CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 75

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Rohstoffpreisabsicherungen stellen ein we-
sentliches Instrument im Risikotransfer für Un-
ternehmen mit hohen Aufwendungen für Roh-
stoffe bzw. Energie dar. Typischerweise weisen
die zur Sicherung verwendeten Derivate auf
Rohstoffe Besonderheiten im Vergleich zu Deri-
vaten in anderen Bereichen des Finanzmarktes
auf. Der vorliegende Beitrag beschreibt die we-
sentlichen Merkmale von Finanzderivaten auf
Rohstoffe und untersucht verschiedene Absi-
cherungsstrategien für drei börsengehandelte
Industriemetalle. Dabei wird eine systematische
Outperformance von rollierenden Sicherungs-
strategien über 24 Monate bei den Metallen
Kupfer und Nickel im jeweiligen Beobachtungs-
zeitraum zwischen 1995 und 2013 bzw. 1999
und 2013 festgestellt. Die Ergebnisse erlauben
dem Management von Unternehmen mit einem
hohen Einkaufsvolumen bei diesen beiden Roh-
stoffen den Risikotransfer bei erhöhter Pla-
nungssicherheit zu optimieren.
Aktuelle Situation
im industriellen Einkauf
Die Rahmenbedingungen der Unternehmen ha-
ben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend
gewandelt und verschärft. Der wachsende
Wettbewerbsdruck durch eine verstärkt inter-
national ausgerichtete Tätigkeit auf globalen
Märkten, der dynamische technologische Wan-
del und die hohe Komplexität der unternehme-
rischen Entscheidungen sind nur ein Teil der
vielfältigen Einflussfaktoren auf den wirtschaft-
lichen Erfolg von Unternehmen.
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Ein weiterer schwer kalkulierbarer Faktor ist für
viele Unternehmen die Situation an den Ener-
gie- und Rohstoffmärkten. Unkontrollierte Auf-
und Abwärtsbewegungen der Rohstoffpreise
mit unterschiedlichen Schwankungsbreiten er-
schweren zunehmend eine zuverlässige Pla-
nung und erhöhen den Druck auf ein effizientes
Kostenmanagement. Dies betrifft sowohl Roh-
stoffproduzenten als auch Unternehmen,
deren
Umsatzerlöse beziehungsweise Produkt-
kosten zu einem Großteil durch den Auf-
wand für Material und Energie bestimmt
werden.
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Abbildung 1 zeigt den Rohstoffindex S&P GSCI
Total Return von Standard & Poor’s und Gold-
man Sachs im Verlauf der letzten 5 Jahre. Der
S&P GSCI Total Return ist ein weltweit beachte-
ter Rohstoffindex, welcher sich aus 24 Preisen
verschiedenster Rohstoff-Future-Kontrakten
ergibt.
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Neben der Volatilität im Beobachtungs-
zeitraum ist ein Abfall des Index, und damit der
Rohstoffpreise, seit Okt. 2010 bis Okt. 2015
von ca. 42% erkennbar.
Bei fallenden Preisen für Energie und Rohstoffe
fordern die Kunden auch fallende Preise bei
den Endprodukten – je nach Branche und Ver-
Management von Rohstoffpreisrisiken im
industriellen Einkauf
Absicherungsmaßnahmen über Finanzinstrumente und deren Umsetzung
von Elmar Steurer, Christian Million und Katrin Dziergwa
CM Januar / Februar 2016
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