personalmagazin 07/2015 - page 26

personalmagazin 07/15
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TITEL
_NEW WORK
D
ie Schanzenstraße in Köln-
Mülheim hat in der Region
durch Zweierlei einen hohen
Bekanntheitsgrad: durch das
Kunst- und Kulturfest Birlikte – Zusam-
menstehen, Zusammenleben – zu den
Gedenktagen des Attentats auf der be-
nachbarten Keupstraße, in der die NSU
im Juni 2004 mit einer ferngezündeten
Nagelbombe 22 Menschen verletzte und
Ladenlokale zerstörte. Und durch das
Industrieareal Carlswerk, in dem früher
Leitungsdrähte und Starkstromkabel
produziert wurden, und das heute ein
Campus für Kultur und Start-ups ist. Weit
hinten auf dem Gelände, im ehemaligen
Kupferwerk, baut Rewe Räume aus, die
für den Handelskonzern neu sind wie
das Geschäftsfeld, das er dort beackert:
Die Rewe digital GmbH rollt den Online-
Lebensmittelhandel für Deutschland auf
und als eigenständiges Portal den Rewe-
Weinhandel. Weitere Projekte wie die
Kundenansprache per App oder mobile
Gutscheine werden schon angedacht,
auch die stationären Filialen sollen digi-
tal bespielt werden.
Überall Start-up-Atmosphäre
Die Start-up-Atmosphäre auf dem Ge-
lände spürt der Besucher schon, wenn
er an hippen Läden mit Rhabarberschor-
le und Direktsaft vom Apfel, Tofuburger
und Süßkartoffel-Pommes, dem Depot
2 des Kölner Schauspiels und einer
Stuntfirma zur Rewe digital läuft – teils
über Kopfsteinpflaster. Am Hausein-
gang erinnert allein das Rewe-Logo an
Von
Ruth Lemmer
den traditionell verwalteten Einzelhan-
delskonzern. In der zweiten Etage – die
erste wird gerade umgebaut inklusive
einzelner Ruhearbeitsplätze – unterbre-
chen nur Säulen, Winkel und Spanplat-
tenabteile den weiten Blick in die helle
Arbeitswelt 4.0. Wände zwischen den
Großraumabteilen sind verglast oder
weiß und beschreibbar. Farbenfrohe Be-
sprechungsecken mit roten, gelben und
grünen Sitzmöbeln vereinfachen die
Orientierung. Unter einem Konferenz-
raum, in den eine schmale Holztreppe
führt, hängt ein Netz, stabil genug, um
sich und seine Gedanken dort pendelnd
zu parken. Doch auch das Turnnetz ist
kein Spiel-, sondern ein Arbeitsplatz.
Den offenen Großraum entwarf Monica
Lepel vom Kölner Architekturbüro Lepel
& Lepel, die sich mit dem Google-Büro
in Düsseldorf für moderne Arbeitsland-
schaften empfohlen hatte. Es summt ge-
schäftig aus allen Ecken.
Agiles Unternehmen: Bewegung und
Beweglichkeit als Dauerfeeling
Die Arbeitsweise aus der Softwarebran-
che, gebannt ins Agile Manifest, geistert
durch die Etage mit ihren flexiblen Or-
ganisationseinheiten. Die Kombination
agil und Manifest klingt widersprüch-
lich. Aber sei’s drum: Hier sollen eben
Bewegung und Beweglichkeit zum Dau-
erfeeling werden. „Änderungen, die das
Produkt verbessern, sind jederzeit will-
kommen, es gibt nichts Fertiges“, sagt
Personalleiter Stefan Leinesser. „Aber
wir wollen nicht das agilste Unterneh-
men Deutschlands werden, sondern
der erfolgreichste Lebensmittel-Online-
händler.“ Bis zu welcher Mitarbeiter-
zahl das freie Schweben funktioniert, ist
noch nicht ausgemacht. Momentan geht
es um Wachstum, und motivierte Mitar-
beiter sind Programm.
200 Mitarbeiter arbeiten in selbst
organisierten Teams ohne Hierarchien
Inzwischen sind es 200, die ihre Arbeit
selbst organisieren. In kleinen Teams,
die den Shop in noch kleinere Teile zer-
legen und perfektionieren. Zu einem
Team gehören Softwareentwickler und
Marketingfachleute, Vertriebsspezialis-
ten und Kundenservicemitarbeiter. Ei-
ner macht den Teamcoach. Der ist kein
Vorgesetzter mit Weisungsbefugnis,
Start-up für Erwachsene
PRAXIS.
So lebendig wie das Web muss die Arbeitsstruktur sein, in der Mitarbeiter
den Online-Handel befeuern. Eine Atmosphäre wie bei Rewe digital passt da prima.
BILDERGALERIE
Weitere Eindrücke von Rewe digital
sehen Sie in einer Bildergalerie in der
Personalmagazin-App.
VIDEO
Ein Video in der Personalmagazin-App
zeigt, wie die Arbeitswelt von Rewe
digital funktioniert.
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