personalmagazin 07/2015 - page 31

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07/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
haupten nicht, dass zum Beispiel die ak-
tuellen Gutachten des Anbieters dieser
damaligen Form entsprechen. Die von
uns analysierten Gutachten wurden im
Zeitraum von 2010 bis 2013 erstellt.
Wenige Hintergrundinfos enthalten
Die genannten Restriktionen sind unse-
res Erachtens vertretbar, da es im vor-
liegenden Beitrag nicht um eine verglei-
chende Bewertung von Anbietern geht,
sondern darum, den Variantenreichtum
in der Gutachtengestaltung aufzuzeigen
und verfahrensübergreifend auf Verbes-
serungsmöglichkeiten hinzuweisen.
So ist in fast allen Fällen zu beklagen,
dass nicht ausreichend erklärt wird, wie
die Bewertung oder Interpretation der
Persönlichkeitsausprägungen zustande
kommt. In vielen Gutachten finden sich
darüber hinaus zu wenige Hintergrund-
informationen zum Verfahren. Es ist
möglich, dass diese fehlenden Informa-
tionen an anderer Stelle publiziert sind,
etwa auf einer Webseite oder in einem
gesonderten technischen Manual. Wir
vertreten aber die Auffassung, dass not-
wendige Informationen Bestandteil des
Gutachtens sein müssen, oder dass im
Gutachten zumindest explizit zu erwäh-
nen ist, wo sich der Leser die notwen-
digen Informationen verschaffen kann.
Diesbezüglich sehen wir eine Bring-
schuld des Anbieters, keinesfalls eine
Holschuld der begutachteten Person.
Generell lässt sich feststellen, dass
die vorliegenden Gutachten alle nach
einer ähnlichen Struktur aufgebaut
sind: Zunächst gibt es eine Erläuterung
des zugrunde liegenden Konzepts des
Persönlichkeitsfragebogens. Es folgen
eventuell Interpretationshilfen mit Bei-
spielen und dann die Wiedergabe der
Werte, die die beurteilte Person im ver-
wendeten Verfahren erreicht hat. Meist
werden diese Werte zunächst in einer
Gesamtübersicht dargestellt, dann wird
beispielsweise für jede Dimension, die
erfasst wurde, ausführlich erläutert,
was die Werte bedeuten. Vielfach findet
man auch Empfehlungen, in welchen Be-
reichen sich die beurteilte Person noch
weiterentwickeln sollte oder wo sie über
besonders viel Potenzial verfügt.
In der Tabelle sind die 19 Gutachten
alphabetisch nach der Verfahrensbe-
zeichnung sortiert oder auch nach dem
Anbietername aufgelistet. Zunächst be-
trachten wir rein deskriptiv den Umfang
der Gutachten sowie den relativen An-
teil an Grafiken und die Frage nach dem
Adressat des Gutachtens. Hinsichtlich
des Umfangs der dargebotenen Hinter-
grundinformationen und hinsichtlich der
Angaben zur Nachvollziehbarkeit der In-
terpretation, ergänzen wir die Deskription
um ein normatives Moment und bewerten
ein Mehr an Hintergrundinformationen
ebenso wie ein Mehr an Informationen
zum Vorgehen der Interpretation positiv.
Darüber hinaus haben wir eine Analyse
vorgenommen, wie viele Barnum-Aussa-
gen ein Gutachten umfasst. Wie in Per-
sonalmagazin 1/2014 erläutert, tritt der
Barnum-Effekt ein, wenn die begutachtete
Person aufgrund von vagen, universellen
und tendenziell positiven Aussagen in
einem Gutachten die Gültigkeit der Ana-
lyse überschätzt. Die Ergebnisse dazu
werden wir in einem zweiten Artikel im
Personalmagazin noch veröffentlichen.
Untersucht: Umfang, Grafik, Adressat
Hinsichtlich des Umfangs des Gutach-
tens berichten wir die Anzahl an Sei-
ten. Dieser Maßstab ist unscharf, da auf
einer Seite viele oder wenige Zeichen
untergebracht werden können: Der
wahrgenommene Umfang wird aber
vermutlich wesentlich von der Seiten-
zahl mitbestimmt. Es ist dennoch fest-
zuhalten, dass manche Gutachten sehr
platzsparend formatiert sind, wohin-
gegen in anderen für jede gemessene
Dimension eine neue Seite verwendet
wird, ungeachtet dessen, dass somit
manche Seiten nur mit wenigen Sätzen
bedruckt sind (zum Beispiel bei Hogan
Lead, Insyst oder Pawlik). Im Mittel hat
ein Gutachten unserer Stichprobe einen
Gesamtumfang von 29 Seiten. Dabei ist
die Varianz zwischen den Gutachten
beträchtlich. Die kürzesten Gutachten
umfassen sieben Seiten (Social Style &
Versatility und Harrison Assessments)
und das längste Gutachten umfasst 79
Seiten (Hogan Lead). Außerdem gibt es
in einigen wenigen Gutachten (zum Bei-
spiel Cut-E) ein bis zwei Seiten, die ex-
plizit dazu gedacht sind, dass der Leser
sich Notizen machen kann; diese Seiten
enthalten keine Informationen.
Alle analysierten Gutachten umfassen
Grafiken. Welche Art von Grafik verwen-
det wird und in welchem Umfang, ist
Nicht nur der Persönlich-
keitsfragebogen, sondern
auch das Gutachten muss
qualitative Standards
einhalten.
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