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der Aufzeichnung betrachtet werden können. Mit Hilfe der soft-
wareunterstützten Codierung (Mangold, 2010) war es möglich,
Veränderungen in der R-Kurve zeitgenau auf kritische Ereig-
nisse zurückzuführen. Die R-Kurve zeigt im dritten Workshop
etwa nach der Hälfte der Zeit einen sichtbaren Kurvenknick,
d.h. hier sinkt der R-Index kurz ab (Abb.3). Diese negative Stei-
gung der Kurve weist darauf hin, dass veränderungshemmende
Äußerungen zu diesem Zeitpunkt zunehmen. Die Change-Rezi-
pienten sollen Ideen entwickeln, wie sie sich auf die Inbetrieb-
nahme des neuen Gebäudes besser vorbereiten können:
A: „Ich finde Vorab-Optimierungen schwer (Sustain Talk).“
B: „Das ist auch schwer (Sustain Talk).“
A: Jetzt auch mal an Sie [zum Change-Agenten] gesprochen.
Ich fände den Workshop sinnvoller nach der Einweisung
(Sustain Talk).“
C: „Wenn man weiß, worum es geht (Sustain Talk).“
Change-Agent: „Nach der Einweisung (Neutral).“
A: „Ja, weil jetzt weiß ich noch gar nicht wirklich, was meine
Probleme sind (Sustain Talk).“
D: „Wir haben noch keine Fragen (Sustain Talk).“
A: „Wir drehen uns irgendwie im Kreis (Sustain Talk).“
Die qualitative Analyse der Sequenz zeigt, dass die Change-
Rezipienten aus dem Workshop zu diesem Zeitpunkt die feste
Absicht verloren hatten, die Inbetriebnahme der neuen Gebäu-
de zu optimieren. Es werden Nachteile benannt, warum die
Change-Rezipienten für die Erarbeitung von Optimierungen
derzeit nicht bereit sind (Abb. 4). Welche Implikationen hat
dieses Ergebnis für die Durchführung von partizipativen Maß-
nahmen in Veränderungsprozessen?
Implikationen für partizipative Maßnahmen
Die vorliegende Studie hat untersucht, wie sich die Verände-
rungsbereitschaft von Organisationsmitgliedern durch sprach-
liche Äußerungen in Workshops abbilden lässt. Die geäußerte
Veränderungsbereitschaft erlaubt es, festzustellen, ob sich die
Change-Rezipienten in einem adäquaten Veränderungsstadi-
um befinden (d.h. Vorbereitungsstadium), sodass organisati-
onale Veränderungsmaßnahmen auch effektiv durchgeführt
werden können. Darüber hinaus erlaubt die Analyse mit Hilfe
des R-Indexes, Dynamiken in der Veränderungsbereitschaft zu
erkennen und kritische Ereignisse zu identifizieren, die dazu
führen, dass die Veränderungsbereitschaft wieder absinkt.
Die qualitative Analyse des Workshops deutet darauf hin,
dass die Change-Rezipienten in der zweiten Hälfte des Work-
shops in das Stadium der Absichtsbildung des transtheore-
tischen Modells zurückgefallen sind. Sie hatten zwar mit der
Vorbereitung begonnen, aber nach etwa der Hälfte des Work-
shops drohte ein Abbruch durch die Zunahme von verände-
rungshemmenden Äußerungen. Change-Agenten fühlen sich
damit oft überfordert und wissen nicht, wie sie mit diesem
Widerstand umgehen sollen. Oft wird versucht, die Erarbei-
tung von Maßnahmen „durchzudrücken“. Die fehlende Verän-
derungsbereitschaft der Mitarbeiter wird ignoriert. Doch wie
sollten sich Change-Agenten in solchen Situationen verhalten?
Das transtheoretische Modell der Veränderung geht davon
aus, dass konkrete Veränderungsmaßnahmen nur von den
Change-Rezipienten mitgetragen werden, wenn sie auch be-
reit sind, d.h. sich in einem fortgeschrittenen Stadium des
transtheoretischen Modells befinden (Prochaska/DiClemente,
1982). Drängen Change-Agenten in diesen Stadien darauf,
dass Change-Rezipienten Ideen entwickeln und Maßnahmen
planen, werden diese eher noch vermehrt Widerstand zum
Ausdruck bringen (siehe auch Abb. 4).
Im Stadium der Absichtslosigkeit geht es zunächst darum,
Vertrauen aufzubauen. Frühzeitige Informationen können den
Change-Rezipienten helfen, sich mit der Veränderung ausein-
anderzusetzen. Change-Agenten dürfen hier jedoch noch kei-
ne Einstellungs- oder Verhaltensveränderung erwarten. Wenn
Change-Rezipienten Bedenken und Widerstände äußern, müs-
sen Change-Agenten diesen Raum geben (z.B. durch offene
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 3:
Verlauf der Veränderungsbereitschaft inner-
halb der Change Workshops
Veränderungsbereitschaft (R-Index)
Workshop 1
Workshop 2
Workshop 3
500
400
300
200
100
0
5
10
15
-100
„Ich fände den Workshop
sinnvoller nach der Einweisung“
Beschreibung: Die Abbildung zeigt den Verlauf der Veränderungsbereitschaft
in den drei Workshops. Die Veränderungsbereitschaft wurde
mit dem R-Index (Klonek/Paulsen/Kauffeld, in Druck) erfasst
und für 20 Zeitintervalle abgetragen. Workshop 3 zeigt einen
flachen Anstieg der Kurve sowie eine negative Steigung. In der
Sprechblase ist eine Aussage wiedergegeben, die zu diesem
Zeitpunkt getätigt wurde.
Zeitintervalle
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28,29,30,31,32,33,34,35,...60
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