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06/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
zen auch hier 91 Prozent die Bürokratie-
belastung als hoch oder sehr hoch ein.
Bürokratie als Jobkiller?
Mit den Folgen der Bürokratiebelas-
tung setzen sich die Autoren der Sage-
Studie ebenfalls auseinander. Demnach
besteht bei drei Vierteln der Befragten
(74 Prozent) der Eindruck, dass ihr Be-
trieb durch Bürokratie und staatliche
Regulierungen in mindestens einem
Aspekt seines unternehmerischen
Handelns spürbar ausgebremst und
behindert wird. Am dramatischsten ist
der Effekt beim Thema „Personalein-
stellungen“: Hier sagt jeder Dritte der
befragten Entscheider (37 Prozent), er
fühle sich wegen bürokratischer Re-
gulierungen daran gehindert, neues
Personal einzustellen. Die kleinen Un-
ternehmer sind bei diesem Punkt sogar
noch stärker gehemmt: 42 Prozent der
Befragten aus Unternehmen mit bis zu
neun Mitarbeitern sagen, sie würden
durch Bürokratie und staatliche Ver-
ordnungen daran gehindert, neues Per-
sonal einzustellen. Bei den großen Un-
ternehmen (250 bis 499 Mitarbeiter)
machen immerhin noch 30 Prozent die-
se Angaben. „Wenn rund jeder vierte
Unternehmer angibt, dass er sich durch
Bürokratie und staatliche Regulierung
an der Einstellung neuer Mitarbeiter
behindert fühle, dann ist die deutsche
Gesetzgebung ein wahrer Jobkiller“,
kommentiert Sage-Geschäftsführer Pe-
ter Dewald dieses Ergebnis.
Mindestlohn ist ein Dauerproblemfall
Nicht zuletzt ist auch das zum Jahres-
wechsel eingeführte Mindestlohngesetz
laut der Untersuchung für viele Be-
triebe ein Bürokratiemonster: Zu den
Auswirkungen des Gesetzes zählen die
umfassenden Dokumentationspflichten
sowie die Generalunternehmerhaftung,
wonach stark verkürzt gesagt auch Auf-
traggeber haften können, sollte der von
ihnen beauftragte Dienstleister keinen
Mindestlohn zahlen.
Fragt man Praktiker danach, welche
Aufgaben in ihrem Alltag die meisten
Ressourcen binden, bestätigen sie dies:
Die Dokumentationspflichten rund um
den Mindestlohn gehören bei ihnen zu
den Spitzenreitern unter den Ressour-
cenfressern. Andreas Berger, Prokurist
und HR-Chef bei der Space-Net AG in
München, einem auf Firmenkunden
spezialisierten Internetprovider mit
rund 100 Mitarbeitern, berichtet davon,
dass sich in seinem Unternehmen aus
den neuen Arbeitszeitnachweispflichten
auch schlechte Stimmung ergebe. „Die
Nachweispflichten betreffen bei uns nur
zwei Mitarbeiter, die sich jetzt jedoch
regelrecht gegängelt fühlen”, so Berger,
„und wir haben den Aufwand, sie an das
Ausfüllen der Nachweise zu erinnern.”
Bürokratie und übertrieben komplexe
Vorschriften imBereich der Besteuerung.
88 Prozent der Firmen sehen sich an die-
sem Punkt stark oder sehr stark belastet.
Aber schon auf den Plätzen zwei und drei
folgenden Themen, die direkt mit dem
Personalmanagement verknüpft sind,
nämlich der Umgang mit der Sozialversi-
cherung (80 Prozent) und die Handhabe
des Arbeitsschutzes und der Arbeitssi-
cherheit (78 Prozent). Es schließen sich
dann allgemein die Statistik- und Do-
kumentationspflichten an (73 Prozent),
gefolgt vom Arbeits- und Sozialrecht (70
Prozent), wiederum einer klassischen
Domäne des Personalwesens.
Ab 50 Beschäftigten wächst der Druck
Bemerkenswert ist ebenfalls, inwieweit
sich die Größe eines Unternehmens bei
der empfundenen Bürokratiebelastung
auswirkt. Von der Größe her gesehen
sind die größten Bürokratieverlierer
klar jene Betriebe, die 50 bis 249 Mitar-
beiter beschäftigen. Wer über die Gren-
ze des 50. Mitarbeiters hinauswächst,
ist nahezu in allen Bereichen am stärks-
ten belastet. Insgesamt bewerten Unter-
nehmen dieser Größe die allgemeine
Bürokratiebelastung mit 94 Prozent am
höchsten. Gerade in den Bereichen So-
zialversicherung und Sozialababgaben,
Arbeitsschutz und -sicherheit sowie
Arbeits- und Sozialrecht zeigt sich eine
klare Tendenz, dass hier die Bürokra-
tiebelastung ab dem 50. Mitarbeiter als
höher empfunden wird. Die Kleinunter-
nehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern wei-
sen in diesen Bereichen eine deutlich
geringere Belastung auf. Dennoch schät-
„Komplizierte Regelungen sorgen für
einen enormen, eigentlich unnötigen
Aufwand.“
Robert Knemeyer, Inhaber des Beratungsunternehmens KPI
„Durch die neuen Arbeitszeitnachweis-
pflichten beim Mindestlohn fühlen sich
die Mitarbeiter regelrecht gegängelt.“
Andreas Berger, Leiter HR Space-Net AG
1...,33,34,35,36,37,38,39,40,41,42 44,45,46,47,48,49,50,51,52,53,...84
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