personalmagazin 07/2015 - page 50

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ORGANISATION
_RISIKOVORSORGE
personalmagazin 07/15
D
ie Absicherung des erreichten
Lebensstandards gewinnt bei
Arbeitnehmern an Relevanz.
Denn die gesetzliche Sozial-
versicherung kann dies nicht mehr in
vollem Umfang garantieren. Das wird
sich in Zukunft noch verschärfen, wenn
durch den demografischen Wandel
immer weniger Beitragszahler einer
zunehmenden Anzahl älterer Leistungs-
empfänger gegenüber stehen. Vor die-
sem Hintergrund sind Arbeitnehmer
heute mehr denn je gezwungen, alterna-
tive Vorsorgemöglichkeiten in Betracht
zu ziehen, um keine Einschnitte bei der
Einkommenssicherung zu erleiden.
Angebot von Nachfrage weit entfernt
Eine Möglichkeit zur zusätzlichen Absi-
cherung bietet die Arbeitgeberseite. In
der Praxis hat sich dort ein vielfältiges,
häufig über Versicherungslösungen um-
gesetztes Angebot etabliert. Wesentlich
sind hierbei Leistungen der betriebli-
chen Altersversorgung zu den Risiken
Alter, Invalidität und Tod und auch pau-
schale Vorsorgeleistung gegen das stark
eingegrenzte und daher kostengünstige
Risiko Unfall. In jüngster Zeit stoßen
auch betriebliche Ergänzungsversiche-
rungen zur gesetzlichen Krankenversi-
cherung oder zur Absicherung bei Be-
rufsunfähigkeit auf größeres Interesse.
Doch das Angebot der Arbeitgeber trifft
nicht die Erwartungen der Arbeitneh-
mer: In einer neuen Studie zur Risiko-
absicherung hat Towers Watson 1.000
Arbeitnehmer in Deutschland zu ihrem
Von
Sabine Koch
und
Lothar Stephan
individuellen Vorsorgebewusstsein und
-verhalten befragt. Die Ergebnisse zeigen
ganz klare Erwartungen an die Arbeit-
geberseite, was die finanzielle Vorsor-
ge angeht. Zwei Drittel der Befragten
wünschen sich einen Schutz gegen Be-
rufsunfähigkeit, rund die Hälfte gegen
Lohnausfall. Eine Unfallversicherung
möchte jeder Dritte, eine Krankenzusatz-
versicherung 22 Prozent. Zwischen die-
sen Wünschen und der Realität klafft al-
lerdings eine Lücke: 61 Prozent erhalten
von ihrem Unternehmen überhaupt kei-
ne Vorsorgeleistungen. Nur jeder Fünfte
bekommt eine Lohnfortzahlung (21 Pro-
zent) oder ist gegen Unfälle versichert (18
Prozent). Lediglich elf Prozent sind gegen
Invalidität abgesichert, sechs Prozent er-
halten eine Krankenzusatzversicherung.
Durchschnittsverdiener als Verlierer
Vor allem Beschäftigte mit einem Ein-
kommen von 30.000 bis 50.000 Euro
erhalten keine arbeitgeberfinanzierte
Risikoleistungen (69 Prozent). Für Un-
ternehmen bedeutet dies, dass sie die
Beschäftigten mit einem durchschnitt-
lichen Lohn stärker bei der Risikovor-
sorge unterstützen müssen, um sich als
attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Sie können ihren Mitarbeitern eine ge-
suchte Zusatzleistung bieten, welche
diese nicht oder nicht in vergleichbarem
Umfang selbst privat erwerben können.
Über den Arbeitgeber werden verein-
fachte Zugangsvoraussetzungen und Ge-
staltungsvorteile erzielt – starke Argu-
mente für die Gewinnung und Bindung
von Mitarbeitern.
Die Studie zeigt weiter, dass bei jün-
geren Beschäftigten (21–35 Jahre) in
der privaten, also selbst organisierten
und finanzierten Vorsorge, unmittelbare
Versorgungsrisiken wie Unfall, Berufs-
unfähigkeit und Lohnfortzahlung im
Vordergrund stehen. 85 Prozent dieser
Altersgruppe sieht die Absicherung ge-
gen Invalidität als wichtig bis sehr wich-
Pluspunkte richtig setzen
STUDIE.
Vorsorgeleistungen gelten als Motivations- und Bindungsinstrument. Doch eine
Untersuchung von Towers Watson zeigt: Angebot und Nachfrage treffen sich kaum.
Berufsunfähigkeitsabsicherung
Arbeitnehmer haben ganz konkrete Vorstellungen, mit welchen Vorsorgeleistungen
Arbeitgeber sie motivieren und binden könnten – doch entsprechende Angebote fehlen.
ARBEITNEHMERWÜNSCHE
Angaben in Prozent
drei Antworten möglich
64
Krankentagegeld/Lohnfortzahlung
53
Unfallversicherung
30
Absicherung gegen Pflegefallkosten
23
22
Todesfallabsicherung
19
Kranken-Zusatzversicherung
1...,40,41,42,43,44,45,46,47,48,49 51,52,53,54,55,56,57,58,59,60,...84
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