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02/15 PERSONALquarterly
Folgenden werden daher Faktoren, die unterstützend bei der
Implementierung von regulärenWandelsequenzen wirken, an
hand einer Fallstudie aufgezeigt. Zu diesen Faktoren gehören
eine langfristige strategische Ausrichtung, Kontinuität bei der
Vorstandszusammensetzung und -nachfolge, ein nachhaltiger
Aufbau von Mitarbeiterkompetenzen sowie eine Förderung von
Vielfalt in Erfahrungen und Sichtweisen.
Regulärer strategischer Wandel bei Nestlé
Ein Beispiel für ein Unternehmen, das einen regulären Rhyth
mus strategischer Veränderung erfolgreich umgesetzt hat, ist
der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Das Unterneh
men hat dabei stets eine langfristige strategische Ausrichtung
verfolgt. So kündigte der damalige Konzernchef Peter Brabeck
im Jahr 2000 an, Nestlé von einem traditionellen Nahrungsmit
telkonzern zu einem Unternehmen mit strategischem Fokus
auf Nahrungsmittel, Gesundheit und Wellness umzubauen.
Brabeck setzte selektiv Akquisitionen ein, um den neuen
strategischen Kern aufzubauen (Ferlic/Raisch, 2007). Dabei
folgten auf Akquisitionen stets Stabilitätsphasen, um aufge
kaufte Unternehmen zu integrieren, wichtige Talente an das
Unternehmen zu binden und die zugekauften Fähigkeiten für
organisches Wachstum zu nutzen.
Nestlé tätigte bedeutende internationale Akquisitionen in
2002 und 2003 und – nach einer Stabilitätsphase – in 2006
und 2007, so beispielsweise in 2007 das Medical Nutrition Ge
schäft und das Gerber Babynahrungsgeschäft von Novartis, um
seine Kompetenzen im Bereich Nahrungsmittel auszubauen
(Nestlé Geschäftsberichte 2002-2007). Zur Stärkung der neuen
strategischen Ausrichtung auf Gesundheit und Wellness ent
wickelte Nestlé kontinuierlich markengeschützte Zusatzstoffe
(„branded active benefits“), um Produkte mit Zusatznutzen
anzubieten. Mit mehr als 20 Prozent Umsatzwachstumwurden
diese Produkte schnell zum am stärksten wachsenden Pro
duktsortiment des Unternehmens.
In den Folgejahren der allgemeinen wirtschaftlichen Ab
schwächung verzichtete das Unternehmen auf weitere große
Transaktionen, investierte jedoch kontinuierlich in Forschung,
Entwicklung und Marketing, um sein organisches Wachstum zu
unterstützen (Geschäftsbericht 2009). Im Jahr 2010 verkaufte
das Unternehmen den Augenspezialisten Alcon, der nicht mehr
zum neuen Kerngeschäft gehörte. Die frei werdenden Mittel
nutzte Nestlé zumAufbau des Nestlé Health Science S.A. und des
Nestlé Institute of Health Sciences, um personalisierte Produkte
für die Gesundheitsernährung zu entwickeln. Diese Aktivitäten
lagen an der Schnittstelle des Gesundheits- und Nahrungsmit
telgeschäfts des Unternehmens (Geschäftsbericht 2010). In 2011
stärkte Nestlé seine Position in Wachstumsmärkten durch die
Akquisition eines Mehrheitsanteils an einem Nahrungsmittel
hersteller in China (Geschäftsbericht 2011). Es folgte die Akqui
sition von Pfizers Babynahrungsgeschäft, um die Kompetenzen
im Bereich Nutrition weiter auszubauen (Geschäftsbericht 2012).
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Fallstudie Nestlé
Anwendungsbereich
Erfolgskriterium
Umsetzung bei Nestlé
Zeitliches Takten von Wandel
Regulärer strategischer Wan-
delrhythmus
Bedeutende Initiativen 2002-2013:
• Akquisitionen: Zukäufe im Nahrungsmittel- und Gesundheitsgeschäft
(2002-2003, 2006-2007, 2010-2012)
• Organisches Wachstum: kontinuierliche Entwicklung von „branded active
benefits“, Aufbau eigener Forschungsinstitute zur Entwicklung personalisierter
Produkte für den Gesundheitsmarkt (2010)
• Desinvestition: Alcon (2010)
Strategische Ausrichtung
Langfristige Orientierung
Strategische Ausrichtung auf Ernährung, Gesundheit und Wellness
Kompetenzen und Fähigkeiten Aufbau neuer Wachstumsfelder
(in Märkten und Regionen)
Organisches Wachstum und selektive Akquisitionen im Einklang mit der
strategischen Ausrichtung
Unternehmensvorstand
Kontinuität
• Lange Amtsdauer
• Interne Vorstandsnachfolge
Mitarbeiter
Nachhaltiger Aufbau und Erhalt
von qualifizierten Mitarbeitern
• Langfristige Entwicklung von Mitarbeiterkompetenzen
• Förderung von internationalen Erfahrungen
• Förderung von unterschiedlichen Denkweisen und Blickwinkeln