personalmagazin 06/2015 - page 33

33
06/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
unterstützt bei Bedarf, die Skills zu for-
mulieren und postet die Stelle auf dem
eigenen Tool. Die Mitarbeiter senden
Begrüßungsbotschaften, auch als Video,
ins Netz. Talent Managerin Laila Horsten
sieht zwei Vorteile: „Es wird eine höhere
Passung zwischen potenziellem Kandi-
dat, Team und Position erreicht. Persona-
lisierte Stellenausschreibungen senken
zudem die Schwelle, sich zu bewerben
und Bewerber bekommen gleich einen
Eindruck von den neuen Kollegen.“ Das
spart Zeit und Geld. „Entscheidet sich ein
Team für einen neuen Mitarbeiter, tau-
schen sich alle meist schon vor dem ers-
ten Arbeitstag intensiv aus und bleiben
in regelmäßigem Kontakt, zum Beispiel
via Skype“, berichtet Horsten. „Das hilft
beim Onboarding.“
Deshalb steht für Ingolf Teetz, CEO des
HR-Software-Lösung-Anbieters Milch &
Zucker The Marketing & Software Com-
pany AG in Bad Nauheim, Datenschutz
an oberster Stelle: „Ein System, bei dem
generell der Bewerbungsprozess allen
Mitgliedern einer Fachabteilung offen-
steht, sehe ich – zumindest in mittleren
und großen Unternehmen – als äußerst
problematisch an.“ Sensible Personal-
daten, wie sie in einem Lebenslauf oder
in Zeugnissen stehen, könne man nicht
ohne Weiteres in einem Unternehmen
herumschicken. Der Auswahlprozess
müsse nach seiner Meinung maßgeblich
in der Verantwortung der Personaler
und der Fachvorgesetzten bleiben. „In
einem IT-System sorgt die Hierarchie der
Zugriffsrechte für Datenschutz – mitun-
ter ist sie sogar strenger, als die Unter-
nehmen sich das wünschen.“
Dennoch können die Teammitglieder
einer Fachabteilung den Bewerbungs-
prozess aktiv unterstützen. „Die Perso-
naler müssen lediglich genau definieren,
wer wann und wie lange in welchem
Stadium amBewerbungsprozess teilneh-
men darf.“ In Bewerbermanagementsy-
stemen ist das Handling sehr einfach.
Berechtigte User setzen ein Häkchen
– und geben einem anderen Nutzer so
Zugriffsrechte.
Sternchen für Kompetenzen
In welcher Form die Beurteilungen
dann abgegeben werden können, legen
die HR-Profis vorab im Tool fest. Bei
der Werbeagentur-Gruppe Serviceplan
mit 1.500 Mitarbeitern durchlaufen
die Kandidaten mehrere Bewerbungs-
runden. Nach jedem Gespräch verteilen
die Teilnehmer Sternchen für Fachkom-
petenz, Qualifizierungen und andere
Merkmale des Kandidaten – ganz so wie
Kunden von Amazon bei der Bewertung
des Kaufprozesses. Die Kriterien, die
zur Bewertung stehen, haben die HR-
Fachleute genau definiert. Es handelt
sich um einen Mix aus Hard- und Soft­
skills. So wird nicht nur die fachliche
Seite abgefragt, sondern es wird auch
der Teamaspekt berücksichtigt. „Der
differenzierte Bewertungsbogen ermög-
licht es, von allen Teilnehmern der Be-
werberrunden miteinander vergleichba-
re Ergebnisse zu erhalten“, so Teetz.
Die ideale Software hat Julian Vester
noch nicht gefunden. Hilfsweise nutzt
der Geschäftsführer der Hamburger
Digitalagentur Elbdudler das Arbeitsor-
ganisationstool Kanban, in dem er den
Bewerbungsstatus einpflegt. Vester wür-
de zwar gerne „mit möglichst wenig Auf-
wandmöglichst viel Erfolg erzielen“, hält
aber den organisch gewachsenen Ein-
stellungsprozess mit und ohne Software
für Elbdudler-relevant: „Wir suchen nach
Leistung aus, da darf keiner erschrecken
vor der harten Arbeit, zu der auch die
Mitbestimmung und -verantwortung
im Team gehört.“ Stellt ein Team Per-
sonalbedarf fest, fragt es erst in Nach-
barteams, ob dort Ressourcen frei sind.
Wenn nicht, wird geschaut, ob das Team
die Kosten für einen weiteren Kollegen
tragen kann. Erst danach beginnt die Su-
che, an der sich alle beteiligen. Stellen-
ausschreibung, Bewerbungen sammeln
und sortieren, Bewerbungsgespräche,
interessierte Teammitarbeiter klinken
sich ein. „Für den Prozess setzt einer
den Hut auf“, erklärt Vester. Entschieden
wird gemeinsam, jeder Mitarbeiter und
Manager kann sein Veto einlegen. Den
Arbeitsvertrag setzt das Sekretariat auf,
der Geschäftsführer unterschreibt – eine
Formalie, denn die Diskussion ist zu die-
sem Zeitpunkt abgeschlossen.
RUTH LEMMER
ist freie Journalistin und
Fachautorin in Düsseldorf.
PIA WEBER
ist freie Journalistin in Neu-
fahrn bei Freising.
VIDEO
In der Personalmagazin-App finden Sie
einige Videos zur Ausschreibung zum
Traumjob „Swiss Explorer“.
© BLOG.PROSPECTIVE.CH
„Bei uns darf keiner erschrecken vor der
harten Arbeit, zu der auch die Mitbe-
stimmung im Team gehört.“
Julian Vester, Elbdudler
© YOUTUBE
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...84
Powered by FlippingBook