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MANAGEMENT
_PRINT-STELLENANZEIGEN
personalmagazin 07/15
M
anche Personaler erinnern
sich vielleicht noch an den
April 2000, als die F.A.Z.
280 Seiten Stellenanzeigen
zählte. 15 Jahre später sind es, wie der
Personalblogger Marcus K. Reif erhoben
hat, durchschnittlich nur noch etwas
über vier Seiten pro Woche. Wer nur
auf die rein zahlenmäßige Entwicklung
blickt, könnte folgern: „Print ist tot“.
Top-Quelle für die Jobsuche
Doch viele Fakten deuten in eine ande-
re Richtung. Die Studie „Jobsuche 2015“
der Manpower Group Deutschland, für
die 1.001 Personen befragt wurden,
nennt Stellenanzeigen in Tageszeitun-
gen als Top-Quelle für die Jobsuche.
46 Prozent der Befragten suchen dort.
Weitere 16 Prozent lesen die Stellenan-
zeigen in Fachzeitschriften ihrer Bran-
che. Auch die Arbeitgeber haben die
gedruckten Medien noch nicht ganz ab-
geschrieben. Wie die Studie „Recruiting
Trends 2015“ von CHRIS und Monster
zeigt, schalten immerhin zwölf Prozent
der Arbeitgeber Printanzeigen.
„Auch wir verkaufen zahlreiche Print-
Stellenanzeigen – zum Beispiel im Deut-
schen Ärzteblatt“, sagt Dr. Wolfgang
Achilles, Geschäftsführer von Jobware.
Eine Online-Jobbörse verkauft Print-
Stellenanzeigen? Das erscheint nur auf
den ersten Blick paradox. Zum einen
zählt Jobware über 400 Medienpartner
aus Print und Online. Zum anderen geht
es Achilles und seinem Team darum,
mit Stellenanzeigen Ergebnisse zu er-
Von
Daniela Furkel
(Red.)
zielen. In einem derart angespannten
Arbeitsmarkt wie dem für medizinische
Fachkräfte, sei es wichtig, potenzielle
Kandidaten dort anzusprechen, wo sie
sich aufhalten, so Achilles.
Argumente für Print
Das ist auch die Erfahrung von Marco
Buch, Leiter Recruiting-Services im VDI-
Verlag. „Arbeitgeber setzen weiterhin
auf Print-Stelleninserate, weil sie dort
eine spezifische Zielgruppe ansprechen
können. Im Fall der VDI-Nachrichten
ist das eine große Anzahl von Ingenieu-
ren, im Fall von Regionalzeitungen eine
Vielzahl an Kandidaten einer bestimm-
ten Stadt oder Region.“ Auch der zweite
Punkt – die regionale Ansprache – ist
nach Erfahrung von Wolfgang Achilles
ein wichtiges Argument auf dem heuti-
gen Arbeitsmarkt: „Wenn das Unterneh-
men jemanden über die Regionalzeitung
mit einer passenden Stelle erreicht, die
näher an seinem Wohnort liegt als der
bisherige Job, dann hat es eigentlich
schon gewonnen. Ein Arbeitsplatz ohne
lange Anfahrt ist für viele Arbeitnehmer
mit Geld gar nicht aufzuwiegen.“
Einen weiteren Grund für Print-Stel-
lenanzeigen nennt Christine Tolksdorf,
Anzeigenleiterin Stellenmarkt bei der
Süddeutschen Zeitung: „Vielen Arbeit-
gebern geht es um die Qualität der Be-
werber. Es geht ihnen nicht darum, eine
Vielzahl an Kandidaten zu erhalten, son-
dern die Richtigen“, sagt sie und ergänzt:
„Meist sind es auch Arbeitgeber, die wis-
sen, dass die gesuchte Berufsgruppe sehr
stark umworben wird und die Stellen
nicht leicht zu besetzen sind. Daher wol-
len sie bewusst zu den aktiv Suchenden
auch die latent Suchenden ansprechen.“
Printanzeigen in der Süddeutschen Zeit-
umg werden daher oft für technische
Berufe, speziell für Ingenieursjobs und
IT-Jobs, aber auch für die Bereiche Ver-
trieb und Finanzen geschaltet. Auch der
öffentliche Dienst sowie Kliniken setzen
nach Auskunft von Christine Tolksdorf
stark auf Printanzeigen. Zu den Buchen-
den zählen attraktive Arbeitgeber wie
Audi, Interhyp, die Landeshauptstadt
München oder Porsche (siehe Kasten).
Neuer Print-Stellenmarkt
Ganz ähnlich sind die Erfahrungen von
Ulrike Poley, Verlagsleiterin Stellen-
markt & Karriere beim Deutschen Fach-
verlag, in dem unter anderem die Le-
bensmittel Zeitung, die TextilWirtschaft
und Horizont erscheinen: „In der Le-
bensmittel- und Konsumgüterbranche
setzen Arbeitgeber für Vertriebs- und
Einkaufspositionen auf Professional-
oder Executive-Ebene gezielt auf Print“,
berichtet sie. „Dass wir hier einen posi-
tiven Rücklauf haben, zeigt sich auch
darin, dass die großen Personalberater
der Branche großflächige Printanzeigen
schalten.“ Vor Kurzem hat sie sogar ei-
nen Print-Stellenmarkt neu etabliert –
in TW Season, einer Spezialpublikation
für Mitarbeiter im Textil-Retail.
Die Gründe sind nach ihren Auskünf-
ten in der speziellen Zielgruppe und ihrer
beruflichen Situation zu finden: Die Ver-
käufer, egal welcher Marke, informieren
sich in dem Printtitel, der viermal im Jahr
erscheint, über die angesagte Mode, um
ihre Kunden richtig zu beraten. Die Hefte
Print wirkt – immer wieder
PRAXIS.
Arbeitgeber, die heute auf Printanzeigen setzen, tun dies nicht aus alter
Tradition. Sondern sie verfolgen damit klare Ziele und fahren gute Erfolge ein.
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