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03/15 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Führt ein Teambonus zu Leistungssteigerungen von Mitarbeiter/innen und
einem Anstieg von Umsätzen und Gewinnen? Wann funktioniert ein Teambonus gut, wann
funktioniert dieser nicht?
Methodik:
Feldexperiment in einer Bäckereikette
Praktische Implikationen:
Ein Teambonus wirkt sich positiv auf die Motivation der Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter aus. Dies führt zu einer Win-win-Situation: Die Umsätze und Gewinne
steigen an und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren von Gehaltssteigerungen.
strengen sich nicht mehr an als nötig und setzen darauf, dass
ihre Arbeitskolleginnen und Kollegen im Team die zusätzliche
Arbeit leisten. Klar war jedoch, dass durch den Teambonus die
Kosten steigen würden: Auch in der Vergangenheit erreichten
im Schnitt 40% der Filialen ihre Umsatzziele, was bedeutet,
dass ein großer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auto-
matisch höhere Gehälter bei der Einführung des Teambonus er-
halten würde – auch ohne Leistungssteigerung. Ergo: Während
die Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens durch den
Teambonus aus Sicht von Brotmeister zunächst fraglich waren,
war sicher, dass die Kosten steigen würden.
Gemeinsam mit einem Forscherteam um Prof. Guido Frie-
bel, Miriam Krüger und Prof. Nick Zubanov von der Goethe-
Universität Frankfurt und Jun-Prof. Matthias Heinz von der
Universität zu Köln wurde daher der Teambonus zunächst in
einer Pilotstudie getestet. Dies eröffnete Brotmeister die Mög-
lichkeit, den Teambonus nur dann einzuführen, wenn dieser
nachweislich positive Effekte für Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter sowie das Unternehmen hat. Der Teambonus wurde
daher a) zunächst nur für die Monate April bis Juni 2014 und
b) nur in zufällig ausgewählten Filialen eingeführt.
Die Filialen, die den Teambonus zunächst erhalten sollten,
wurden von dem Forscherteam mittels eines statistischen
Verfahrens bestimmt, das es ermöglicht, den Erfolg des
Bonus kausal zu messen. Das Forscherteam berechnete zu-
nächst für jede Filiale die „erwarteten Umsätze“ für April bis
Juni 2014 basierend auf den historischen Umsatzzahlen. Im
Anschluss wurden immer die zwei Filialen einer gleichen
Zelle zugeteilt, deren erwartete Umsätze einander am nächs
ten waren. Aus diesen Zellen wurde per Los bestimmt, welche
den Bonus erhalten sollte („Pilotfiliale“) und welche nicht
(„Vergleichsfiliale“). Dieses Verfahren wurde für alle ca. 200
Filialen durchgeführt, sodass am Ende knapp 100 Filialen in
die Pilotgruppe und 100 in die Vergleichsgruppe eingeteilt
werden konnten. Die beiden Filial-Gruppen waren nicht nur
bezüglich der „erwarteten Umsätze“ in denMonaten April bis
Juni gleich, sondern auch bezüglich aller anderen relevanten
Charakteristika (z. B. Anzahl der Mitarbeiterinnen, Alter, An-
zahl der Kunden). Dieses Auswahlverfahren garantierte zum
einen, dass jede/r Mitarbeiter/-in ex ante die gleiche Chance
Einführung des Teambonus festgelegt worden war. Wenn eine
Filiale die Umsatzziele in einem Monat erreichte, erhielten die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen einen Bonus
von 100€. Wenn die Umsatzziele um 1%, 2%, 3% bzw. 4% (oder
mehr) übertroffen wurden, stieg der Bonus sogar auf 150€,
200€, 250€ bzw. 300€ an. Der Teambonus wurde, basierend auf
den monatlichen Arbeitsstunden der Beschäftigten, zwischen
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Filialen aufgeteilt.
Die Pilotstudie
Ob und, wenn ja, wie stark aber die Leistung der Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter steigen und inwiefern sich dies in
höheren Umsätzen niederschlagen würde, war vor der Ein-
führung des Teambonus unklar. So könnte es z. B. sein, dass
Kunden nicht mehr Produkte einkaufen, wenn sie freundlicher
bedient werden, oder es könnten „Trittbrettfahrer“-Probleme
auftreten, das heißt, einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Der Teambonus bei Brotmeister
Monatlicher
Bonus
Stufen von 1
bis 4 Prozent
Bonus von 100
bis 300 Euro
Umsatzziel
erreicht
100 Euro pro Monat
Umsätze in
Prozent über dem
Umsatzziel
200 Euro pro Monat
300 Euro pro Monat