CONTROLLER Magazin 03/2015 - page 40

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nehmen mittels Bilanz-Rating sollte laufend,
idealerweise vierteljährlich, mit jedem Quar-
talsreport beobachtet werden. So kann das
Management gegensteuern, bevor Dritte die
negative Entwicklung erkennen und die Kon-
sequenzen ziehen. So wird das Bilanz-Rating
im Konzern Teil der quartalsweisen Abwei-
chungsanalyse und des Reportings.
5. Debitorenmanagement
Die Kreditgewährung an Kunden stellt häufig
eines der größten Risiken für das Unternehmen
dar.
Der Forderungsausfall eines Schlüssel-
kunden kann existenzgefährdend sein.
Die
automatischen Kreditinformationssysteme ha-
ben sich in den vergangenen Jahren weiterent-
wickelt und sind inzwischen häufig mit den
CRM-Systemen verknüpft. Die Gefahr hierbei
ist, dass man sich auf die vollautomatischen
Systeme auch bei Risiken verlässt, bei denen
man besser persönlich genauer hinsieht. Es
empfiehlt sich deshalb, für die detailliertere
Analyse, eine Peer Group an Kunden zu definie-
ren, für die zusätzliche Kontrollen wie die Abfra-
ge von Kennzahlen mittels Selbstauskunfts-
bogen und das Bilanz-Rating obligatorisch sind.
In diesen Fällen wird das Debitorenlimit oder
das Liefervolumen an eine Kreditfreigabe nach
angemessenem Rating geknüpft.
Kommt es zur Zahlungsstörung, ist dies An-
lass, von dem Kunden den aktuellen Jahres-
abschluss und betriebswirtschaftliche Aus-
wertungen zu fordern, um eine Stundungs-
vereinbarung zu begründen. Dies bietet so-
dann die Gelegenheit, die Kreditwürdigkeit
mittels eines qualifizierten Bilanzratings zu
bestimmen.
6. Vertriebssteuerung
Unternehmen berücksichtigen bei ihren Ver-
triebsaktivitäten häufig die wirtschaftliche Be-
deutung, die ein Kunde für das Unternehmen
hat. Vertriebsstrukturen mit einem Key-Account-
Management haben dies zum Ziel. So ist zu ent-
scheiden, ob die „richtigen“ Kunden im Fokus
des Unternehmens stehen. Bei der Kundenwert-
ermittlung, bei der Kriterien wie Kundende-
ckungsbeitrag, Kundenlebenszyklus, Kunden-
portfolio und Kundenwert betrachtet werden,
darf das Kundenrisiko nicht außer Betracht
bleiben. Es hat Einfluss auf die Konditionen. Die
Risikokosten sollten Teil der Kalkulation sein.
Das Bilanz-Rating unterstützt die Einschätzung
dieses Risikos. Auf der Grundlage der so er-
rechneten Ausfallwahrscheinlichkeit in Prozent
kann die erforderliche Risikoprämie abgeleitet
werden.
Die Verschlechterung der Bonität einer Kunden-
beziehung, belegt mittels Bilanz-Rating,
sollte
zur Anpassung des Konditionenpakets füh-
ren
. Im Zweifel wäre eine Lieferung nur noch
gegen Vorkasse zu vertreten.
7. Einkaufssteuerung
Seit dem Unglück in Fukushima ist den Verant-
wortlichen in vielen deutschen Unternehmen
bewusst geworden, wie zerbrechlich die Liefer-
kette sein kann. Es wurden zahlreiche Supply-
Chain-Management-Projekte gestartet. Hierbei
wurden auch Anstrengungen unternommen,
die Lieferanten-Bonität in die Betrachtung ein-
zubeziehen. Der Rückgriff auf automatisierte
Kreditinformations-Systeme endete jedoch
häufig in Enttäuschung. Die Krise eines wichti-
gen Lieferanten wurde häufig nicht oder zu spät
erkannt. Dem Autor sind zahlreiche Fälle be-
kannt, dass der plötzliche Lieferantenausfall zu
Lieferengpässen oder zum Ausfall einer Modul-
produktion geführt hat.
Auch hier gilt der Grundsatz,
dass strategi-
sche Risiken proaktiv zu managen sind
.
Dies bedeutet, dass die Peer Group der Eng-
pass-Lieferanten zu definieren ist. So wie es
die Daimler AG bereits im Jahre 2006 begon-
nen hat, werden viele Unternehmen neben den
Instrumenten Audit und Lieferbürgschaften
auch eigene Bonitätsanalysen anstellen. Zeit-
nahe Selbstauskunftsprozesse und das Bilanz-
Rating der Jahresabschlüsse der strategischen
Lieferanten werden zum Standard.
Fazit
Das Bilanz-Rating kann somit auch als ein Ins-
trument für das Risikomanagement im Unter-
nehmen betrachtet werden. Es ergänzt den
ganzheitlichen Ansatz von inzwischen häufig
eingesetzten Monte-Carlo-Simulationen. Die
primäre Aufgabe der Monte-Carlo-Simulation
ist die Bestimmung des aggregierten Gesamt-
risikoumfanges über alle Risikokategorien hin-
weg. Auch die Wahrscheinlichkeit von exis-
tenzbedrohenden Betriebsunfällen und zahl-
reichen internen und externen Gefahrenpoten-
zialen lässt sich mit Monte-Carlo-Analysen
und anderen Instrumenten einschätzen.
Die
Ausfallwahrscheinlichkeit von Unterneh-
men bzw. von Forderungen gegenüber
diesen bildet das Bilanz-Rating inzwi-
schen sehr verlässlich ab.
Dies gilt sowohl
für das eigene Unternehmen und somit dessen
Kreditwürdigkeit wie auch für die Geschäfts-
partner in der Wertschöpfungskette und für
Kunden. Schließlich liefert das Bilanz-Rating
für das Risiko- und Kreditmanagement einen
wichtigen Baustein, um eine differenzierte
Kreditlimit- und Zahlungszieleinräumung für
Kunden sowie die Absicherung der Absatz-
wie auch Liefergeschäfte durchzuführen. Für
das ganzheitliche Risikomanagement sind
diese Ergebnisse auf einer Zwischenebene zu
aggregieren, um im nächsten Schritt im Rah-
men der vom IDW PS 340 geforderten Aggre-
gation auf Gesamtunternehmensebene be-
rücksichtigt zu werden.
Autor
Dieter Pape
ist Rating Analyst/Wirtschaftsprüfer bei der URA Rating
Agentur, München.
E-Mail:
Bilanz-Rating
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