CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 43

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Schon Christoph Kolumbus musste seine Ex-
peditionen akribisch planen und sowohl be-
kannte als auch unbekannte Gefahren einkal-
kulieren und entsprechend Vorkehrungen tref-
fen. Über 500 Jahre nach der Entdeckung
Amerikas geht es heutigen Unternehmern nicht
anders. Planung ist für einen wirtschaftlichen
Leistungserstellungsprozess unabdingbar. Sie
ist das Führungsinstrument zur Zielerreichung
und beinhaltet Analysen des Istzustandes und
der Zukunft eines Unternehmens unter Be-
rücksichtigung der Ungewissheit über den Ein-
tritt von Ereignissen und der Realisierung von
Annahmen.
1
In Letztgenanntem steckt auch die
Tücke der Planung:
Die Zukunft kann nie-
mand vorhersagen.
Deshalb kann es sein,
dass ein Seefahrer nur den vermeintlich richti-
gen Kurs wählt, aber statt Indien Amerika an-
steuert. In diesem Fall erwies sich dies als
nicht weiter schlimm, aber in der heutigen Un-
ternehmenspraxis mit Blick auf die hohe Zahl
von Insolvenzen, trotz der insgesamt guten
Wirtschaftslage Deutschlands
2
, ist die effektive
Auseinandersetzung mit den Risiken und
Chancen, die in Zukunft auf ein Unternehmen
treffen könnten, von essenzieller Bedeutung.
3
Obgleich viele Unternehmen (Aktiengesell-
schaften und vergleichbare Unternehmensfor-
men insbesondere nach Einführung des Kon-
TraG) bereits über ein Risikomanagement
verfügen, das sich mit Risiken und Chancen
befasst und im Optimalfall die Unternehmens-
planung mit Informationen versorgt, stellt sich
die Frage,
warum viele Unternehmen die
Methoden und Möglichkeiten, die ihnen
das Risikomanagement bietet, nicht aus-
schöpfen
.
4
Im Rahmen dieses Artikels werden die Möglich-
keiten der stochastischen Szenarioanalyse an-
hand einer fiktiven Unternehmung, der „Cold
Coffee Connection AG“, exemplarisch aufgezeigt.
Stochastische Szenarioanalyse
1.1 Einführung
Die Szenarioanalyse ist das heutzutage in der
Betriebswirtschaft am häufigsten anzutreffende
Instrument zur Entscheidungsvorbereitung
und -unterstützung.
5
Mit der stochastischen
Szenarioanalyse werden Risiken und Chancen
nicht, wie bei den klassischen Bewertungs-
methoden, nur in Form einer Binominalvertei-
lung ohne Berücksichtigung der Wechselwir-
kungen beschrieben, es ist vielmehr möglich,
viele Tausend potenzielle Szenarien bzw. Zu-
kunftspfade zu berechnen und dabei alle zur
Verfügung stehenden quantitativen Risiko-
parameter, inklusive der Wechselwirkungen
zwischen diesen Parametern, in die Modellie-
rung einzubeziehen, ohne dass die Parameter
exakt bekannt sein müssen. „Ergebnis sind
verschiedene Verteilungsfunktionen der Out-
putgrößen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in
der Zukunft.“
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Möglichkeiten der stochastischen Szenarioanalyse
für die Unternehmensplanung
von Tim-Benjamin Bohmfalk
CM Januar / Februar 2016
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