personalmagazin_2015_09 - page 56

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ORGANISATION
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
personalmagazin 09/15
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
wieso derzeit so vehement die Verbesse-
rung von Arbeitsbedingungen gefordert
wird, wenn Gesundheitsverhalten nicht
nur bedeutsamer für die Gesundheit ist,
sondern in Bezug auf dieses auch ein viel
größerer Handlungsbedarf besteht.
Grund drei: Bisherige Maßnahmen zur
Förderung der Eigenverantwortung rei-
chen nicht aus. Für den Wirtschaftsstand-
ort Deutschland sind laut Deutschem
Ärzteblatt „zusätzliche Präventionsin-
strumente zur Etablierung gesunder und
leistungsfördernder Lebensstile notwen-
dig“, denn die klassische betriebliche
Gesundheitsförderung reiche nicht aus,
um eine anhaltende Verbesserung des
Bewegungs- und Ernährungsverhaltens
zu erzielen.
Auch Gerhard Huber, Universität
Heidelberg, betont, dass laut aktuellem
Stand der Forschung „mit den betrieb-
lichen Interventionen nicht diejenigen
Mitarbeiter erreicht werden, die eine
hohe Risikoexposition aufweisen und
damit den höchsten Bedarf haben“. Es
befänden sich im Gegenteil unter den
Teilnehmern „in der Regel Mitarbeiter
mit einer eher geringen Gefährdung und
einem hohen Selbsthilfepotenzial“.
Aufgrund der Bedeutung verhaltens-
bedingter Gesundheitsrisiken disku-
tieren internationale Forschergruppen
derzeit, Gesundheit zukünftig als die
Fähigkeit zu beschreiben, ein neues Ver-
halten zu adaptieren und dieses selbst zu
managen. Es müsse mehr darum gehen,
Menschen bei der Verbesserung ihres
Gesundheitsverhaltens zu unterstützen.
Wieso werden in Deutschland also kaum
bis gar keine betrieblichen Lösungen für
die nachhaltig wirksame Stärkung der
gesundheitsbezogenen Eigenverantwor-
tung aller Mitarbeiter diskutiert und
entwickelt?
Eigenverantwortung auch bei den
Führungskräften gefragt
Ein Unternehmen kann den Mitar-
beitern die Verantwortung für ihr Ge-
sundheitsverhalten nicht abnehmen.
Aber es kann und muss die Mitarbei-
Wie bereit sind Sie als Entscheidungsträger, gesundheitsförderliches Verhalten Ihrer
Mitarbeiter zu fördern und zu fordern? Bei der Reflexion Ihrer eigenen Motivations-
lage und Bereitschaft helfen die untenstehenden Fragen.
Haben Sie den Eindruck, Eigenverantwortung wird in Ihrem Unternehmen gelebt?
Kennen Sie den Einfluss verhaltensbedingter Gesundheitsrisiken auf die Produktivität?
Kennen Sie das verhaltensbedingte Gesundheitsrisiko in Ihrem Unternehmen?
Haben Sie Kennzahlen definiert, um Anstrengungsmangel, Fehlernährung und man-
gelndes Stressmanagement zu bewerten?
Wie hoch ist Ihr Anteil an Mitarbeitern mit einem, zwei, drei oder mehr Risikofak-
toren?
Wie viel Produktivität verlieren Sie jährlich durch einen Mangel an körperlicher An-
strengung, ungesunder Ernährung und mangelnder Stresskompetenz?
Wie stark ließe sich die Produktivität Ihres Unternehmens jährlich durch mehr Eigen-
verantwortung in Euro steigern?
Welche Befürchtungen haben Sie, wenn Sie an die Umsetzung eines authentischen
Gesundheitsdialoges bei sich im Unternehmen denken?
Wie überzeugt sind Sie, dass Sie diesen Ansatz umsetzen könnten, wenn Sie wollten?
Mit welchen Hindernissen sehen Sie sich und Ihr Team konfrontiert?
Welche Gegenmittel ließen sich zur Überwindung dieser Hindernisse einsetzen?
Wollen Sie wissen, wie man Eigenverantwortung fordert und dabei gleichzeitig wert-
schätzend und fürsorglich mit seinem Mitarbeiter umgeht?
Bereit für den Gesundheitsdialog?
SELBSTTEST
Hoher Krankenstand
Führungskräfte schätzen die Wirkungen von Gesundheitsrisiken falsch ein: Risiken wie
Fehlernährung, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel werden im Vergleich
zum Stressmanagement und Krankenstand unterschätzt.
QUELLE: LIPPKE, LINNENSCHMIDT, LÜMKEMANN 2015
FALSCHE RISIKOEINSCHÄTZUNG
Angaben in Prozent: „Ja, dieses Risiko hemmt die Produktivität“
Viele Mitarbeiter mit mangelndem Stressmanagement
Viele Mitarbeiter mit Bewegungsmangel
Viele Mitarbeiter, die rauchen
Viele Mitarbeiter mit Übergewicht
Viele Mitarbeiter, die sich ungesund ernähren
98
90
72
71
65
57
1...,46,47,48,49,50,51,52,53,54,55 57,58,59,60,61,62,63,64,65,66,...94
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