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          Schon Christoph Kolumbus musste seine Ex-
        
        
          peditionen akribisch planen und sowohl be-
        
        
          kannte als auch unbekannte Gefahren einkal-
        
        
          kulieren und entsprechend Vorkehrungen tref-
        
        
          fen. Über 500 Jahre nach der Entdeckung
        
        
          Amerikas geht es heutigen Unternehmern nicht
        
        
          anders. Planung ist für einen wirtschaftlichen
        
        
          Leistungserstellungsprozess unabdingbar. Sie
        
        
          ist das Führungsinstrument zur Zielerreichung
        
        
          und beinhaltet Analysen des Istzustandes und
        
        
          der Zukunft eines Unternehmens unter Be-
        
        
          rücksichtigung der Ungewissheit über den Ein-
        
        
          tritt von Ereignissen und der Realisierung von
        
        
          Annahmen.
        
        
          1
        
        
          In Letztgenanntem steckt auch die
        
        
          Tücke der Planung:
        
        
          Die Zukunft kann nie-
        
        
          mand vorhersagen.
        
        
          Deshalb kann es sein,
        
        
          dass ein Seefahrer nur den vermeintlich richti-
        
        
          gen Kurs wählt, aber statt Indien Amerika an-
        
        
          steuert. In diesem Fall erwies sich dies als
        
        
          nicht weiter schlimm, aber in der heutigen Un-
        
        
          ternehmenspraxis mit Blick auf die hohe Zahl
        
        
          von Insolvenzen, trotz der insgesamt guten
        
        
          Wirtschaftslage Deutschlands
        
        
          2
        
        
          , ist die effektive
        
        
          Auseinandersetzung mit den Risiken und
        
        
          Chancen, die in Zukunft auf ein Unternehmen
        
        
          treffen könnten, von essenzieller Bedeutung.
        
        
          3
        
        
          Obgleich viele Unternehmen (Aktiengesell-
        
        
          schaften und vergleichbare Unternehmensfor-
        
        
          men insbesondere nach Einführung des Kon-
        
        
          TraG) bereits über ein Risikomanagement
        
        
          verfügen, das sich mit Risiken und Chancen
        
        
          befasst und im Optimalfall die Unternehmens-
        
        
          planung mit Informationen versorgt, stellt sich
        
        
          die Frage,
        
        
          warum viele Unternehmen die
        
        
          Methoden und Möglichkeiten, die ihnen
        
        
          das Risikomanagement bietet, nicht aus-
        
        
          schöpfen
        
        
          .
        
        
          4
        
        
          Im Rahmen dieses Artikels werden die Möglich-
        
        
          keiten der stochastischen Szenarioanalyse an-
        
        
          hand einer fiktiven Unternehmung, der „Cold
        
        
          Coffee Connection AG“, exemplarisch aufgezeigt.
        
        
          
            Stochastische Szenarioanalyse
          
        
        
          1.1 Einführung
        
        
          Die Szenarioanalyse ist das heutzutage in der
        
        
          Betriebswirtschaft am häufigsten anzutreffende
        
        
          Instrument zur Entscheidungsvorbereitung
        
        
          und -unterstützung.
        
        
          5
        
        
          Mit der stochastischen
        
        
          Szenarioanalyse werden Risiken und Chancen
        
        
          nicht, wie bei den klassischen Bewertungs-
        
        
          methoden, nur in Form einer Binominalvertei-
        
        
          lung ohne Berücksichtigung der Wechselwir-
        
        
          kungen beschrieben, es ist vielmehr möglich,
        
        
          viele Tausend potenzielle Szenarien bzw. Zu-
        
        
          kunftspfade zu berechnen und dabei alle zur
        
        
          Verfügung stehenden quantitativen Risiko-
        
        
          parameter, inklusive der Wechselwirkungen
        
        
          zwischen diesen Parametern, in die Modellie-
        
        
          rung einzubeziehen, ohne dass die Parameter
        
        
          exakt bekannt sein müssen. „Ergebnis sind
        
        
          verschiedene Verteilungsfunktionen der Out-
        
        
          putgrößen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in
        
        
          der Zukunft.“
        
        
          6
        
        
          
            Möglichkeiten der stochastischen Szenarioanalyse
          
        
        
          
            für die Unternehmensplanung
          
        
        
          von Tim-Benjamin Bohmfalk
        
        
          
            CM Januar / Februar 2016