PERSONALquarterly 3/2015 - page 37

37
03/15 PERSONALquarterly
lassen, zeigt eine Auswertung nach der Mitarbeiterzahl deut-
liche Unterschiede zwischen den Größenklassen. Studierende
von Unternehmen der kleinsten Größenklasse weisen vor allem
bezüglich der Beurteilung der Karriereperspektiven sowie der
Möglichkeit zur Zielerreichung (p < ,01) eine erheblich nied-
rigere Einschätzung auf als solche von Großunternehmen. Aber
nicht nur kleinere Unternehmen scheinen Nachholbedarf bei
der Karriereplanung zu haben. Die Erarbeitung individueller
Karrierepläne könnte hier Abhilfe schaffen (vgl. auch Agui-
nis/Gottfredson/Joo, 2012, S. 612f.). In Gesprächen mit Studie-
renden sollten deren berufliche Ziele sowie Fähigkeiten und
Potenziale identifiziert und darauf aufbauend passende Ein-
satzmöglichkeiten mit Perspektive im Unternehmen gefunden
werden. Es gilt, den Studierenden (idealerweise schon deutlich
vor Studienende) einen klaren Karriereweg aufzuzeigen und
sie aktiv über die Möglichkeiten des Verbleibs imUnternehmen
und die Entwicklungschancen zu informieren, da ansonsten die
Gefahr besteht, dass sie sich anderen Unternehmen zuwenden.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Studierenden mit heraus-
fordernden Tätigkeiten zu betrauen, die sie als interessant
empfinden (vgl. auch Aguinis/Gottfredson/Joo, 2012, S. 614).
Eine Unterforderung der Studierenden durch die Übertragung
von Routineaufgaben, die ihre Fähigkeiten nicht ausschöpfen
und Langeweile aufkommen lassen, genügt ihren Ansprüchen
hingegen nicht und stellt ein erhebliches Risiko für die Einbet-
tung und den Verbleib im Unternehmen dar. Insgesamt gese-
hen besteht also bei der Dimension Person-Job-Kompatibilität
Handlungsbedarf, vor allem, aber nicht ausschließlich für klei-
nere Unternehmen.
Berufliche Beziehungen
Die Dimension berufliche Beziehungen, die mittels der in Abb. 6
aufgeführten Indikatoren gemessen wurde, erfährt ein noch et-
was höheres Maß an Zustimmung als die Person-Job-Kompatibi-
lität. Eine Betrachtung auf der Ebene der einzelnen Indikatoren
verweist lediglich bei der Frage nach dem Kontakt mit Kollegen
über die Arbeit hinaus auf deutliches Verbesserungspotenzial.
Solche Kontakte können einen Bindungsfaktor darstellen, wenn
sich daraus (kollegiale) Freundschaften ergeben und das Unter-
nehmen damit nicht allein als Arbeitsplatz, sondern auch als
Quelle privater sozialer Kontakte gesehen wird. Erneut errei-
chen Großunternehmen diesbezüglich ein signifikant besseres
Ergebnis als kleinere und mittlere (p < ,05). Da aber alle drei
Größenklassen nur mittlere Werte erzielen, gilt es für Unter-
nehmen aller Kategorien, solche Kontakte durch Organisation
gemeinsamer Aktivitäten mit Kollegen zu fördern. Hierunter
fallen bspw. die Einrichtung von „Stammtischen“, die Unterstüt-
zung der Studierenden durch Zuweisung eines Mentors oder
die Steigerung der Intensität der Beziehungen durch frühzeitige
Integration der Studierenden in langfristige Projekte und Teams
(Mitchell/Holtom/Lee, 2001, S. 106).
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 5:
Mittelwerte der Indikatoren der Dimension
Person-Job-Kompatibilität
Indikator
Mittelwert
Ich finde, dass ich gut zu meinem Partnerunter­
nehmen passe.
3,82
Meine Werte und die meines Partnerunternehmens
sind miteinander vereinbar.
3,77
Ich kann mich mit der Kultur in meinem Partner-
unternehmen identifizieren.
3,74
Ich fühle mich in meinem Partnerunternehmen
wertgeschätzt.
3,45
Ich kann meine beruflichen Ziele in meinem
Partnerunternehmen erreichen.
3,08
Meine Fähigkeiten und Talente werden von meiner
Tätigkeit im Unternehmen gut ausgeschöpft.
3,04
Meine Karriereperspektiven in meinem
Partnerunternehmen sind sehr gut.
3,04
Skala jeweils von 1 = stimme überhaupt nicht zu
bis 5 = stimme voll und ganz zu
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 6:
Mittelwerte der Indikatoren der Dimension
berufliche Beziehungen
Indikator
Mittelwert
Ich arbeite gerne mit meinen Kollegen zusammen.
4,27
Ich mag die meisten Kollegen als Person.
3,97
Ich schätze das Wissen und die Kompetenz der mei-
sten Vorgesetzten in meinem Unternehmen.
3,84
Ich mag die meisten Vorgesetzten in meinem
Unternehmen als Person.
3,76
Die meisten der Vorgesetzten würden mich im
Unternehmen verteidigen, wenn ich einen unbeab-
sichtigten Fehler machen würde.
3,57
Ich habe mit meinen Kollegen regelmäßig Kontakt
über die Arbeit hinaus.
3,10
Skala jeweils von 1 = stimme überhaupt nicht zu
bis 5 = stimme voll und ganz zu
1...,27,28,29,30,31,32,33,34,35,36 38,39,40,41,42,43,44,45,46,47,...60
Powered by FlippingBook