CONTROLLER Magazin 03/2015 - page 64

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Im einführenden Beitrag zu dieser Reihe hatten
wir „Moderne Wertorientierung – vom ‚Wertob-
jekt‘ zur ‚Teilhabe an der Wertschöpfung‘“
durch 7 Elemente kurz beschrieben. Wir wollen
uns nun dem vierten Element zuwenden:
Element 4: Management der
Wirkungen aller Vermögensarten
Moderne Wertorientierung beschränkt sich
nicht allein auf finanzielle Werte. Sie betrachtet
Wertschöpfung sowohl materiell als auch im-
materiell. Und sie stellt die Zusammenhänge
her zwischen dem „Durchlauf“ der Vermögens-
arten durch das Geschäft des Unternehmens,
wie sie vom International Integrated Reporting
Council (the IIRC
2
) entwickelt wurden und in
Abbildung 1 dargestellt werden. Dabei entste-
hen Werte nicht nur für das Unternehmen, son-
dern auch für die einbezogenen Stakeholder.
Um das Zusammenspiel zu erfassen und zu
beeinflussen, ist
integriertes Denken und
Entscheiden
gefragt.
Jedes Unternehmen, das nachhaltig auf seinen
Märkten (Absatz-, Einkaufs-, Kapital-, Arbeits-
und Bildungsmarkt) bestehen will, muss seine
Wertschöpfung in einer Weise gestalten, dass
es seine Ausgaben für
Kunden, Mitarbeiter,
Lieferanten, Kooperationspartner, Investo-
ren und Gesellschafter
durch adäquate Ein-
nahmen decken kann.
·
Dazu muss es seine Produkte und Leis-
tungen als von Anderen begehrte Güter
anbieten, die entsprechende Preise und
Absatzvolumina realisieren.
·
Es benötigt zu seinem Geschäftsmodell
passende verkaufsvorbereitende und -beglei-
tende Maßnahmen (z. B. Marketing, Vertrieb).
·
Darüber hinaus muss es seine Ressourcen
in einer Qualität und zu Preisen beziehen, die
seine Kernkompetenz, Einzigartigkeit und
Rentabilität stärken.
·
Gleichzeitig muss es Mitarbeiter an sich bin-
den können, die zu seinem Geschäftsmodell
passen und bereit sind, sich für ein adäquates
Volumen an Lohn, Gehalt und sonstigen
personalbezogenen Leistungen für das
Unternehmen zu engagieren.
·
Und schließlich muss es beachten, dass
seine Ausgaben bei den entsprechenden Sta-
keholdern direkt oder indirekt zu persönlichen
Einkommen führen.
Die damit verbundenen widersprüchlichen Inte-
ressen sind in einer für das Unternehmen und
alle Beteiligten vorteilhaften Balance zu halten,
um sie aktiv in die Wertschöpfung einbeziehen
zu können. Dabei verstehen die Autoren unter
„Wertschöpfung“
die Kombination von Wert-
Realisierung und Wert-Haltigkeit
. Während
die Wert-Realisierung Zahlungsströme erzeugt,
sichert die Wert-Haltigkeit die nachhaltige
Wertschöpfung über die Zeit (s. Abbildung 2).
Wertschöpfung sehen wir dabei als einen inhalt-
lich und zeitlich in verschiedene Phasen geglie-
derten Prozess. Er umfasst die strategiegerech-
te Entwicklung von Potenzialen in allen genutz-
ten Vermögensarten ebenso wie die operative
Nutzung dieser Potenziale in den Geschäftspro-
zessen des Unternehmens als auch die Um-
wandlung der dabei erreichten Erfolge in reale
Zahlungsströme (Liquidität).
In diesem Beitrag wollen wir uns auf die Ent-
wicklung von
Werthaltigkeit
konzentrieren. Im
Kern geht es dabei um die Entwicklung stabiler
Beziehungen mit allen Interessengruppen, mit
denen das Unternehmen Geschäfte abwickeln
will. Es geht um die Stabilität der wechselsei-
tigen Kooperations- und Zahlungsbereitschaft.
Im Unterschied zur Rentabilität der Wertreali-
sierung bezeichnen wir diese spezifisch ökono-
mischen Beziehungen als
wirtschaftlich rele-
vante Reputation
4
:
Jede wirtschaftende Organisation muss Mehr-
wert für alle Gruppen schaffen, deren Ressour-
Moderne Wertorientierung –
vom „Wertobjekt“ zur „Teilhabe
an der Wertschöpfung“
1
von Walter Schmidt, Reimer Stobbe und
Christopher Storck
Moderne Wertorientierung
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