CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 23

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Renditeforderung der inländischen Investoren
auf t=0 diskontiert werden. Nach Abzug der In-
vestitionsauszahlung entsteht der Kapitalwert.
Bei einem Wert größer Null sollte das Auslands-
projekt realisiert werden.
Der zweite Weg nutzt die ZPT und passt die ge-
gebene Renditeforderung der Inlandsinvestoren
so an, als wenn sie Inländer im Ausland wären.
Anstatt Wechselkurse zu prognostizieren, wer-
den künftige Renditeforderungen im Ausland
hergeleitet, die sich zum Abzinsen der Aus-
landszahlungen nutzen lassen. Es entsteht ein
Kapitalwert in FCU. Durch Multiplikation mit
dem aktuellen Wechselkurs in Preisnotierung
(GE/FCU) haben wir erneut unseren heimi-
schen Kapitalwert erzeugt.
Welcher Lösungsweg wird in der Praxis präfe-
riert? Eindeutig Lösungsweg 2, da explizite
Wechselkursprognosen vermieden werden.
Dies ist ein Vorteil, denn bei internationalem
Kapital- und Güteraustausch zwischen unter-
schiedlich entwickelten Ländern zeigen empiri-
sche Analysen, dass sowohl die Gültigkeit der
Zins- als auch die der Kaufkraftparitätstheorie
zumindest auf kurz- bis mittelfristige Sicht mit
einem Fragezeichen zu versehen ist.
2
Wechsel-
die projektbedingten Zahlungsfolgen in Aus-
landswährung und generieren zunächst einen
Kapitalwert in FCU (+155,22). Durch Umrech-
nung mit dem aktuell bekannten Wechselkurs
w
0
erzielen wir erneut unseren heimischen Ka-
pitalwert in GE (+124,18).
Die Identität der Kapitalwerte (Abbildung 5 und
Abbildung 7) ergibt sich dank der in unseren
Rechnungen enthaltenen Annahme eines voll-
kommenen Kapital-, Devisen- und Gütermark-
tes - zumindest zwischen den beiden hier betei-
ligten Ländern. Unterschiede hinsichtlich Kultur
und Denkweise der Investoren im In- und Aus-
land existieren in unserem engen Modellrah-
men nicht.
Zusammenfassung
und kritische Würdigung
Wenn wir als Controller eine Auslandsinvestition
in einem fremden Währungsgebiet beurteilen
sollen, stehen uns zwei grundsätzliche Lö-
sungswege zur Verfügung: Der erste Weg nutzt
die Erkenntnisse der ZPT bzw. KPT und trans-
formiert die FCU-Zahlungen in heimische GE
um, die dann mit der gegebenen heimischen
Annahme, dass wir die Renditeforderung unse-
rer inländischen Investoren (Zeile 6) bereits
festgelegt haben (was der üblichen Vorgehens-
weise in der heimischen Praxis entspricht). Die
ausländischen Renditefaktoren wurden auf Ba-
sis von Formel (15) berechnet. Beispielsweise
erhalten wir für t=1:
(16)
Die in Abbildung 6 gezeigten Ergebnisse sind
plausibel: Sind die risikofreien Zinssätze im In-
land niedriger (höher) als im Ausland, müssen
auch die risikoadjustierten Renditeforderungen
im Inland unter (über) denen der ausländischen
Investoren liegen. Denn schließlich wird das
gleiche Projekt nur aus der Sicht von zwei Wäh-
rungsgebieten heraus betrachtet. Anders ge-
sagt: für den Ausländer liegt ein Inlandsprojekt
vor. Ist es aus seiner Sicht vorteilhaft, sollte das
unter sonst gleichen Bedingungen auch aus un-
serer heimischen Sicht gelten. Wechselkurse
sind keine echten Werttreiber für sinnvolle In-
vestitionsprojekte wie der Aufbau einer Fabrik
und dergleichen mehr.
Im letzten Schritt (vgl. Abbildung 7) diskontie-
ren wir mit den ausländischen Renditefaktoren
Abb. 6: Herleitung der risikoadjustierten Renditefaktoren im Ausland
Abb. 7: Kapitalwertberechnung für die Auslandsinvestition nach alternativem Lösungsweg
CM Januar / Februar 2016
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