personalmagazin 06/2015 - page 50

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ORGANISATION
_FUHRPARKMANAGEMENT
personalmagazin 06/15
hinzukommen. Unternehmen, die zu
hohe CO
2
-Werte bei den Fahrzeugen ha-
ben und keine Anreize bei der Mobili-
tätsstrategie setzen oder sogar ganz die
Auskunft verweigern, erhalten von uns
die rote Karte.
personalmagazin:
Sprechen Sie hier eine be-
sondere Branche an?
Resch:
Allen voran ist hier die deutsche
Automobilindustrie zu nennen, die sich
selbst zur Leitindustrie ernannt hat.
Jahr für Jahr verweigert der Verband
der Automobilindustrie gesammelt für
seine Mitglieder die Teilnahme an unse-
rer Umfrage – angeblich aufgrund von
wettbewerbsrelevanten Betriebsgeheim-
nissen. Wir erwarten aber eigentlich
gerade von diesen Unternehmen eine
Spitzenposition bei den CO
2
-Werten und
ambitionierte, transparente Strategien.
personalmagazin:
Sie führen den Dienst-
wagen-Check aktuell zum sechsten Mal
durch – lässt sich über die Jahre ein
Trend zu mehr Klimaschutz und Umwelt-
bewusstsein erkennen?
Resch:
Positiv ist die zunehmende Zahl
an Firmen, die es schaffen, mit ihrer
Gesamtflotte den CO
2
-Grenzwert der EU
von 130 Gramm CO
2
pro Kilometer zum
Teil deutlich zu unterschreiten. 2014
waren es insgesamt 20 Unternehmens-
flotten, 2013 gelang dies nur 13 der
befragten Unternehmen. Wir glauben,
dass die Unternehmensflotten in den
kommenden Jahren zunehmend den
EU-Grenzwert einhalten werden, doch
die Werte für 2015 liegen noch nicht
vor. Da sind wir sehr gespannt.
„Mit gutem Beispiel voranfahren“
INTERVIEW.
Der jährliche Dienstwagen-Check misst das Umweltbewusstsein von KMU.
Studienautor Jürgen Resch sieht die Führungskräfte in der Pflicht zum Umdenken.
personalmagazin:
Ihr Verband untersucht
jährlich die Umweltverträglichkeit von
Dienstwagen – bei Politikern, kirchlichen
Repräsentanten und Firmenleitern. Wie
umweltbewusst zeigen sich die deutschen
Unternehmen beim Thema Dienstwagen?
Jürgen Resch:
Die bisherigen Abfragen un-
ter börsennotierten und ausgewählten
mittelständischen Unternehmen haben
gezeigt, dass sich das Klimabewusst-
sein in der deutschen Wirtschaft bei
der Fahrzeugwahl leicht verbessert hat.
Die Diskussion über CO
2
-Emissionen
und nachhaltige Mobilität hat längst
die Flottenmanager und Umweltschutz-
beauftragten in den Betrieben erreicht.
Immer mehr Unternehmen führen Um-
weltstandards für ihre Fahrzeugflotte
ein. Dennoch: der Wechsel hin zu klima-
schonenden Dienstwagen verläuft viel
zu langsam. Gerade Geschäftsführer
und Vorstandsvorsitzende müssen mit
gutem Beispiel vorangehen und damit
ein Signal für die Glaubwürdigkeit des
Klimamanagements ihres Unterneh-
mens setzen.
personalmagazin:
Woran messen Sie Ihre
Bewertungen?
Resch:
Wir stützen unsere Bewertung
auf den durchschnittlichen CO
2
-Aus-
stoß der Dienstwagen und fragen nach
dem Fahrzeug des Vorstandsvorsitzen-
den, da er eine Sonderstellung für das
Unternehmen einnimmt. Außerdem
bewerten wir den durchschnittlichen
CO
2
-Ausstoß der Vorstandsflotte und
der Pkw-Flotte des gesamten Unterneh-
mens. Viertes Kriterium ist die Mobili-
tätsstrategie, die das Unternehmen ver-
folgt. Am Ende erhält das Unternehmen
eine Gesamtpunktzahl, die entweder
für eine grüne, gelbe oder rote Karte
steht.
personalmagazin:
Welche Firmen fallen
positiv im Fuhrparkmanagement auf –
welche bekamen von Ihnen bisher eine
rote Karte?
Resch:
Unternehmen wie die Allianz, die
Deutsche Telekom, Kaiser‘s Tengelmann
oder Frosta AG übernehmen mit beson-
ders positiven Regelungen eine Vorbild-
funktion für andere Betriebe. Im letzten
Jahr erhielten zehn Unternehmen mit
besonders guten und umfassenden Mo-
bilitätsstrategien die höchst mögliche
Punktzahl dafür. Wir sind neugierig,
welche Unternehmen in diesem Jahr
JÜRGEN RESCH
ist Bundesgeschäftsführer
der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH)
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