CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 52

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Serienfertigung unterliegt dem Konzept der
Standardisierung. Auch in der Kostenrechnung
werden dabei Durchschnittswerte zur Berech-
nung der Herstellkosten herangezogen. Bei ge-
nauerem Hinsehen ist aber auch in der Serien-
fertigung nicht jedes Produkt aus der gleichen
Produktionslinie gleich teuer. Bekannte Ansätze
im Produktionscontrolling können Maschinen-
laufzeiten in Echtzeit analysieren und so auch in
Echtzeit Herstellkosten berechnen. Mit der Digi-
talisierung der Vorräte – Stichwort Industrie
4.0. – könnte man nun sogar einen Schritt wei-
ter gehen.
Zwei wesentliche Ursachen für zu geringe
Produktivität in der Serienfertigung sind
Maschinenstillstände und Maschinen, die
regelmäßig unter der Nennleistung laufen
,
d. h. wenn also die maximale Leistung einer
Maschine nicht ausgeschöpft wird.
Sowohl Verfügbarkeit als auch Performance
einzelner Maschinen in der Linie können mitt-
lerweile live und direkt erfasst werden und in
ein Informationssystem für das Produktions-
controlling eingespielt werden. Dadurch kann
die Reaktionszeit auf maschinenbedingte Min-
derleistungen erheblich reduziert werden und
so die Produktivität um 2-5% erhöht werden
(Bruckberger, 2015).
Vernetzung von Produkt und
Maschinendaten erleichtert
die Kostenzuordnung
Neben der Produktivität werden aber auch die
Kosten laufend gemessen. Mit hinterlegten
Standardstückkosten kann die Planabweichung
der Produktion in Echtzeit abgerufen werden.
Auf Knopfdruck können Produktionsleitung,
Controlling oder Management so die in diesem
Moment nicht ausgeschöpften Potenziale der
weltweiten Fertigungsstraßen in Euro abrufen.
Möglichkeiten dazu liefern Systeme wie etwa
MIM 365
Dabei werden jedoch nicht die echten Kosten
jedes Fertigungsstücks herangezogen,
son-
dern eben nur geplante oder nachkalku-
lierte durchschnittliche Stückkosten aus
der Kostenrechnung
. Im Zuge einer intelli-
genten Vernetzung von Produkt und Maschi-
nendaten – Stichwort Industrie 4.0 – könnte
man nun sogar einen Schritt weiter gehen. Zu
jedem Fertigungsstück können die Istkosten
der Beschaffung mit den Istkosten des Perso-
nals und den Istkosten der Maschinenver-
wendung automatisch zu den stückgenauen
realen Herstellkosten in Echtzeit verschmol-
zen werden.
Die Stammdaten von jedem einzelnen Mate-
rialeinsatz sind im Zuge einer Digitalisierung
der Roh- und Halbfertigprodukte über den
das Werkstück durch die Produktion beglei-
tenden RFID-Chip abrufbar. Dazu gehören
bei entsprechender Lagerführung auch reale
Einstandskosten der dazugehörigen Charge.
Somit könnten im Optimalfall
jedem einzel-
nen Werkstück
in der Produktion die rea-
len Materialeinzelkosten zugewiesen
werden.
Auch die realen Personalkosten sind jedem
Stück direkt zuordenbar, indem die Lohnkos-
ten und Nebenkosten pro Mitarbeiter und
Tag mit Zuschlägen erfasst und den Maschi-
nen und Produktionsdaten hinterlegt wer-
den. Je nachdem, welcher Mitarbeiter sich
nun an der Maschine anmeldet, verändern
sich also die Herstellkosten desselben Pro-
duktes an derselben Produktionslinie (vgl.
Abbildung 1).
Abb. 1: Zuordnung der realen Personalkosten; Quelle: eigene Darstellung
Real-Time-Kalkulation von
Herstellkosten unter Industrie 4.0
von Robert Mende-Kremnitzer
Real-Time-Kalkulation von Herstellkosten unter Industrie 4.0
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