68
          
        
        
          Analysen als Basis für konkrete Zielstellungen,
        
        
          Planungen und Steuerungsmaßnahmen.
        
        
          In den Debitoren findet ein Unternehmen für je-
        
        
          den Kunden das Anfangsdatum der Geschäfts-
        
        
          beziehung, die geleisteten Zahlungen und die
        
        
          Einhaltung der Zahlungsziele (Zahlungsmoral).
        
        
          Im Einzelhandel trifft das nur teilweise zu. Dort
        
        
          sind die Kunden insoweit einzeln dokumentiert,
        
        
          als sie durch identifizierbare elektronische Zah-
        
        
          lungsmittel erfasst werden. Für einen weiteren
        
        
          Teil der Kunden lassen sich Gruppen bilden, so-
        
        
          fern geeignete Angaben aus einem CRM-Sys-
        
        
          tem (z. B. Kundenkarte) vorhanden sind. Der
        
        
          verbleibende Teil kann als Gruppe behandelt
        
        
          werden. Sie bezahlt bar – d. h. die Zahlungs-
        
        
          moral liegt bei 100%. Die Zahlungsintensität ist
        
        
          am Volumen des Bargeldverkehrs ablesbar.
        
        
          Und die Dauer der Geschäftsbeziehungen be-
        
        
          ginnt mit der ersten Kassenabrechnung.
        
        
          Die übrigen primären Stakeholder sind in den
        
        
          Buchungsdaten des Einzelhandels wie bei allen
        
        
          anderen Unternehmen erfasst. In den Kredito-
        
        
          ren werden die analogen Daten für Lieferanten
        
        
          und Kooperationspartner dokumentiert. Die
        
        
          Personalkonten verzeichnen alle erforderlichen
        
        
          Angaben für die festen und freien Mitarbeiter.
        
        
          Die Informationen zu den Investoren werden in
        
        
          den Kreditkonten erfasst und jene für die Ge-
        
        
          sellschafter in den Gesellschafterkonten.
        
        
          
            Werthaltigkeit und Geschäftsmodell
          
        
        
          Welches Maß an Werthaltigkeit ein Unterneh-
        
        
          men anstrebt, hängt von seinem Geschäftsmo-
        
        
          dell und der Strategie ab.
        
        
          ·
        
        
          Wer z. B. im Feld der TOP-Qualität mit Premi-
        
        
          um-Preisen anbieten will, darf sich nicht nur
        
        
          bei seinen Kunden um hohe Wertschätzung
        
        
          bemühen. Es muss auch bereit und fähig
        
        
          sein, die besten Mitarbeiter und Lieferanten
        
        
          gewinnen, binden und bezahlen zu können.
        
        
          Das Unternehmen muss also eine hohe
        
        
          Werthaltigkeit zu all seinen direkten Stake-
        
        
          holdern aufbauen.
        
        
          ·
        
        
          Wer mit einem Geschäftsmodell erfolgreich
        
        
          sein will, das eher auf niedrige Preise und
        
        
          schnell wechselndes Personal im Niedriglohn-
        
        
          Sektor setzt, muss eine andere Struktur der
        
        
          Werthaltigkeit anstreben. Diese Struktur ist
        
        
          nicht von vornherein besser oder schlechter
        
        
          als die andere. Sie muss dem Geschäftsmo-
        
        
          dell entsprechen. Das Geschäftsmodell und
        
        
          seine Akzeptanz bildet das Kriterium für die
        
        
          anzustrebende Struktur der Werthaltigkeit.
        
        
          Das
        
        
          Maß der wirtschaftlich gebotenen Wert-
        
        
          haltigkeit
        
        
          ist demnach abhängig von der Strate-
        
        
          gie. Es bildet das Pendant, die Ergänzung zum
        
        
          Maß des operativen Geschäfts – der Rentabili-
        
        
          tät. Mit der Werthaltigkeit lassen sich die Ziele
        
        
          der Strategie – im Kontext der Wirkungsstufen –
        
        
          zu einem ökonomischen Maß (des Outflows) zu-
        
        
          sammenführen: Mit den Zielen für die Rentabili-
        
        
          tät wird ein Unternehmen demgegenüber auf die
        
        
          Finanzierbarkeit der Strategie ausgerichtet.
        
        
          Erst
        
        
          Werthaltigkeit und Rentabilität zusammen
        
        
          sind in der Lage, ein Geschäftsmodell be-
        
        
          züglich der daran geknüpften wirtschaftli-
        
        
          chen Erwartungen adäquat abzubilden.
        
        
          Sie
        
        
          müssen zueinander passen.
        
        
          
            Fazit
          
        
        
          Moderne Wertorientierung schließt das Ma-
        
        
          nagement der Wirkungen aller Vermögensar-
        
        
          ten
        
        
          9
        
        
          als ein wesentliches Element in sich ein.
        
        
          Kein genutztes oder beeinflusstes Vermögen soll
        
        
          übersehen werden. Die differenzierten Formen
        
        
          an „Inputs“ gehen im Rahmen des Geschäfts-
        
        
          modells in die Aktivitäten ein und gestalten die
        
        
          internen und externen Wirkungen.
        
        
          Ausgehend von der Gesamtsteuerung der
        
        
          Werthaltigkeit (Wirkungsstufen-Modell) können
        
        
          mit der Formulierung der Anforderungen an die
        
        
          Entwicklung von Verhalten & Einstellung die dif-
        
        
          ferenzierten Ziele für alle relevanten Stakehol-
        
        
          der vereinbart werden. Dann kann die Zielerrei-
        
        
          chung im Rücklauf auch konkret abgerechnet
        
        
          werden. Die reale Entwicklung der Werthaltig-
        
        
          keit zeigt schließlich, ob die Differenzierung der
        
        
          Aufgabenstellung in die konkreten Ziele ausrei-
        
        
          chend ist bzw. inwieweit sie nachjustiert wer-
        
        
          den muss.
        
        
          Gleichzeitig muss es immer darum gehen, die
        
        
          Wirkungen auf die Werthaltigkeit in einer dyna-
        
        
          mischen Balance zur Entwicklung der Rentabi-
        
        
          lität zu halten. Deshalb sollte eine moderne
        
        
          Wertorientierung immer beide Wirkungen im
        
        
          Auge behalten. Das ist ein Anfang. Jedes Unter-
        
        
          nehmen muss seine eigenen Lösungen finden.
        
        
          Viele wirksame Ideen werden in der Praxis
        
        
          schon umgesetzt. Wir haben die Chance, die-
        
        
          sen Weg fortzusetzen.
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          Der Beitrag ist teilweise dem im Rahmen der
        
        
          ICV-Publikationsreihe erschienenen Leitfaden
        
        
          „Moderne Wertorientierung“ entnommen.
        
        
          2
        
        
          Im IIRC sind neben großen Unternehmen aus
        
        
          allen Wirtschaftsräumen der Erde und wichti-
        
        
          gen Wirtschaftsprüfungs-Organisationen auch
        
        
          die beiden bedeutendsten Standartsetter IASB
        
        
          und FASB zusammengeschlossen. Es darf er-
        
        
          wartet werden, dass das Framework in den
        
        
          kommenden Jahren schrittweise in internatio-
        
        
          nal verbindliche Regelwerke für das Integrated
        
        
          Reporting umgesetzt wird.
        
        
          3
        
        
          Deutsche Übersetzung des Fachkreises „Con-
        
        
          trolling & IFRS“ nach <IR>-Framework, De-
        
        
          zember 2013 S. 13.
        
        
          4
        
        
          Dieser Begriff wurde im Fachkreis Kommuni-
        
        
          kations-Controlling des Internationalen Control-
        
        
          ler Vereins entwickelt.
        
        
          5
        
        
          Vgl. Storck, C. / Schmidt, W. (2009). Sonder-
        
        
          stellung aufgeben. Pressesprecher 6 (5), 30-
        
        
          32; Stobbe, R. et.al. (2010): Grundmodell für
        
        
          Kommunikations-Controlling; Statement des
        
        
          Internationalen Controller Verein, 
        
        
        
          controllerverein.com/Controller_Statements.
        
        
          187.html; Storck, C. / Schmidt, W. (2014). In
        
        
          zwölf Schritten zum Reputationsertrag. In Pres-
        
        
          sesprecher 11 (7), 18-21..
        
        
          6
        
        
          z. B. Abgeordnete, Regierungsvertreter und Auf-
        
        
          sichtsbehörden sowie Verbände, Körperschaften
        
        
          und Lobbyisten (politische Akteure), aber auch
        
        
          Sozialpartner wie Gewerkschaften oder Anwoh-
        
        
          ner und Nichtregierungsorganisationen; vgl. auch
        
        
          Freeman, R.E. (2010). Strategic Management: A
        
        
          Stakeholder Approach. Cambridge, 45 f.
        
        
          7
        
        
          Vgl. Kleinhietpaß, G. / Hanken, J. (2014): Ver-
        
        
          rechnungspreise, Haufe.
        
        
          8
        
        
          Mit zunehmender Dauer der offenen Posten
        
        
          sinkt die verfügbare Werthaltigkeit der Ge-
        
        
          schäftsbeziehungen, weil Zahlungen über diese
        
        
          Zeitspanne ausbleiben.
        
        
          9
        
        
          „Vermögensarten“ entsprechen im Englischen
        
        
          den „Capital-Kategorien“; vgl. Schmidt, W. et.
        
        
          al. (2015): Moderne Wertorientierung, Haufe
        
        
          (im Rahmen des Schriftenreihe des ICV)
        
        
          
            Moderne Wertorientierung