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handlungsmacht müssen diese auch sehr rasch
weitergereicht werden. Im Fall von steigenden
Preisen für Energie und Rohstoffe
müssen die
Steigerungen entweder auf die Kunden ab-
gewälzt werden
oder
sie belasten direkt
das operative Ergebnis.
Bei der Weitergabe
der Kostensteigerung an den Kunden ist mittel-
fristig mit einer Verschlechterung der Markt-
position zu rechnen, da Wettbewerber unter
Umständen günstiger anbieten können oder
Kunden die Überwälzung nicht mehr akzeptie-
ren.
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„Vor diesem Hintergrund ist es für den
Einkauf eine permanente Aufgabe, Szenarien
für die Entwicklung der Rohstoffpreise zu
bilden, aus denen strategische Maßnahmen
abgeleitet werden können.“
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Es stellt sich die Frage, inwieweit Unternehmen
zur Absicherung des verbleibenden Risikos in
vertretbarer Weise Finanzierungsinstrumente
einsetzen können,
um negative Folgen der
Preisentwicklung zu begrenzen und damit
die Planungssicherheit zu erhöhen.
In einer breit angelegten, branchenübergreifen-
den Studie der Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft KPMG aus dem Jahre 2007 geben 89%
der Teilnehmer an, dass Rohstoffpreise einen
mittelgroßen bis hohen Einfluss auf das Unter-
nehmensergebnis ausüben. Wiederum nur
62% der Unternehmen sichern einen Teil der
benötigten Rohstoffe über unterschiedliche
Wege ab. Im Bereich der Zins- und Fremdwäh-
rungsrisiken sind Absicherungsaktivitäten
deutlich stärker verbreitet.
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Daraus folgt, dass bei Unternehmen Potenzial
für ein aktives Rohstoffpreisrisikomanagement
besteht.
Die Instrumente hierfür sind deri-
vative Finanzinstrumente, die einen we-
sentlichen Beitrag zur Ertragsstabilität und
Planungssicherheit des Unternehmens
leisten können.
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Finanzielle Sicherungsinstrumente
zur Rohstoffpreisabsicherung
Übliche Derivate im Rohstoffhandel
Diverse Sicherungsinstrumente ermöglichen
es, Preisrisiken, die sich durch volatile Roh-
stoffpreise ergeben, kalkulierbar zu machen
und diese Risiken unternehmens-spezifisch
abzusichern.
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Methoden zur Absicherung un-
günstiger Bewegungen von Finanzmarktprei-
sen werden allgemein als Hedging bezeichnet.
Durch Festlegung zukünftiger Preise von an Fi-
nanzmärkten gehandelten Rohstoffen können
Unternehmen mögliche Risiken minimieren
bzw. ausschließen. Damit erhöht sich die Pla-
nungssicherheit, da die zukünftigen Kosten
bereits vorab feststehen.
Ein Derivat ist ein Finanzinstrument, dessen
Preis oder Wert von den Werten anderer Varia-
blen abhängt, somit von diesen abgeleitet wird.
Mögliche Variablen sind Kurse anderer Han-
delsgüter (z. B. Rohstoffe), Vermögensgegen-
stände (z. B. Aktien oder Anleihen) oder andere
Referenzgrößen (z. B. Devisen oder Indices).
Derivate werden an Börsen oder außerbörslich,
über den sogenannten Over-The-Counter-Han-
del (OTC-Handel), abgeschlossen und gehan-
delt. An den Börsen gehandelte Derivate sind
standardisierte Verträge, die von unabhängigen
Institutionen abgewickelt und besichert wer-
den. OTC-Kontrakte hingegen werden bilateral
zwischen zwei Vertragspartnern nach deren
Bedürfnissen ausgehandelt.
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Bei Termingeschäften handelt es sich um Ge-
schäfte über den Kauf oder Verkauf von Gütern,
die nicht unmittelbar nach Abschluss,
sondern
zu einem zukünftigen Zeitpunkt geleistet
werden
. Es wird zwischen bedingten und un-
bedingten Termingeschäften unterschieden.
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Abbildung 2 gibt einen Überblick über Derivate,
die üblicherweise an Energie- und Rohstoff-
märkten gehandelt werden.
Bei unbedingten Termingeschäften, d. h. Futures
oder Forwards, kommt es im Falle von Rohstof-
Abb. 2: Übliche Derivate im Energie- und Rohstoffhandel
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Abb. 1: Rohstoffindex SPGSCI Total Return 5 Jahre, Okt 2010 - Okt 2015
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Management von Rohstoffpreisrisiken