PERSONALquarterly 2/2015 - page 18

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PERSONALquarterly 02/15
SCHWERPUNKT
_CHANGE
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welche Rolle spielt die zeitliche Taktung für den Erfolg von Wandel­
sequenzen in Unternehmen?
Methodik:
Analyse der aktuellen akademischen Literatur, Fallbeispiel
Praktische Implikationen:
Um Wandelsequenzen im Unternehmen zu managen, bedarf
es einer langfristigen strategischen Ausrichtung, einer gut entwickelten Nachfolgeplanung,
gezielter Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und -entwicklung sowie der Förderung von
Vielfalt im Unternehmen.
handeln und Integrationsprozesse zu managen. Dabei kann die
Unternehmensleitung gezielt durch M&A-Teams unterstützt
werden. Das Konglomerat General Electric, das seinen Wachs­
tumspfad durch zahlreiche Akquisitionen unterstützt, hat
beispielsweise solche M&A-Teams geschaffen, um zugekaufte
Unternehmen schnell zu integrieren undWissen über Akquisi­
tionen im Zeitablauf zu bündeln (Mamdani/Noah, 2004).
Auch zeigt sich, dass Internationalisierungsprozesse erfolg­
reicher sind, wenn ausländische Tochtergesellschaften in einer
zeitlich wohl dosierten Abfolge aufgebaut werden (Vermeulen/
Barkema, 2002). Dies erlaubt Führungskräften, graduell Erfah­
rungen mit Internationalisierungsaktivitäten zu erwerben und
geeignete Organisationsstrukturen für die Expansion aufzu­
bauen. Ähnliche Schlussfolgerungen ziehen Shi und Prescott
(2011), die untersucht haben, wie Unternehmen zwei Arten
strategischen Wandels – Akquisitionen und strategische Alli­
anzen – zeitlich in Einklang bringen können. Ihre Ergebnisse
zeigen, dass Unternehmen erfolgreicher sind, wenn sie Akqui­
sitionen und strategische Allianzen mit einer regelmäßigen,
vorhersehbaren Rate takten. Hierbei können Manager konti­
nuierlich Erfahrungen mit Akquisitionen und Allianzen auf­
bauen und reflektieren und damit ihre Lernkurve steigern. Als
Beispiele können Erfahrungen mit der Bewertung von geeig­
neten Allianzpartnern, der Due Diligence bei Akquisitionen,
der Ausgestaltung der Kooperation und der Eingliederung von
Mitarbeitern zugekaufter Unternehmen genannt werden.
Insgesamt zeigt die aktuelle Forschung damit die Bedeu­
tung einer wohl dosierten zeitlichen Abfolge strategischer
Wandelaktivitäten auf. Dabei müssen strategisch relevante
Dynamiken imWettbewerbsumfeld und in technologischen Er­
neuerungszyklen mit einbezogen werden (Ancona/Goodman/
Lawrence/Tushman, 2001). Hierfür gilt es für Unternehmen,
zwar langfristig einen regulären Wandelrhythmus zu planen,
aber auch anpassungsfähig für kurzfristige Veränderungen im
Unternehmensumfeld zu bleiben (Klarner/Raisch, 2013).
Die empirische Forschung zu Wandelsequenzen liefert wich­
tige Erkenntnisse darüber, wie ein regelmäßiges zeitliches Tak­
ten vonWandel das Unternehmensergebnis positiv beeinflusst.
Hingegen liefert sie weniger Hinweise darauf, wie Unterneh­
men einen regulären Wandelrhythmus umsetzen können. Im
dem Rhythmus strategischer Veränderung und dem langfris-
tigen Unternehmensergebnis anhand einer Langzeitstudie
von europäischen Versicherungsunternehmen. Sie argumen­
tieren, dass exzessiv lange Phasen von Stabilität Trägheit im
Unternehmen hervorrufen, wodurch die Anpassungsfähigkeit
an Wettbewerbsveränderungen beeinträchtigt wird (Hannan/
Freeman, 1984). Hingegen führen exzessiv lange Phasen von
strategischemWandel zu einer potenziellen Überbelastung des
Managements (Klarner/Raisch, 2013). Dabei haben Manager
beispielsweise weniger Zeit, aufgekaufte Unternehmen zu in­
tegrieren, Kompetenzen im Change Management aufzubauen
und laufend zu verbessern sowie parallel das operative Ge­
schäft zu steuern. Ein regelmäßiger Rhythmus strategischer
Veränderung führt zu einer langfristigen Steigerung des Unter­
nehmensergebnisses, da die Nachteile exzessiver Wandel- und
Stabilitätsphasen vermieden werden und eine Balance dieser
Phasen erreicht wird (Klarner/Raisch, 2013).
Andere empirische Studien haben Sequenzen spezifischer
Arten von strategischem Wandel untersucht. Laamanen und
Keil (2008) analysieren die zeitliche Abfolge von Akquisitionen
in Akquisitionsprogrammen amerikanischer Unternehmen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine hohe Akquisiti­
onsrate – definiert als die Anzahl von Akquisitionen, die Unter­
nehmen in einer bestimmten Zeitperiode tätigen – sich negativ
auf das Unternehmensergebnis auswirkt. Darüber hinaus zeigt
sich, dass eine hohe Schwankung der Akquisitionsrate sich
negativ auf das Unternehmensergebnis des Käuferunterneh­
mens auswirkt. Firmen, die ganze Akquisitionsprogramme
durchlaufen, sind daher erfolgreicher, wenn sie Akquisitionen
mit einer vorausschaubaren Rate planen und umsetzen. Laut
Laamanen und Keil (2008) werden Akquisitionen damit Teil
eines Planungsprozesses, bei dem Verantwortlichkeiten klar
verteilt sind und die notwendigen Ressourcen zu gegebener
Zeit verfügbar sind. Auch hat das Management bei regulären
Akquisitionen mehr Zeit für die Integrationsprozesse und
kann parallel besser das Tagesgeschäft steuern, als dies bei
vielen, zeitlich konzentrierten Akquisitionen der Fall wäre.
Bei regulären Akquisitionen können Führungskräfte graduell
so genannte Akquisitionsfähigkeiten aufbauen, die helfen, ge­
eignete Übernahmeziele zu identifizieren, erfolgreich zu ver
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