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          PERSONALquarterly  02/15
        
        
          
            SCHWERPUNKT
          
        
        
          _CHANGE
        
        
          die Veränderungen“) erfasst. Die Items wurden mittels Exper-
        
        
          tenurteilen und Definitionsmerkmalen aus der bestehenden
        
        
          Literatur entwickelt und vorgetestet. Die Beantwortung erfolgte
        
        
          auf einer fünfstufigen Skala (von 1 = stimme nicht zu, 3 = teils/
        
        
          teils bis 5 = stimme zu).
        
        
          Nach drei Tagen erfolgte die zweite Erhebung mit der Mani-
        
        
          pulation der Interventionen (T2). Wieder wurde das Umzugs-
        
        
          Szenario allen Probanden vorgestellt. Variiert wurde zwischen
        
        
          den Experimentalgruppen die Intervention in Form von (1)
        
        
          wissenschaftlichen Informationen, (2) Erfahrungsberichten
        
        
          oder (3) Partizipationsmöglichkeiten. So konnten drei Ver-
        
        
          suchsbedingungen in ihrer Wirksamkeit überprüft werden.
        
        
          Probanden der ersten Experimentalgruppe wurden über wis-
        
        
          senschaftliche Erkenntnisse und Befunde zu den Vorteilen fle-
        
        
          xibler Großraumbüros aufgeklärt. Den Probanden der zweiten
        
        
          Experimentalgruppe wurden persönliche Erfahrungsberichte
        
        
          von Kollegen vorgelegt, die der Einführung einer flexiblen
        
        
          Bürostruktur sehr positiv gegenüberstanden und ihre Erfah-
        
        
          rungen mitteilten. Die dritte Experimentalgruppe erhielt die
        
        
          Möglichkeit zur Partizipation, sowohl bei der einführenden
        
        
          Gestaltung der neuen Büros, als auch indem ihnen ein Be-
        
        
          schwerdemanagement zum offenen Bürokonzept nach dessen
        
        
          Einführung in Aussicht gestellt wurde. Ferner wurde ein drei
        
        
          Monate später stattfindender Workshop angekündigt, um ge-
        
        
          meinsam an Anpassungen des Bürokonzepts zu arbeiten. Die
        
        
          Kontrollgruppe erhielt keine Hinweise zu wissenschaftlichen
        
        
          Informationen, Erfahrungen oder der Möglichkeit zur Partizi-
        
        
          pation. Danach erfolgte wiederum die Messung aller Einstel-
        
        
          lungskomponenten wie zum Messzeitpunkt T1.
        
        
          Die Fragebogendaten wurden mittels mehrfaktorieller Vari-
        
        
          anzanalyse
        
        
          1
        
        
          mit Messwiederholung auf einem Faktor in SPSS
        
        
          22 ausgewertet. Dabei wurde anhand der Fragebogendaten
        
        
          geprüft, welche Einstellungsaspekte der Mitarbeitenden zum
        
        
          Flexible Office sich zwischen den Messzeitpunkten T1 und T2
        
        
          in Abhängigkeit der Intervention verändert haben.
        
        
          
            Kognitive Einstellungsänderung
          
        
        
          Es wurde angenommen, dass die Interventionen die kogni-
        
        
          tiven Einstellungen zum flexiblen Büro positiv verändern. Dies
        
        
          konnte für die Intervention durch wissenschaftliche Informa-
        
        
          tionen und Erfahrungsberichte gezeigt werden (Abb. 2.1 und
        
        
          2.2). Durch die Vermittlung wissenschaftlicher Informationen
        
        
          verbesserten sich die kognitiven Einstellungen zum flexiblen
        
        
          Büro zwischen Messzeitpunkt 1 (M= 3.03, SD= 0.51) und Mess-
        
        
          zeitpunkt 2 (M= 3.36, SD= 0.55; F(1,29)= 3.45, p < .05). Die
        
        
          Probanden, denen Erfahrungsberichte dargeboten wurden,
        
        
          veränderten ihre Einstellung am ersten Messzeitpunkt (M=
        
        
          3.29, SD= 0.50) hin zu einer eher zustimmenden Einstellung
        
        
          zum zweiten Messezeitpunkt (M= 3.63, SD= 0.45; F(1,29)=
        
        
          4.48; p < .05). Durch die Möglichkeit der Partizipation änderten
        
        
          sich die kognitiven Einstellungen nicht. Es gab keine Verände-
        
        
          rung der kognitiven Einstellungen in der Kontrollgruppe.
        
        
          
            Affektive Einstellungsänderung
          
        
        
          Es wurde angenommen, dass affektive Einstellungen zum
        
        
          flexiblen Büro durch wissenschaftliche Informationen und Er-
        
        
          fahrungsberichte verändert werden. Dies war nur für die Pro-
        
        
          banden der Fall, denen durch wissenschaftliche Informationen
        
        
          Vorteile der Bürostrukturen erläutert wurden (F(1,29) = 9.49,
        
        
          p < .01, Abb. 1). Hier zeigte sich eine signifikante Veränderung
        
        
          von einer eher negativ-ablehnenden affektiven Einstellung (M=
        
        
          2.83, SD= 0.90) zu einer tendenziell zustimmenden Einstellung
        
        
          (M= 3.53, SD= 0.97). Probanden der anderen Experimentalbe-
        
        
          dingungen sowie der Kontrollgruppe zeigten hingegen keine
        
        
          Veränderung in ihren affektiven Einstellungen von T1 zu T2.
        
        
          
            Verhaltensbezogene Einstellungsänderung
          
        
        
          Es wurde angenommen, dass die Möglichkeit zur Partizipa
        
        
          tion vor allem die verhaltensbezogenen Einstellungen zum fle-
        
        
          xiblen Büro positiv verändern. Dies konnte bestätigt werden
        
        
          (Abb. 2.3). So stieg die Teilnahmebereitschaft von einem eher
        
        
          ablehnenden Wert (M= 2.40, SD= 0.90) auf einen eher zustim-
        
        
          menden Wert (M= 3.40, SD= 0.84) signifikant an (F(1,28)=
        
        
          11.25, p < .01). Ebenso veränderten wissenschaftliche Informa-
        
        
          tionen die verhaltensbezogenen Einstellungen von Messzeit-
        
        
          punkt 1 (M= 2.60, SD= 0.90) zu Messzeitpunkt 2 (M= 3.21, SD=
        
        
          0.77; F(1,29)= 3.61, p < .05). Erfahrungsberichte von Kollegen
        
        
          hatten keine Auswirkungen auf die verhaltensbezogenen Ein-
        
        
          stellungen der Mitarbeitenden.
        
        
          Ziel der experimentellen Vignettenstudie war es, Einfluss-
        
        
          faktoren zu ermitteln, durch die kognitive, affektive und ver-
        
        
          haltensbezogene Einstellungen zum flexiblen Büro positiv
        
        
          verändert werden können. Wie in den Abb. 2.1 bis 2.3 dar-
        
        
          gestellt, können vor allem wissenschaftliche Informationen
        
        
          über die Vor- und Nachteile der neuen Bürostruktur Einstel-
        
        
          lungskomponenten verändern. Hier zeigten sich sowohl bei
        
        
          kognitiven Einstellungen als auch bei affektiven und verhal-
        
        
          tensbezogenen Einstellungen Veränderungen zwischen den
        
        
          Messzeitpunkten. Erfahrungsberichte konnten nur die rational
        
        
          kognitiven Einstellungen verändern. Den deutlichsten Einfluss
        
        
          auf die Teilnahmemotivation und Verhaltensintentionen in
        
        
          Form verhaltensorientierter Einstellungen hatte das Angebot
        
        
          der Partizipation.
        
        
          
            Implikationen für die Praxis
          
        
        
          Diese experimentellen Ergebnisse wurden bei der Gestaltung
        
        
          des Change-Prozesses zur Einführung flexibler Bürostrukturen
        
        
          in einem Dienstleistungsunternehmen berücksichtigt und in
        
        
          Begleitprojekten umgesetzt. Kern des Maßnahmenpakets war
        
        
          1 Die Varianzanalyse ist ein statistisches Verfahren zum Vergleich der Mittelwerte von mehr als zwei
        
        
          Gruppen. Die F-Werte stellen Prüfgrößen dar, anhand derer die statistische Bedeutsamkeit (Signifi-
        
        
          kanz) beurteilt werden kann.