personalmagazin_2015_09 - page 58

personalmagazin 09/15
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ORGANISATION
_PERSONALDIENSTLEISTUNG 2.0
Neue Chancen für IT-Spezialisten
SERIE.
Der Arbeitsmarkt in der IT-Branche ist im Umbruch. Das Modell der „Personal-
dienstleistung 2.0“ zeigt Lösungen für Unternehmen und High Professionals auf.
rung (DRV) erheblich verschärft. Wurde
2006 noch bei jeder fünften Statusfest-
stellung auf Scheinselbstständigkeit
entschieden, ist heute fast jeder Zwei-
te betroffen, berichtet die Projektbörse
f ihrem Blog.
„Die aktuelle Verwaltungspraxis macht
es für Unternehmen zum Risiko, Solo-
Selbstständige zu beauftragen, weil im
schlimmsten Fall hohe Nachzahlungen
drohen und selbst erfahrene Juristen
keine Rechtssicherheit herstellen kön-
nen“, wird Max Hilgarth, Geschäfts-
führer des Verbands der Gründer und
Selbstständigen Deutschland (VGSD),
auf der Plattform zitiert.
Aus der Sicht der selbstständigen
IT-Beraterin und Buchautorin Christa
Weidner entwickelt sich die Schein-
selbstständigkeit zu einer ernsthaften
Bedrohung für viele Selbstständige. Im
Webmagazin für digitale Arbeit und
Kultur schreibt sie, dass mindestens 50
Prozent der selbstständigen IT-Berater
in Gefahr seien, sollte die aktuelle Ent-
scheidungspraxis der Rentenversiche-
rung zum Gesetz werden. Und in der Tat
plant Arbeitsministerin Andrea Nahles
einen Gesetzesentwurf vorzulegen. Die
Bundesregierung zielt damit auf die Ver-
hinderung des Missbrauchs von Werk-
verträgen. Kern des Vorhabens ist dem
Magazin „Computerwoche“ zufolge ein
Kriterienkatalog, der abfragt, ob jemand
als selbstständig gilt oder eigentlich
Arbeitnehmer ist, und damit als schein-
selbstständig einzustufen ist. Die Gefahr
bestehe darin, dass hier geprägt von Fäl-
len aus dem Niedriglohnsektor ein Kri-
terienkatalog für eine andere Zielgruppe
entwickelt werde, dieser dann aber trotz-
dem auch für selbstständige IT-Berater
gelten würde.
Welche Regelung auch immer sich
in Berlin durchsetzt: Bereits heute sind
Ängste und Unsicherheit aufgrund
langwieriger und nicht vorhersehbarer
Statusfeststellungsverfahren, wider-
sprüchlicher Gerichtsurteile sowie
hoher Strafen zu spüren. Zahlreiche
Unternehmen haben ihre Zusammen-
arbeit mit freien Mitarbeitern abrupt
beendet. Dabei sei es dahingestellt, ob
die Rechtsabteilungen vieler Konzerne
überreagiert haben.
Hilfreiche Partnerschaften
Viele mittelständische und große Unter-
nehmen können jedoch heute auf die pro-
jektbezogene Vergabe von IT-Aufgaben
nicht mehr verzichten. Einen praktikab-
Von
Jürgen Peter
D
as in der Öffentlichkeit viel dis-
kutierte Thema „Scheinselbst-
ständigkeit“ lässt Personaler
nach wie vor aufhorchen. Nach-
dem Großunternehmen wie die Telekom
und Daimler aufgrund der Beschäftigung
von Scheinselbstständigen Geldstrafen
hinnehmen mussten und zu Nachzahlun-
gen von Sozialversicherungsbeiträgen
aufgefordert wurden, verzichten viele
Konzerne auf Freelancer. Im IT-Bereich
war die Zusammenarbeit mit externen
IT-Professionals bislang sogar die bevor-
zugte Beschäftigungsform. Im Laufe der
Zeit sind jedoch bei zunehmender Einbin-
dung freiberuflicher IT-Spezialisten in die
Regelorganisation die Grenzen zwischen
beauftragtem Projekt und der Tätigkeit im
Unternehmensalltag verschwommen.
Heikle Situation für Freelancer
Tatsächlich hat sich die Entscheidungs-
praxis der Deutschen Rentenversiche-
SERIE PERSONALDIENSTLEISTUNG 2.0
Ausgabe 08/2015: Ausbildung als
strategischer Faktor
Ausgabe 09/2015: High Professionals –
Vielfalt als Herausforderung
Ausgabe 10/2015: Die Veränderungen
in der Branche der Personaldienstleister
In Zusammenarbeit mit
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