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02/15 PERSONALquarterly
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 2:
Mittelwerte, Standardabweichungen und Signifikanztest der Skalen und Einzelitems
Reformdarstellung
optimistisch
Reformdarstellung
pessimistisch
Signifikanztest
M
SD
M
SD
F
p
η
•
2
Affekt
Differenz positive-negative Emotionen
1.20
1.06
0.75
1.08
3.21
.089
†
.04
Kognition
Einstellung
6.22
2.23
4.67
1.82
10.01 .002**
.13
Qualität der Ausführung
4.70
1.61
3.46
1.60
10.25 .002**
.13
Verhalten
Abgabe von Kontrolle bzw. Verlass auf die Regierung
4.23
0.83
3.81
0.94
4.61
.035*
.06
Widerstand
1.64
0.72
2.08
0.77
6.19
.015*
.09
„Ich werde erstmal versuchen, nicht mehr Steuer zu bezahlen.“
2.36
1.34
3.17
1.12
7.86 .007**
.11
Innerliche Kündigung/Hilflosigkeit
2.12
0.94
2.47
0.93
2.41
.125
.04
Motivationale
Zustände (An
näherung/
Vermeidung)
Vertrauen
2.61
0.88
2.22
0.73
3.90
.052
†
.06
Reaktanz
2.68
0.77
3.15
0.81
5.99
.017*
.08
Angst
2.24
0.96
2.77
0.97
5.05
.028*
0.07
Anmerkungen: M = Mittelwert der Gruppe, SD = Standardabweichung, d.h. durchschnittliche Entfernung aller Beobachtungen vom Mittelwert der Gruppe. Mit Hilfe des F-Wertes und
p-Wertes wird entschieden, ob zwei Stichproben aus unterschiedlichen Populationen sich hinsichtlich ihrer Streuung unterscheiden, d.h., sie geben an, ob sich Gruppen
voneinander unterscheiden. Sind die Streuungen unterschiedlich, ist der F-Wert größer als 1. Je kleiner der p-Wert, desto mehr kann die Annahme, dass kein Unter-
schied besteht, abgelehnt werden. In der Psychologie spricht man von einem signifikanten Unterschied, wenn der p-Wert unter 5% liegt, und von einem marginal
signifikanten Wert, wenn er unter 10% liegt.
η
²
ist ein Kennwert zur Angabe der Größe des Effekts, der Werte zwischen 0 und 1 annehmen kann. Ein
η
²
zwischen .01
und .05 stellt einen kleinen, zwischen .06 und .13 einen mittleren und ab .14 einen großen Effekt dar.
†
p
<.10, *
p
< .05, **
p
< .01
N = 69
einer stärkeren Intention, sich auf die Regierung zu verlassen,
F(1, 67) = 4.61, p = .035,
η
² = .06, und zu einer geringeren Wi-
derstandsintention, F(1, 67) = 6.19, p = .015,
η
² = .09. Ebenfalls
zeigten Personen beim optimistischen (vs. pessimistischen)
Text auf dem Einzelitem „Ich werde erstmal versuchen, nicht
mehr Steuer zu bezahlen“ geringere Werte, F(1, 67) = 7.86, p =
.007,
η
² = .11. Kein signifikanter Effekt ergab sich für die inner-
liche Kündigung, F(1, 67) = 2.41, p = .125,
η
² = .04.
Motivationale Zustände. Beim optimistischen Text zeigte
sich zudem ein höheres Vertrauen in die Regierung, F(1, 67) =
3.90, p = .052,
η
² = .06, weniger Reaktanz, F(1, 67) = 5.99, p =
.017,
η
² = .08, und weniger Angst, F(1, 67) = 5.05, p = .028,
η
² =
.06, als beim pessimistischen Text.
Zusammenfassend ergaben sich bei der Betonung optimis-
tischer im Vergleich zu pessimistischen Aspekten einer Re-
form also auf allen angesprochenen Ebenen (affektiv, kognitiv,
motivational, behavioral) positivere Reaktionen. Dies ist inso-
fern bemerkenswert, als die in den Artikeln angesprochenen
Reformen jeweils an aktuelle Debatten in Deutschland an-
knüpften und in den Wahlkämpfen intensiv diskutiert worden
waren. Wir können daher davon ausgehen, dass unsere Ver-
suchsteilnehmerInnen entsprechendes Vorwissen und vorge-
fertigte Meinungen, z.B. gegenüber der Bundesregierung oder
der Bundeskanzlerin Angela Merkel, mitbrachten, wenn sie die
unterschiedlichen Zeitungsartikel lasen. Trotzdem wirkte sich
die Betonung von Optimismus vs. Pessimismus derart stark auf
die Reaktionen der Personen gegenüber den Reformen und der
Bundesregierung aus. Im nächsten Schritt untersuchten wir,
ob die unterschiedliche Darstellungsweise tatsächlich die po-
stulierte Kette an psychologischen Reaktionsweisen auslöste.
Mediationsabfolgen. ZumbesserenVerständnis des Prozesses,
wie und warum die optimistische Darstellung der Reformen die
Reaktionen auf Verhaltensebene hervorrief, rechneten wir seriel-
le Mediationen
7
(Hayes, 2013, Modell 6; Abb. 3 und 4).
Die Analysen zeigten, dass eine optimistische Darstellung
sowohl einen erhöhten positiven Affekt als auch eine erhöhte
positive Einstellung hervorrief, dadurch mehr Vertrauen in die
Regierung erzeugte und daher auch zu einer verstärkten Ab-
7 Eine serielle Mediation gibt an, inwieweit verschiedene Parameter miteinander zusammenhängen
und sich bedingen. Der Regressionskoeffizient b misst dabei den Einfluss einer Variable auf eine
andere Variable, d.h. die quantitative Veränderung von der Zielvariable, wenn sich die Variable
um eine Einheit ändert. SE ist dabei der Standardfehler, der die durchschnittliche Entfernung der
Beobachtungen von der Veränderung angibt. Der t-Wert ist b dividiert durch SE und gibt zusammen
mit dem p-Wert die Wahrscheinlickeit an, dass ein Einfluss gefunden wurde, wenn eigentlich keiner
vorhanden ist. Der Wert in Klammern sind die Freiheitsgrade, d.h. die Zahl der Beobachtungen minus
die Parameter minus 1. BC CI ist die Abkürzung für das Bias Corrected Confidence Interval (Vertrauens-
intervall), also der Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Zufallsexperiments die wahre
Lage des Regressionskoeffizienten angibt.