CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 72

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Viele Unternehmen verfügen heute über na-
tionale und internationale Beteiligungen. In
Deutschland gab es im Jahr 2012 knapp 3,7
Millionen Unternehmen. Davon zählten knapp
13.000 zu den Großunternehmen. Nach der
Definition des Statistischen Bundesamts sind
das Unternehmen mit entweder 250 und mehr
tätigen Personen oder einem Jahresumsatz
über 50 Millionen Euro.
Nimmt man einmal an, dass Tochtergesell-
schaften eher bei diesen Großunternehmen an-
zutreffen sind (wenngleich natürlich nicht alle
Großunternehmen Töchter haben), erhält man
zumindest eine grobe Vorstellung davon,
in
welchem Umfang das Thema Beteiligungs-
management relevant ist.
Hinzu kommt, dass
es bei Konzernen nicht um einige wenige Be-
teiligungen geht, sondern leicht um eine drei-
stellige Anzahl. Sie effizient zu verwalten und zu
steuern gehört zu den beständigen Herausfor-
derungen moderner Unternehmensführung.
Beteiligungsmanagement
ist mehr als Verwaltung
Unter Beteiligungsmanagement versteht man
generell die Zusammenfassung aller strategi-
schen, operativen und verwaltenden Aufgaben,
die eine Unternehmensgruppe im direkten
Umfeld ihrer Beteiligungen zu erfüllen hat. Die
Bedeutung des Beteiligungsmanagements
wächst kontinuierlich. Unternehmensgruppen
gewärtigen
·
ein heterogenes,
strengeres regulatori-
sches Umfeld
(Transparenzanforderungen,
Berichtspflichten, Gesetze und regulatori-
sche Standards),
·
komplexe Konzernstrukturen
(Etablierung
effizienter Prozesse über Abteilungen und
Einheiten hinweg, schnelle Einbindung in
Konzernberichtswesen, Integration unter-
schiedlicher Systeme) und
·
steigenden Erfolgsdruck
(schnelle Verän-
derung von Märkten und Wettbewerbssitua-
tion, erhöhte Renditeerwartungen, Wertstei-
gerung aller Bereiche erfolgskritisch).
Viele Unternehmen verbinden mit dem Begriff
des Beteiligungsmanagements überwiegend
Themen aus dem Beteiligungscontrolling und
der Beteiligungsverwaltung. Dies zeigt: Häufig
haben Unternehmen bislang unter Beteili-
gungsmanagement in erster Linie Rechnungs-
wesen und Controlling verstanden. Beteili-
gungsmanagement ist hingegen mehr als „nur“
rechnen. Zu den nach wie vor unerlässlichen
Aufgaben des Controllings und der Verwaltung
der Beteiligungen
treten die Aufgaben der
wertorientierten Steuerung und des Risiko-
managements
– hier vor allem die Entwick-
lung und Implementierung von Konzepten zu
gesetzlich vorgeschriebenen Risikofrühwarn-
systemen – hinzu:
·
Bei der Beteiligungsverwaltung (Anteile,
Mandate, Meldungen) geht es um Fragen
der Mandatsbesetzung, des gesetzlichen
Meldewesens und der Erfüllung von Be-
richtspflichten gegenüber Aufsichtsbehör-
den. Auch die Unterstützung bei der Erfül-
lung aktueller Revisions- und Compliance-
Standards auf nicht-gesetzlicher Basis ist
hier verankert.
·
Das Beteiligungscontrolling (Reporting,
Konsolidierung, Analyse) stellt einen Zugriff
auf aktuelle Daten und Dokumente der Be-
teiligungsunternehmen her; es ist für die
Abbildung dokumentierter und abteilungs-
übergreifender Akquisitions- und Investiti-
onsprozesse sowie das Standardberichts-
wesen für interne und externe Anforderun-
gen zuständig.
·
Von weiter wachsender Bedeutung ist der
Aspekt der Beteiligungssteuerung (Planung,
Simulation, Bewertung), also der Wertsteige-
rung des Gesamtunternehmens. Grundlage:
mehr und genauere Informationen zu einzel-
nen Beteiligungen sowie die aktive Steue-
rung und Optimierung des Beteiligungsport-
folios. Zentrale Aufgabe ist dabei die Aus-
richtung auf das Gesamtziel der Unterneh-
mensgruppe.
Ein breites Aufgabenspektrum, dessen Kom-
plexität dadurch erhöht wird, dass die Tochter-
unternehmen in unterschiedlichen Rechts-
systemen angesiedelt, in den verschiedensten
Gesellschaftsformen organisiert und unter-
schiedliche Beteiligungsquoten zu berücksichti-
gen sind. Darüber hinaus sind nicht zuletzt die
zeitnahe Erfassung und Freigabe von Informati-
onen zu den einzelnen Beteiligungsgesellschaf-
ten – in einer entsprechenden Datenqualität –
wesentlich. Allein schon unternehmensintern
sind die Informationsansprüche in den letzten
Jahren stark gestiegen. Aber auch externe Vor-
gaben, wie beispielweise Änderungen rechtli-
cher Rahmenbedingungen oder zunehmende
regulatorische Anforderungen, verstärken die-
sen Trend.
Hohe Qualität der Beteiligungs-
daten ist unerlässlich
Um diesen gewachsenen Ansprüchen zu genü-
gen, benötigen Konzerne unbedingt verläss-
liche Beteiligungsinformationen. Gerade im
Beteiligungsmanagement werden sie von
Best Practice Beteiligungsmanagement
Erfassung und Freigabe von Beteiligungsinformationen
von Marco Wittigayer
Best Practice Beteiligungsmanagement
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