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minkurvenstrukturen durch diese Analyse be-
stätigt werden.
·
Durch die mehrheitlich vorhandenen Contan-
go-Strukturen bei Aluminium liefern rollie-
rende Sicherungsstrategien bei diesem Me-
tall negative Sicherungseffekte gegenüber
der Kassastrategie. Die sich aus der Termin-
kurvenstruktur des Contango ergebenden
Rollverluste tragen erheblich zu den negati-
ven Sicherungseffekten aller Sicherungs-
strategien gegenüber der Kassastrategie bei.
In diesem Fall hilft diese Analyse bei der Be-
antwortung der Frage der Kosten für die Pla-
nungssicherheit bei diesem Rohstoff.
·
Die typischerweise vorkommenden Back-
wardation-Strukturen bei Kupfer und insbe-
sondere Nickel liefern eine Vorteilhaftigkeit
von Sicherungsstrategien bei diesen Metal-
len. Hierbei gilt bei diesen beiden Metallen:
Je langfristiger die Sicherung, desto höher
sind die Vorteile gegenüber der Kassa. Ins-
besondere legen die Ergebnisse vor dem
Hintergrund der Planungssicherheit bei
gleichzeitiger ökonomischer Vorteilhaftigkeit
nahe, im Einkauf Kupfer und Nickel mit rollie-
renden 24-Monate-Strategien abzusichern.
Abschließend visualisiert Abbildung 12 für Kup-
fer den Zusammenhang zwischen der Outper-
formance gegenüber der Kassa sowie dem
durchschnittlichen monatlichen Sicherungsef-
fekt. Deutlich ist die Vorteilhaftigkeit der lang-
fristigen Sicherung über 24 Monate zu erkennen.
Organisatorische Einbindung
Die komplexe Situation auf den internationalen
Beschaffungs- und Absatzmärkten stellt die Un-
ternehmen vor schwerwiegende Herausforde-
rungen. Dies betrifft insbesondere Branchen,
bei denen ein großer Anteil der Gesamtkosten
aus Energie- und Rohstoffaufwendungen be-
steht. Die Betrachtung der Energie- und Roh-
stoffpreisrisiken zeigt, dass viele Bereiche eines
Unternehmens von den Auswirkungen der
Schwankungen auf den Beschaffungsmärkten
betroffen sind. Neben dem Einkauf und der Lo-
gistik sind gleichermaßen die zentralen Berei-
che des Risikomanagements und des internen
und externen Rechnungswesens sowie des
Corporate Treasury involviert.
Die Etablierung
eines aktiven Risikomanagements zur zeit-
nahen und umfassenden Identifikation und
Bewertung von drohenden Preisrisiken
stellt daher eine unerlässliche Aufgabe für
die Unternehmensführung dar.
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Zur organi-
satorischen Einbindung des Rohstoffpreisrisiko-
managements sind mehrere Lösungen denkbar.
In der Praxis gilt offensichtlich: „Die Rohstoff-
Strategie wird meist durch die Rohstoffbeschaf-
fung umgesetzt, seltener durch eine zentrale
Treasury.“
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Durch den Verzicht der Umsetzung
durch die zentrale Treasury kann zusätzlicher
bürokratischer Aufwand entstehen. Zudem wer-
den die Kompetenzen der Treasury bezüglich
des Finanzmarktes nicht genutzt. Somit wird auf
einen integrativen Ansatz verzichtet, mit dem
sich alle kompensierenden Risiken entlang der
Wertschöpfungskette erfassen ließen. Aufgrund
der Notwendigkeit einer zentralen, integrativen
Umsetzung sowie der Nähe zur Steuerung von
anderen Absicherungsstrategien wie Währun-
gen und Zinsen bietet es sich an, über eine
direkte Umsetzung von Rohstoffabsicherungen
mit Finanzderivaten im Bereich des Corporate
Treasury nachzudenken.
Autoren
Prof. Dr. Elmar Steurer
ist Vizepräsident der Hochschule Neu-Ulm und Professor für
Finanzen und Controlling an dieser Hochschule.
E-Mail:
Prof. Dr. Katrin Dziergwa
ist Professorin für Finanzierung an der Technischen Hochschule
Wildau (FH).
E-Mail:
Christian Million
ist Inhaber und Geschäftsführer der JAS Consulting. JAS Con-
sulting ist eine auf Treasury spezialisierte Unternehmensbera-
tung mit Schwerpunkten im Bereich Zahlungsverkehr, Cash Ma-
nagement, Liquititätsplanung und globalen Treasuryplattformen.
E-Mail:
Abb. 11: Ergebnis Benchmarking Sicherungsstrategien vs. Kassa
CM Januar / Februar 2016