33
          
        
        
          trachtungszeitraum ein Nettobarwert in Höhe
        
        
          von 23 Eurocent erwirtschaftet wird. Risikoas-
        
        
          pekte können beim Effizienzgrad der Investition
        
        
          mittels des verwendeten Diskontierungssatzes
        
        
          eingepreist werden. Ebenso kann der gesamte
        
        
          Betrachtungszeitraum in der Kennzahl abgebil-
        
        
          det werden.
        
        
          Der Effizienzgrad kann wie folgt auch in einen
        
        
          Jahreswert umgerechnet werden, um dann
        
        
          eine jährliche Überrendite über die Kapital-
        
        
          kosten p.a. und die Amortisation der Investi-
        
        
          tionsausgaben hinaus zu erhalten, wodurch
        
        
          unterschiedliche Projektlaufzeiten vergleich-
        
        
          bar werden:
        
        
          Jährliche Überrendite p.a. =
        
        
          Sollten neben der Investition noch andere ne-
        
        
          gativ abfließende Cash-Flow-Komponenten
        
        
          (z. B. Betriebsausgaben oder Steuerzahlungen
        
        
          wie z. B. Steuern auf die Förderung von Kohlen-
        
        
          wasserstoffen) einen signifikanten Einfluss auf
        
        
          den Nettobarwert haben, könnte man diese
        
        
          Komponenten über den Barwert der Cash-Aus-
        
        
          zahlungen in die Berechnungsformel einbrin-
        
        
          gen. Der Effizienzgrad der Investition hätte
        
        
          dann beispielsweise im Nenner der obigen For-
        
        
          mel den Barwert der Investition, den Barwert
        
        
          des Betriebsaufwands und den Barwert der
        
        
          Steuerbelastungen zu zeigen. Der Effizienzgrad
        
        
          des Projektes kann dann in den Effizienzgrad
        
        
          der Investitionsausgaben, des Betriebsauf-
        
        
          wands und der Besteuerung zerlegt werden.
        
        
          Ein Vergleich dieser unterschiedlich ermittelten
        
        
          Effizienzgrade kann Aufschlüsse auf Werttrei-
        
        
          ber innerhalb eines Gesamtportfolios liefern.
        
        
          Ein Projekt, das aufgrund seines Effizienzgra-
        
        
          des der Investition an vorderster Stelle eines
        
        
          Portfolios zu reihen gewesen wäre, könnte auf
        
        
          Basis des Effizienzgrades aller abfließenden
        
        
          Cash-Flow-Komponenten (d. h. Investition, Be-
        
        
          triebsaufwand und Steueraufwand) letztendlich
        
        
          nur im Mittelfeld des Portfolios gerankt werden.
        
        
          Die Anwendung des Effizienzgrads der Investition
        
        
          führt dazu, dass bei Reihung der Aktivitäten und
        
        
          Projekte und Zuteilung des beschränkten Kapitals
        
        
          anhand des Effizienzgrads der Investition die
        
        
          größtmögliche Wertgenerierung ermöglicht wird.
        
        
          Diese Wertgenerierung kann in Absolutwerten in
        
        
          Form des größtmöglich erzielbaren Gesamtnetto-
        
        
          barwerts ausgedrückt werden. Die Entschei-
        
        
          dungsregel, Projekte nach Effizienzgrad zu ran-
        
        
          ken, nimmt jedoch an, dass Aktivitäten oder Pro-
        
        
          jekte in ihrer Umsetzung teilbar sein können. Bei-
        
        
          spielsweise könnte der Gesamtinvestitionsbedarf
        
        
          eines Projektes in eine Initialgrundstufe und eine
        
        
          spätere Erweiterungsinvestition zerlegt werden.
        
        
          Derartige Teilungen sind jedoch in der Praxis
        
        
          nicht immer möglich.
        
        
          Abbildung 8 gibt einen
        
        
          zusammenfassenden
        
        
          Überblick
        
        
          über Vor- und Nachteile der vier
        
        
          wertorientierten Projektkennzahlen bzgl. prakti-
        
        
          scher Anforderungen. Es zeigt sich, dass keine
        
        
          der Kennzahlen alle Anforderungen in vollem
        
        
          Ausmaß erfüllt. Daher werden bei Mineralöl-
        
        
          unternehmen nicht eine einzelne Kennzahl,
        
        
          sondern alle vier Kennzahlen nebeneinander
        
        
          verwendet.
        
        
          Für eine praktizierbare einfache Anwendung
        
        
          der vorgestellten Kennzahlen lässt sich nach
        
        
          unseren Erfahrungen folgender Ablauf festma-
        
        
          chen: Wenn man eine Aktivität oder Investition
        
        
          auf singulärer Basis bewerten und entscheiden
        
        
          soll, verwendet man die Prioritätensetzung,
        
        
          erstens Nettobarwert, zweitens Interner Kal-
        
        
          kulationszinssatz, drittens Rückzahlungsperio-
        
        
          de. Soll man über Projekte oder Investitionen
        
        
          in einem Gesamtkontext, wie etwa in einem
        
        
          Port-folio aus Projekten, entscheiden, kann
        
        
          man anhand des Entscheidungsschemas, ers-
        
        
          tens Effizienzgrad, zweitens interner Kalkula-
        
        
          tionszinssatz, drittens Amortisationsdauer vor-
        
        
          gehen. Vergleicht man die beiden Schemata,
        
        
          ist sofort ersichtlich, dass der Nettobarwert
        
        
          bei der stand-alone-Entscheidung durch den
        
        
          Effizienzgrad der Investition für die Portfolio-
        
        
          entscheidungen ersetzt wird.
        
        
          Im Beispielsunternehmen werden daher neben
        
        
          der Ermittlung der vier Investitionskennzahlen,
        
        
          die nebeneinander gestellt werden, auch die
        
        
          Profile der Cash-Ab- und -Zuflüsse über den
        
        
          Zeitablauf in einem
        
        
          Projektbild
        
        
          dargestellt, um
        
        
          Projekte ganzheitlich beurteilen zu können (vgl.
        
        
          Abbildung 9).
        
        
          
            Entscheidungen über das
          
        
        
          
            Projektportfolio
          
        
        
          Unternehmen, so auch Mineralölunternehmen,
        
        
          verfolgen häufig viele einzelne Projekte in un-
        
        
          terschiedlichem Entwicklungsstand (Projekt-
        
        
          portfolio). Nachfolgend wird dargestellt, wie die
        
        
          Portfoliosteuerung bei einem Beispielsunter-
        
        
          nehmen der Mineralölindustrie erfolgt.
        
        
          Wertadditivität und Projektportfolio
        
        
          Abbildung 10 zeigt, dass die Nettobarwerte der
        
        
          einzelnen Projekte sich nach dem Grundsatz
        
        
          der Additivität zum Wert des Gesamtkapitals
        
        
          
            Abb. 8: Bewertung wertorientierter Kennzahlen zur Projektbewertung (Quelle: Eigene Darstellung)
          
        
        
          
            CM Mai / Juni 2015