67
          
        
        
          hilfreich, im dritten Schritt wenige aber subs-
        
        
          tanzielle Ziele der Kooperation mit den jewei-
        
        
          ligen Interessengruppen abzustimmen. Dann
        
        
          kann der zehnte Schritt gelingen.
        
        
          Alternativen bzw. Ergänzungen bieten z. B. Ana-
        
        
          lysen sozialer Medien, wenn sie zielgerichtet,
        
        
          aber nicht vordergründig auf derartige Zwecke
        
        
          ausgerichtet werden. Aufwändige Befragungen
        
        
          und Studien sollten im Vorfeld auf ihre Aussa-
        
        
          gekraft und ihre Nutzbarkeit für die Zielsetzung,
        
        
          Planung und Steuerung der Wahrnehmung ge-
        
        
          prüft werden.
        
        
          Das Erfordernis solcher Erhe-
        
        
          bungen weist darauf hin, dass ein Unter-
        
        
          nehmen den Kontakt zu seinen Stakehol-
        
        
          dern verloren hat bzw. dass das in der Or-
        
        
          ganisation vorhandene Wissen über deren
        
        
          Erwartungen für die
        
        
          Geschäftsführung
        
        
          nicht ausreichend verfügbar ist.
        
        
          11.
        
        
          Verhalten & Einstellung (indirekter Outcome)
        
        
          Der elfte Schritt soll Erkenntnisse darüber ver-
        
        
          schaffen, ob das Unternehmen im Verhältnis
        
        
          zu seinen relevanten Stakeholdern die ange-
        
        
          strebten Verhaltens- und Einstellungsände-
        
        
          rungen erreicht. Wie entdecken wir die für
        
        
          Stakeholder handlungsleitenden Reputati-
        
        
          onsaspekte? Wie identifizieren wir Stell-
        
        
          schrauben für zieldienliches Verhalten der
        
        
          Stakeholder? Wie erkennen und bewerten wir
        
        
          mögliche Reputationsrisiken?
        
        
          Etablierte Ansätze in diese Richtung praktizie-
        
        
          ren Unternehmen insbesondere im Automobil-
        
        
          und Maschinebau sowie der Software-Indus-
        
        
          trie mit der Bewertung von Lebenszyklen. Die-
        
        
          se Informationen erhält man ebenfalls durch
        
        
          unmittelbare Kooperation mit den involvierten
        
        
          Interessengruppen. Aber im Unterschied zum
        
        
          zehnten Schritt reicht das nicht aus. Um die
        
        
          Entwicklung von Einstellungen und Verhaltens-
        
        
          weisen zu bewerten, braucht es darüber hin-
        
        
          aus langfristige, systematische Beobachtun-
        
        
          gen und Studien. Das können 360°-Bewertun-
        
        
          gen von Führungskräften ebenso sein wie Kul-
        
        
          turstudien für das Unternehmen und sein
        
        
          unmittelbares Umfeld oder Trendforschungen
        
        
          sowohl im Konsumenten- als auch im Techno-
        
        
          logie-Bereich. Dezidierte Befragungen von In-
        
        
          teressengruppen gehören ebenso dazu.
        
        
          Diese Studien sind aufwändig und werden des-
        
        
          halb in der Praxis nur in größeren Zeitabstän-
        
        
          den durchgeführt. In diesem Gebiet ist das je-
        
        
          doch angemessen, weil Änderungen in den
        
        
          Einstellungen und Verhaltensweisen ebenfalls
        
        
          größere Zeiträume und kontinuierliche sowie
        
        
          zugleich konsequente Maßnahmen und Beglei-
        
        
          tung durch eigene Verhaltensänderungen be-
        
        
          dürfen.
        
        
          Für kleinere Unternehmen empfiehlt es sich,
        
        
          Feedbackprozesse zu institutionalisieren, die
        
        
          das in den Bereichen und Funktionen der Orga-
        
        
          nisation verfügbare Stakeholder-Wissen syste-
        
        
          matisieren und zugänglich machen. Gemein-
        
        
          schaften (z. B. Benchmarkgruppen) zu bilden
        
        
          bzw. Branchenverbände, Innungen oder ähn-
        
        
          liche Interessenvertretungen zu nutzen, redu-
        
        
          ziert zwar die Aufwendungen für Reputations-
        
        
          studien, bringt aber die Gefahr mit sich, Ant-
        
        
          worten zu liefern, die für das eigene Unterneh-
        
        
          men von begrenzter Aussagekraft sind oder
        
        
          sogar in die Irre führen.
        
        
          Damit das gelingen kann, ohne die Möglichkei-
        
        
          ten eines Unternehmens zu überdehnen, sollte
        
        
          im zweiten Schritt eine maßvolle Auswahl der
        
        
          relevanten Stakeholder erfolgen. Dabei können
        
        
          eine Rang- und Reihenfolge sowie eine Fokus-
        
        
          sierung auf wenige Ziele hilfreich sein. Erst
        
        
          dann lassen sich sinnvolle Untersuchungen und
        
        
          darauf aufbauende Kennzahlen ableiten.
        
        
          12.
        
        
          Werthaltigkeit (Outflow)
        
        
          Mit dem zwölften Schritt kehren wir zum Aus-
        
        
          gangspunkt des Reputations-Managements
        
        
          zurück: der
        
        
          Werthaltigkeit
        
        
          , verstanden als Er-
        
        
          gebnis stabiler, längerfristiger Beziehungen mit
        
        
          der Intention, mehrfache Tauschgeschäfte zu
        
        
          realisieren. Anhand der im ersten Schritt dafür
        
        
          vereinbarten Ziele lässt sich ermessen, inwie-
        
        
          weit das Zusammenspiel der Bereiche, Abtei-
        
        
          lungen und Gruppen des Unternehmens, des-
        
        
          sen Reputation in wirtschaftlich relevanter Wei-
        
        
          se beeinflusst hat. Hat das Unternehmen seine
        
        
          strategischen Ziele erreicht? Wurden die ange-
        
        
          strebten internen und externen Veränderungen
        
        
          verwirklicht?
        
        
          Dabei wird erkenntlich, dass die
        
        
          Werthaltig-
        
        
          keit
        
        
          eine integrale Kennzahl darstellt. Die Auf-
        
        
          teilung in strategische und operative Aufgaben-
        
        
          stellungen für die einzelnen Struktureinheiten
        
        
          erfolgt erst im zweiten Schritt. Aus diesem
        
        
          Grunde endet das Monitoring der Maßnahmen
        
        
          im Rahmen des Reputations-Managements für
        
        
          die einzelnen Struktureinheiten mit dem elften
        
        
          Schritt.
        
        
          Der zwölfte Schritt führt die Ergebnisse aller
        
        
          Aktivitäten zusammen. Erst dann ergibt sich ein
        
        
          Bild für das Unternehmen. Daraus kann abge-
        
        
          leitet werden, ob die Aufteilung im zweiten
        
        
          Schritt sinnvoll war und welche Veränderungen
        
        
          vorgenommen werden sollten. Reputations-
        
        
          Management ist eine kooperative Angelegen-
        
        
          heit. Insofern ist auch die
        
        
          Werthaltigkeit
        
        
          eine
        
        
          kooperative Kennzahl.
        
        
          In diesem Sinne bildet die
        
        
          Werthaltigkeit
        
        
          ein
        
        
          Maß für die Stabilität der wechselseitigen Ko-
        
        
          operations- und Zahlungsbereitschaft im Rah-
        
        
          men von Geschäftsbeziehungen. Das schließt
        
        
          alle direkten Stakeholder (Interessengruppen)
        
        
          ein, die in Geschäftsbeziehungen mit dem Un-
        
        
          ternehmen eintreten (Kunden, Mitarbeiter, Lie-
        
        
          feranten, Kooperationspartner, Investoren, Ge-
        
        
          sellschafter). Entsprechend einem Vorschlag
        
        
          des Fachkreises Kommunikations-Controlling
        
        
          lässt sich ein einfaches, aus den vorhandenen
        
        
          Daten der Buchhaltung generierbares Maß für
        
        
          Werthaltigkeit
        
        
          aus drei Bestandteilen konsti-
        
        
          tuieren:
        
        
          1) Die Dauer (D) der Kooperationsbeziehungen,
        
        
          gemessen in einer angemessenen
        
        
          Zeiteinheit (Tage, Wochen, Monate, Jahre)
        
        
          2) Die Intensität (I) der Zahlungsströme
        
        
          (Summe der in einer angemessenen
        
        
          Zeiteinheit geleisteten Zahlungen)
        
        
          3) Die Zahlungsmoral (Z
        
        
          8
        
        
          )
        
        
          W = D x I x Z
        
        
          Die Werthaltigkeit kann für jede primäre Stake-
        
        
          holdergruppe gesondert oder als kumulatives
        
        
          Ergebnis für das Unternehmen ermittelt wer-
        
        
          den. Die Angaben können in ihrer täglichen
        
        
          Entwicklung oder für eine Periode angegeben
        
        
          und ausgewertet werden.
        
        
          Sie ermöglicht, die
        
        
          konkrete Arbeit mit den Stakeholdern an
        
        
          das Management der Zahlungsströme an-
        
        
          zupassen.
        
        
          Die erforderlichen Daten stehen den meisten
        
        
          Unternehmen im Rahmen der ordnungsgemä-
        
        
          ßen Buchhaltung tagesaktuell zur Verfügung. In
        
        
          Deutschland sind diese Daten gemäß gesetz-
        
        
          licher Vorschriften mindestens zehn Jahre zu
        
        
          archivieren. Das erlaubt fundierte rückwirkende
        
        
          
            CM Mai / Juni 2015