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          Serienfertigung unterliegt dem Konzept der
        
        
          Standardisierung. Auch in der Kostenrechnung
        
        
          werden dabei Durchschnittswerte zur Berech-
        
        
          nung der Herstellkosten herangezogen. Bei ge-
        
        
          nauerem Hinsehen ist aber auch in der Serien-
        
        
          fertigung nicht jedes Produkt aus der gleichen
        
        
          Produktionslinie gleich teuer. Bekannte Ansätze
        
        
          im Produktionscontrolling können Maschinen-
        
        
          laufzeiten in Echtzeit analysieren und so auch in
        
        
          Echtzeit Herstellkosten berechnen. Mit der Digi-
        
        
          talisierung der Vorräte – Stichwort Industrie
        
        
          4.0. – könnte man nun sogar einen Schritt wei-
        
        
          ter gehen.
        
        
          Zwei wesentliche Ursachen für zu geringe
        
        
          Produktivität in der Serienfertigung sind
        
        
          Maschinenstillstände und Maschinen, die
        
        
          regelmäßig unter der Nennleistung laufen
        
        
          ,
        
        
          d. h. wenn also die maximale Leistung einer
        
        
          Maschine nicht ausgeschöpft wird.
        
        
          Sowohl Verfügbarkeit als auch Performance
        
        
          einzelner Maschinen in der Linie können mitt-
        
        
          lerweile live und direkt erfasst werden und in
        
        
          ein Informationssystem für das Produktions-
        
        
          controlling eingespielt werden. Dadurch kann
        
        
          die Reaktionszeit auf maschinenbedingte Min-
        
        
          derleistungen erheblich reduziert werden und
        
        
          so die Produktivität um 2-5% erhöht werden
        
        
          (Bruckberger, 2015).
        
        
          
            Vernetzung von Produkt und
          
        
        
          
            Maschinendaten erleichtert
          
        
        
          
            die Kostenzuordnung
          
        
        
          Neben der Produktivität werden aber auch die
        
        
          Kosten laufend gemessen. Mit hinterlegten
        
        
          Standardstückkosten kann die Planabweichung
        
        
          der Produktion in Echtzeit abgerufen werden.
        
        
          Auf Knopfdruck können Produktionsleitung,
        
        
          Controlling oder Management so die in diesem
        
        
          Moment nicht ausgeschöpften Potenziale der
        
        
          weltweiten Fertigungsstraßen in Euro abrufen.
        
        
          Möglichkeiten dazu liefern Systeme wie etwa
        
        
          MIM 365 
        
        
        
          Dabei werden jedoch nicht die echten Kosten
        
        
          jedes Fertigungsstücks herangezogen,
        
        
          son-
        
        
          dern eben nur geplante oder nachkalku-
        
        
          lierte durchschnittliche Stückkosten aus
        
        
          der Kostenrechnung
        
        
          . Im Zuge einer intelli-
        
        
          genten Vernetzung von Produkt und Maschi-
        
        
          nendaten – Stichwort Industrie 4.0 – könnte
        
        
          man nun sogar einen Schritt weiter gehen. Zu
        
        
          jedem Fertigungsstück können die Istkosten
        
        
          der Beschaffung mit den Istkosten des Perso-
        
        
          nals und den Istkosten der Maschinenver-
        
        
          wendung automatisch zu den stückgenauen
        
        
          realen Herstellkosten in Echtzeit verschmol-
        
        
          zen werden.
        
        
          Die Stammdaten von jedem einzelnen Mate-
        
        
          rialeinsatz sind im Zuge einer Digitalisierung
        
        
          der Roh- und Halbfertigprodukte über den
        
        
          das Werkstück durch die Produktion beglei-
        
        
          tenden RFID-Chip abrufbar. Dazu gehören
        
        
          bei entsprechender Lagerführung auch reale
        
        
          Einstandskosten der dazugehörigen Charge.
        
        
          Somit könnten im Optimalfall
        
        
          jedem einzel-
        
        
          nen Werkstück
        
        
          in der Produktion die rea-
        
        
          len Materialeinzelkosten zugewiesen
        
        
          werden.
        
        
          Auch die realen Personalkosten sind jedem
        
        
          Stück direkt zuordenbar, indem die Lohnkos-
        
        
          ten und Nebenkosten pro Mitarbeiter und
        
        
          Tag mit Zuschlägen erfasst und den Maschi-
        
        
          nen und Produktionsdaten hinterlegt wer-
        
        
          den. Je nachdem, welcher Mitarbeiter sich
        
        
          nun an der Maschine anmeldet, verändern
        
        
          sich also die Herstellkosten desselben Pro-
        
        
          duktes an derselben Produktionslinie (vgl.
        
        
          Abbildung 1).
        
        
          
            Abb. 1: Zuordnung der realen Personalkosten; Quelle: eigene Darstellung
          
        
        
          
            Real-Time-Kalkulation von
          
        
        
          
            Herstellkosten unter Industrie 4.0
          
        
        
          von Robert Mende-Kremnitzer
        
        
          
            Real-Time-Kalkulation von Herstellkosten unter Industrie 4.0