 
          50
        
        
          
            ORGANISATION
          
        
        
          _GESUNDHEITSMANAGEMENT
        
        
          personalmagazin  09/15
        
        
          gel auch mit dem Smartphone aufgeru-
        
        
          fen werden können, bieten sie ein hohes
        
        
          Maß an Flexibilität.
        
        
          Tragbare Sensoren: teilweise gut,
        
        
          teilweise fragwürdig
        
        
          Auch tragbare Sensoren beziehungswei-
        
        
          se Wearables lassen sich grundsätzlich
        
        
          für die Betriebliche Gesundheitsförde-
        
        
          rung nutzen. Konkret sind das Tools
        
        
          wie Fitnessarmbänder oder Smartwat-
        
        
          ches, die Aktivitäts- oder Schlafverhal-
        
        
          ten messen können.  Eine Kombinati-
        
        
          on mit Apps, Smartphone oder Social
        
        
          Media kann dabei sinnvoll sein, da die
        
        
          Daten so umfassender oder spieleri-
        
        
          scher genutzt werden können. Insbe-
        
        
          sondere Elemente aus dem Bereich
        
        
          Gamification (Ranglisten, Fortschritts-
        
        
          balken, Highscores und Ähnliche)
        
        
          werden hier häufig mit dem Ziel einer
        
        
          Motivationssteigerung bezogen auf das
        
        
          Aktivitätsverhalten oder das Ernäh-
        
        
          rungsverhalten der Nutzer eingesetzt.
        
        
          Die Validität solcher Wearables ist je-
        
        
          doch teilweise fragwürdig. Oft ist nicht
        
        
          ausreichend geklärt, ob die tragbaren
        
        
          Sensoren auch wirklich das messen, was
        
        
          sie vorgeben zu messen. Auch hier bedarf
        
        
          es daher umfassender Wirksamkeits-
        
        
          überprüfungen, bevor sie zur Gesund-
        
        
          heitsförderung in Betrieben eingesetzt
        
        
          werden. Lediglich einzelne Lösungen
        
        
          zum Beispiel aus dem Bereich des Vi-
        
        
          talmonitorings sind an Hochschulen
        
        
          entwickelt und damit wissenschaftlich
        
        
          evaluiert worden. Bei diesen Sensoren,
        
        
          die direkt auf der Haut getragen werden,
        
        
          kann davon ausgegangen werden, dass
        
        
          sie das Aktivitäts- und Schlafverhalten
        
        
          auch wirklich valide messen. Hier ist
        
        
          ein Einsatz im Kontext des BGM eher zu
        
        
          empfehlen, da sie ein sinnvolles Sensi-
        
        
          bilisierungsinstrument für die Beschäf-
        
        
          tigten darstellen.
        
        
          Fazit: Risiken differenziert betrachten
        
        
          Die rasante Entwicklung im Bereich
        
        
          E-Health wird die Betriebliche Gesund-
        
        
          heitsförderung nachhaltig verändern. Ge-
        
        
          sundheits-Apps, Gesundheits-Portale und
        
        
          Wearables werden immer stärker Einzug
        
        
          halten in den betrieblichen Alltag. Umso
        
        
          bedeutender ist es, sich die Chancen und
        
        
          Risiken dieses technologischen Fort-
        
        
          schritts immer wieder klar vor Augen zu
        
        
          führen und differenziert zu betrachten.
        
        
          So zählt sicher zu seinen größten Ge-
        
        
          fahren der häufig ungeklärte Schutz der
        
        
          sensiblen Gesundheitsdaten des Arbeit-
        
        
          nehmers gegenüber dem Arbeitgeber,
        
        
          aber auch gegenüber Krankenkassen
        
        
          und Versicherungen. Hier sind sichere
        
        
          Lösungen gefragt. Eine weitere Gefahr ist
        
        
          die mögliche Überforderung der Nutzer
        
        
          mit Technik und den eigenen Gesund-
        
        
          heitsdaten. Eine regelmäßige Rückspra-
        
        
          che mit dem Arzt kann bei dauerhafter
        
        
          Nutzung digitaler Lösungen sinnvoll
        
        
          sein. Und letztlich bedarf es dringend
        
        
          einer systematischen Qualitätskontrol-
        
        
          le aller digitalen Anwendungen, die es
        
        
          Betrieben ermöglicht, zwischen profes-
        
        
          sionellen und weniger professionellen
        
        
          Angeboten zu unterscheiden. Im Bereich
        
        
          der unternehmensexternen Gesund-
        
        
          heits-Plattformen existiert ein solches
        
        
          Qualitätssicherungssystem bereits.
        
        
          Vergessen werden dürfen dabei aber
        
        
          auch nicht die Chancen, die E-Health
        
        
          Unternehmen bietet: So ermöglichen di-
        
        
          
            PROF. DR. FILIP MESS
          
        
        
          ist
        
        
          wissenschaftlicher Leiter
        
        
          des Instituts für Betriebliche
        
        
          Gesundheitsberatung und ab
        
        
          1. Oktober 2015 Professor für Sport- und
        
        
          Gesundheitsdidaktik an der TU München.
        
        
          gitale BGM-Lösungen eine Vernetzung
        
        
          zwischen individueller und unterneh-
        
        
          mensbezogener Gesundheitsförderung,
        
        
          die zu einer Art Gesundheitscontrolling
        
        
          verschmelzen können. Neue Zielgrup-
        
        
          pen des BGM können erschlossen,  Be-
        
        
          triebsgruppen erreicht werden, für die es
        
        
          bislang kaum geeignete BGM-Angebote
        
        
          gab (beispielsweise Außendienst, Leihar-
        
        
          beiter, kleine Standorte) oder die wenig
        
        
          Interesse am Thema Gesundheit haben.
        
        
          Letztlich haben Maßnahmen aus dem Be-
        
        
          reich des digitalen BGM sicher auch einen
        
        
          innovativen Charakter. Das wiederum
        
        
          fällt positiv auf den Arbeitgeber zurück.
        
        
          
            DR. UTZ NIKLAS WALTER
          
        
        
          ist
        
        
          Geschäftsführer des Instituts
        
        
          für Betriebliche Gesundheits-
        
        
          beratung, ein Zusammen-
        
        
          schluss von Wissenschaftlern der Universitä-
        
        
          ten Konstanz und Karlsruhe (KIT).
        
        
          Unter den computergestützten Anwendungen, die Fitness, Stresserkennung, Sport
        
        
          oder Ernährungsmanagement betreffen, lassen sich insbesondere drei Bereiche für
        
        
          das digitale Gesundheitsmanagement nutzen. Wir zeigen, was sie unterscheidet.
        
        
          Gesundheits-Apps
        
        
          Gesundheits-Apps sind Anwendungen für mobile Endgeräte und ermöglichen die Planung,
        
        
          Dokumentation und den Vergleich gesundheitsbezogener Daten auf dem Smartphone.
        
        
          Gesundheitsportale
        
        
          Gesundheitsportale sind onlinebasierte Informationsseiten. Sie können öffentlich oder
        
        
          unternehmensintern genutzt werden. Beschäftigten können verschiedene Inhalte
        
        
          zentral zur Verfügung gestellt werden. Auch ein interaktiver Austausch, zum Beispiel im
        
        
          Sinne eines Forums, ist möglich.
        
        
          Wearables
        
        
          Wearables, auch smarte Fitness-Tools genannt,  werden direkt auf der Haut oder am
        
        
          Körper getragen, beispielsweise als Armband am Handgelenk oder in der Kleidung
        
        
          (Smart Clothes). Die Sensoren können einfache Bewegungsdaten (Schritte, verbrannte
        
        
          Kalorien et cetera) oder gesundheitsrelevante Daten erfassen (zum Beispiel Pulsschlag,
        
        
          Schlafdauer oder Herzratenvariabilität).
        
        
          Digitale Tools für die Gesundheit
        
        
          
            WAS IST WAS