
          cke zum Thema Arbeiten 4.0, „zählt im
        
        
          mer häufiger das Arbeitsergebnis, nicht
        
        
          mehr die Arbeit. Unternehmen kaufen
        
        
          sich Lösungen ein, nicht die Ressource“.
        
        
          Zur Vielfalt der Beschaffung zählt wohl
        
        
          auch, dass – gerade größere – Unterneh
        
        
          men die Zeitarbeit nicht nur als Flexibi
        
        
          lisierungsinstrument, sondern auch als
        
        
          Rekrutierungskanal entdeckt haben. Ein
        
        
          Teil der eingesetzten Zeitarbeitnehmer
        
        
          wird hierbei nach mehreren Monaten
        
        
          „Probearbeit“ in die Stammbelegschaft
        
        
          übernommen. Klassisches Recruiting ist
        
        
          dann nicht mehr nötig, die Personalge
        
        
          winnung erfolgt via Zeitarbeit.
        
        
          Als Dienstleister können die Anbieter
        
        
          diese Art des Recruitings natürlich nicht
        
        
          wirklich verhindern.  „ImNormalfall gibt
        
        
          es zwar Rahmenverträge, die in solchen
        
        
          Fällen regeln, dass Sonderzahlungen fäl
        
        
          lig werden“, erklärt Nusko. „Allerdings
        
        
          verlieren wir nicht nur die Mitarbeiter,
        
        
          sondern letztlich fällt auch der Auftrag
        
        
          weg“, ergänzt Runge. Zumal auch hier
        
        
          die bevorstehende AÜG-Reform hinein
        
        
          spielt, weil sie viele Unternehmen verun
        
        
          sichert. „Es gibt Unternehmen, die daher
        
        
          noch „schnell“ dieses Jahr die vorhan
        
        
          denen Zeitarbeitnehmer übernehmen“,
        
        
          sagt der Manpower-Geschäftsführer.
        
        
          Schlechtes Image als Dauerbrenner
        
        
          Es bleibt also die Herausforderung
        
        
          für die Dienstleister, neues Personal
        
        
          zu finden. Dabei zeigt sich eine weite
        
        
          re Schwierigkeit: „Zeitarbeit hat kein
        
        
          Image, kein Brand – auch wenn sich vie
        
        
          le Firmen als Arbeitgeber positionieren,
        
        
          der die Mitarbeiter anständig behandelt
        
        
          und bezahlt“, sagt Felder und fügt an:
        
        
          „Künftig werden Personaldienstleister
        
        
          vermehrt in eine langfristige Personal
        
        
          bindung investieren müssen, um die ei
        
        
          gene Fluktuation zu minimieren.“
        
        
          Dass dies nicht einfach werden dürf
        
        
          te, erklärte Wolfgang Runge am Beispiel
        
        
          von Kunden mit einer starken Arbeit
        
        
          gebermarke. Sie sind Fluch und Segen
        
        
          zugleich. „Es gibt die Mitarbeiter, die
        
        
          explizit nur in einer bestimmten Firma
        
        
          eingesetzt werden möchten – auch bei
        
        
          besseren Alternativangeboten. Die große
        
        
          Marke ist an einigen Stellen interessant,
        
        
          entfernt uns jedoch von der eigenenMar
        
        
          ke und dem eigenen Mitarbeiter-Pool.“
        
        
          Bei alledem unterstützt die politische
        
        
          Diskussion das schlechte Image der
        
        
          Branche. „Da Zeitarbeit regelmäßig in
        
        
          ein schlechtes Licht gestellt wird, bedarf
        
        
          es ständiger Lobbyarbeit bei den Bewer
        
        
          bern. Wir müssen erklären, was auf sie
        
        
          zukommt, dass sie ein gutes Einkommen
        
        
          haben oder sich persönlich weiterentwi
        
        
          ckeln können“, sagt Andreas Nusko.
        
        
          „Ein Kunde mit großer
        
        
          Arbeitgebermarke ist
        
        
          interessant, entfernt
        
        
          uns jedoch auch von der
        
        
          eigenen Marke und eige
        
        
          nem Mitarbeiter-Pool.“
        
        
          Wolfgang Runge ist Geschäftsführer und
        
        
          HR-Director bei Manpower
        
        
          „Da Zeitarbeit regel
        
        
          mäßig in ein schlech
        
        
          tes Licht gestellt wird,
        
        
          bedarf es der ständigen
        
        
          Lobbyarbeit bei den
        
        
          Bewerbern.“
        
        
          Andreas Nusko ist Geschäftsführer bei
        
        
          Franz & Wach
        
        
          Bei Fragen wenden Sie sich bitte an