CONTROLLER Magazin 1/2016 - page 19

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Problemstellung
Controller sollen als interne Berater in den ver-
schiedenen Managementebenen nutzbringend
wirken.
Eine wichtige Kernaufgabe stellt
das Anfertigen von Investitionsrechnun-
gen dar.
Gerade im Kontext von ausländi-
schen Investitionsprojekten (bspw. Bau einer
Fabrik oder Gründung von Vertriebsniederlas-
sungen) sind aus heimischer Sicht einige Be-
sonderheiten zu beachten: Andere Landeskul-
tur, andere Infrastruktur, andere Rechtssys-
teme und dergleichen mehr. Nehmen wir an,
dass sich das Heimatland vom Ausland ledig-
lich hinsichtlich der verwendeten Währungen,
der am Kapitalmarkt erzielbaren Zinsen und
der an den Gütermärkten herrschenden Preis-
niveaus unterscheidet, können wir eine Inves-
tition im Ausland recht zuverlässig unter Zuhil-
fenahme der Zins- und/oder der Kaufkraftpari-
tätstheorie aus heimischer Sicht beurteilen.
Dieser Beitrag verdeutlicht die möglichen Vor-
gehensweisen auf Basis einer Beispielrech-
nung, die sich in der Praxis durchaus noch
verfeinern ließe (bspw. Integration von Ertrag-
steuern) und auf der Zielgröße „Kapitalwert
(=Net Present Value)“ basiert. An der grund-
sätzlichen Lösungsidee ändert dies nichts, so
dass es der Controllingpraxis eine gute Orien-
tierung beim „richtigen Rechnen“ im interna-
tionalen Kontext bieten dürfte.
Fallbeispiel: Beurteilung einer
Auslandsinvestition durch
inländische Investoren
Das Unternehmen INLAND AG ist von inländi-
schen Investoren gegründet, die typischerweise
risikoavers eingestellt sind. Als Renditevorgabe
für inländische Investitionen im eigenen Kernge-
schäft sind dem Management 12% p. a. vorge-
geben (bspw. als Ergebnis einer CAPM-Analyse).
Die bislang nur im Inland tätige AG erwägt erst-
mals die Durchführung einer Investition im Aus-
land (Gründung einer Fabrik und Vertrieb der dort
hergestellten Produkte) zwecks Erschließung des
dortigen Marktes. Da die Auslandskunden alle in
Fremdwährung FCU (FCU: Foreign Currency
Unit) bezahlen und die Auszahlungen für die
Errichtung sowie den laufenden Betrieb der
Fabrik ebenfalls in FCU anfallen, prognostiziert
das Management der INLAND AG zusammen
mit den Experten vor Ort die künftigen laufen-
den Rückflüsse ebenfalls in FCU. Die operativen
Daten sind als (unsichere) Erwartungswerte an-
zusehen (vgl. Abbildung 1).
Da die Aktivitäten der AG aus Sicht ihrer in-
ländischen Eigentümer beurteilt werden, ver-
Internationale Investitionsprojekte richtig rechnen
von Ralf Kesten
Abb. 1: Erwartete Zahlungsfolgen für die Auslandsinvestition in Fremdwährung FCU
CM Januar / Februar 2016
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