personalmagazin_2015_09 - page 54

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ORGANISATION
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
personalmagazin 09/15
I
nternationale Studien belegen
seit Jahren, dass die berufliche
Leistungsfähigkeit durch Risiko-
faktoren wie Bewegungsmangel,
Fehlernährung, Rauchen und Überge-
wicht sowie deren Folgerisiken (wie
mangelnde Fitness, zu hohe Choleste-
rinwerte und Bluthochdruck) um 2,4
Prozent pro Risikofaktor eingeschränkt
wird. Umgekehrt steigt die Leistungsfä-
higkeit um 1,9 Prozent mit jedem Risi-
kofaktor, der reduziert wird. Doch statt
die Dringlichkeit der Eigenverantwor-
tung für den Einzelnen sowie dessen
Bedeutung für das Unternehmen zu
thematisieren, geht es im Betrieblichen
Gesundheitsmanagement derzeit vor
allem um Arbeitsbedingungen und den
Abbau von „Belastungen“. Ein Ansatz,
der viel Investition erfordert, doch in
Bezug auf das Gesundheitsverhalten der
Von
Melanie Linnenschmidt,
Dirk Lümkemann
und
Sonia Lippke
Eine Frage der Bereitschaft
STUDIE.
Nachhaltiges BGM erfordert eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens der
Mitarbeiter. Eine Studie zeigt, wie bereit Unternehmen sind, das gezielt zu fördern.
Mitarbeiter wenig bis gar nichts bringt.
Doch unter welchen Bedingungen wür-
de die Bereitschaft der Unternehmen
steigen, die Eigenverantwortung von
Mitarbeitern stärker in den Fokus zu
nehmen. Wenn das individuelle Gesund-
heitsverhalten von Faktoren beeinflusst
wird, die sich überwiegend auf emotio-
nal-kognitiver Ebene abspielen, welche
Rolle spielen diese Faktoren dann bei
Entscheidungsträgern, die dafür verant-
wortlich sind, die Gesundheit einer Orga-
nisation zu erhalten beziehungsweise zu
verbessern? Diese Frage haben wir uns
im vergangenen Jahr gestellt und das „Ge-
sundheitsverhalten von Unternehmen“ in
einer Studie systematisch untersucht.
Gesundheitsverhalten von
Unternehmen – die Studie
Befragt wurden Entscheidungsträger
aus Unternehmen unterschiedlicher
Größe und Branche. Dabei interessier-
te uns deren Bereitschaft, das Gesund-
heitsverhalten von Mitarbeitern über
Führungskräfte zu fördern. Die 147 in
die Auswertung einbezogenen Personen
schätzten die Bedeutung des Gesund-
heitsverhaltens für die Produktivität,
Hindernisse und Ressource im Unter-
nehmen, ihre Erwartungen in Bezug auf
die Förderung der Eigenverantwortung
durch Führungskräfte sowie ihre Über-
zeugung ein, diese Herausforderung
bei sich im Unternehmen meistern zu
können. Zusätzlich wurden die derzeiti-
gen BGM-Maßnahmen erfragt sowie die
Ziele, die sich die Entscheidungsträger
unabhängig von den Zielen und Maß-
nahmen des Unternehmens setzten.
Die Ergebnisse zeigen: Nicht die von
den Unternehmen häufig genannten Res-
sourcen wie Zeit und Geld entscheiden
darüber, ob ein BGM eingeführt wird oder
nicht. Stattdessen beeinflussen emotio-
nal-kognitive Aspekte die Bereitschaft
der Entscheidungsträger, einen organi-
sationalen Veränderungsprozess hin zu
mehr Eigenverantwortung im gesamten
Unternehmen anzustreben. Wenn Un-
ternehmen nicht genug wissen, wenn
falsche Annahmen ihre Bereitschaft un-
nötig reduzieren und wenn sie sich selbst
als Entscheidungsträger zu wenig zutrau-
en, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass
sie sich nicht für ein die Eigenverantwor-
tung forderndes und förderndes Gesund-
heitsmanagement motiviert fühlen.
Unternehmen müssen demzufolge
mehr über verhaltensbedingte Gesund-
heitsrisiken und deren Bedeutung für
die Produktivität wissen. Sie sollten ih-
re Wahrnehmung in Bezug auf diese Ri-
siken im eigenen Unternehmen schärfen.
Sie müssen positive Erfahrungen mit der
Förderung von Eigenverantwortung über
Führung machen. Und sie sollten ande-
re Unternehmen, die diesen Wandel er-
folgreich vollzogen haben, kennenlernen
sowie Befürchtungen in Bezug auf einen
solchen Ansatz diskutieren und abbauen.
Derzeit setzen nur 18 Prozent der
in der Studie befragten Unternehmen
diesen sogenannten „authentischen
Gesundheitsdialog“ zwischen Füh-
rungskraft und Mitarbeiter um. Weitaus
mehr sind jedoch motiviert: Während
37 Prozent der Unternehmen beschlos-
sen haben, den Gesundheitsdialog in
den nächsten zwei Jahren einzuführen,
Verbesserte Arbeits-
bedingungen und Belas-
tungsabbau kosten viel,
bringen in Bezug auf das
Gesundheitsverhalten
der Mitarbeiter aber
wenig bis gar nichts.
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