personalmagazin 07/2015 - page 20

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TITEL
_NEW WORK
personalmagazin 07/15
E
s war einmal ein CEO eines
Fortune-500-Unternehmens,
der sein Unternehmen innova-
tiver machen wollte. Da ihm der
Internetriese Google für seine innovative
Kultur bekannt war, beauftragte er eine
Mitarbeiterin damit, sich mit dem HR-
Chef von Google auszutauschen. „Unser
CEO will, dass wir innovativer werden“,
sagte sie. „Eine seiner Ideen ist es, einen
Kreativraum einzurichten mit einem
Tischkicker, Sitzsäcken, Lavalampen
Von
Andrea Sattler
(Red.)
und jede Menge Snacks, damit die Leute
auf verrückte Ideen kommen.“ Darauf-
hin schlug der Google-Personaler ihr vor,
ihre Geschäftsführermeetings auf Video
aufzuzeichnen, damit die Mitarbeiter
wüssten, wie dort Entscheidungen ge-
troffen werden. Oder junge Mitarbeiter
an den Meetings teilnehmen zu lassen
und anschließend das Wissen im Un-
ternehmen zu verbreiten. Oder einen
Kasten für Mitarbeitervorschläge ein-
zurichten, aus denen Freiwillige einige
auswählen und mit einem eigens dafür
vorgesehenen Budget in die Tat umset-
zen. Doch auf alle Vorschläge erwiderte
die Mitarbeiterin, dass ihr CEO dies nie-
mals zulassen würde.
Mehr als Sitzsäcke und Lavalampen
Das Beispiel, das aus dem Buch „Work
Rules!“ von Google-Personalchef Laszlo
Bock stammt, beschreibt sehr anschau-
lich, was New Work bei Google bedeu-
tet: Ja, es gibt sie, die bunten und leicht
verrückten Accessoires des Google-Ar-
beitsalltags, die Sitzsäcke, Lavalampen
und Rutschen (siehe Bilder). Doch Bock
versteht diese nur als Beiwerk einer
neuen Arbeitskultur, die sich im Grunde
durch dreierlei auszeichnet: eine klare
Mission, Transparenz und das Mitspra-
cherecht der Mitarbeiter.
Von Tag eins an Zugriff auf alle Infos
Die wichtigste Grundlage dafür laut Te-
nor des Buchs: maximale Freiheit für die
Mitarbeiter. Dahinter steckt die Über-
zeugung, dass alle Menschen grund-
sätzlich gut seien und damit Freiheit
verdient hätten, so das weltanschau-
liche Argument. Zudem strebten die
talentiertesten Leute in freiheitsgetrie-
bene Firmen, so der praktische Nutzen.
Der wohl eindrucksvollste Vertrauens-
beweis ist, dass bei Google alle neuen
Mitarbeiter ab Tag eins Zugriff auf alle
Informationen haben. Kein Wunder al-
so, dass das Recruiting vertrauenswür-
diger Mitarbeiter in Googles HR-Konzept
eine zentrale Rolle spielt. Bocks Faust-
regel lautet: „Stelle nur Bewerber ein,
die besser sind als du selbst.“ Um dies
zu verifizieren, müssen Bewerber Ein-
stellungstests und mehrere Runden mit
Jenseits des Regenbogens
PRAXIS.
HR-Chef Laszlo Bock zeigt im Buch „Work Rules!“ wie das freiheitsgetriebene
New-Work-Konzept bei Google funktioniert – und was der Preis der Freiheit ist.
© GOOGLE INC.
Laszlo Bock
Work Rules!
Insights from inside
Google that will trans-
form how you live and
lead. 404 Seiten, John
Murray, London, 2015.
17,50 Euro.
BUCHTIPP
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