personalmagazin 06/2015 - page 54

personalmagazin 06/15
SPEZIAL
_ÖFFENTLICHER DIENST
L
ängst hat der Bezirk Oberbayern
den Anspruch definiert, sich sei-
nen Bürgerinnen und Bürgern
als moderner Dienstleister zu
präsentieren. Doch umdies zu erreichen,
gilt es, dieses Verständnis auch intern zu
leben. Dabei kommt den Führungskräf-
ten aufgrund ihrer Vorbildfunktion eine
tragende Rolle zu.
ImSommer 2014 startete der Bezirkmit
seinen gut 1.000 Mitarbeitern darum ein
Führungskräfte-Feedback als Baustein
auf dem Weg zu einer modernen Füh-
rungskultur. Damit sollten alle Führungs-
kräfte in ihrer Entwicklung unterstützt
und ein gemeinsames Verständnis von
Führung erreicht werden. Ferner sollte
die Zusammenarbeit der Führungskräf-
te und Mitarbeiter in den Referaten und
Arbeitsgebieten gefördert werden. Um
diese Ziele unter Berücksichtigung der
Besonderheiten im Öffentlichen Dienst
erreichen zu können, arbeitete der Bezirk
Oberbayern mit dem Beratungsunterneh-
men Meta Five zusammen.
Da der Zweck einer Behörde nicht da-
rin besteht, Gewinne zu erwirtschaften,
können Motivatoren wie Produktstolz
oder eine Erfolgsbeteiligung im Öffent-
lichen Dienst nur bedingt zum Tragen
kommen. Eine personenbezogene Füh-
rung und Beziehungsarbeit ist für die
Führungskräfte damit noch wichtiger als
in Wirtschaftsunternehmen. Außerdem
beinhalten die Arbeitsinhalte an sich
auf den ersten Blick weniger Spielraum,
gilt es doch vor allem, geltende Gesetze
umzusetzen. In eng abgegrenzten Ar-
Von
Stephan Gerber
und
Kirsten Wallmichrath
beitsbereichen mit vergleichsweise we-
nigen Schnittstellen haben Mitarbeiter
oft ähnliche Aufgaben, die sie jedoch
nicht gemeinsam bearbeiten. Die An-
forderungen im Alltag machen es per
se also nicht erforderlich, Mitarbeitern
horizontale Entwicklungsmöglichkeiten
einzuräumen und Teamlernen zu forcie-
ren. Entsprechend aufmerksammuss ei-
ne Führungskraft sein, um zu erkennen,
inwieweit diese Optionen für ihr Team
hilfreich sein können.
Für diese Rahmenbedingungen galt es
die Ziele des Führungskräfte-Feedbacks
im Bezirk Oberbayern zu schärfen: Die
Führungskraft sollte darin unterstützt
werden, ihren Gestaltungsspielraum zu
erkennen und wahrzunehmen. Dabei
setzte der Bezirk in der Umsetzung auf
eine enge Begleitung der Führungskräf-
te in allen Projektschritten.
Vorab-Kommunikation ist wichtig
Auf der Basis seiner Leitlinien für Füh-
rung und Zusammenarbeit gestaltete
der Bezirk einen spezifisch auf seine
Situation zugeschnittenen Fragebogen.
Über das Online-Tool „Meta 360“ be-
wertete jeder Mitarbeiter, inwieweit die
Aussagen zu den Bereichen „Informati-
on“, „Kommunikation und Motivation“,
„Leiten und Führen“ sowie „Vorbild“
auf seine Führungskraft zutrafen. Alle
Führungskräfte wurden außerdem von
ihren Vorgesetzten eingeschätzt.
Erfolgsfaktor für eine rege Beteiligung
an Befragungen ist die transparente
Kommunikation im Vorfeld. Dass Mitar-
beiter nur an den Umfragen teilnehmen,
von denen sie wissen, dass es sie gibt,
liegt auf der Hand. Darüber hinaus zeigt
sich aber auch, dass die Qualität und die
Differenziertheit des Feedbacks dann
größer sind, wenn den Feedback-Gebern
klar ist, wofür ihre Aussagen genutzt
werden. Wichtig war deshalb, bereits im
Vorfeld über die Nutzung der Ergebnisse
zu informieren und auf die Betroffenen
zuzugehen. Diesen erfolgskritischen
vorbereitenden Schritt haben die Füh-
rungskräfte aktiv mitgestaltet. Mit einem
umfangreichen Kommunikationskon-
zept involvierte der Bezirk die Beteilig­
ten frühzeitig und erzielte darüber hohe
Rücklaufquoten von über 80 Prozent.
Zuerst hatten die oberste Führungs-
ebene und der Personalrat Einblick in
Vom Verwalter zum Gestalter
PRAXIS.
Der Bezirk Oberbayern hat seine Führungskultur zeitgemäß angepasst und
weiterentwickelt. Ein Führungskräfte-Feedback hat dafür den Grundstein gelegt.
54
1...,44,45,46,47,48,49,50,51,52,53 55,56,57,58,59,60,61,62,63,64,...84
Powered by FlippingBook