CONTROLLER Magazin 03/2015 - page 41

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Der systematische Umgang mit liquiden Mitteln
ist für Unternehmen überlebenswichtig – sei es
als kurzfristige Dispositionskasse, als strategi-
sche „Kriegskasse“ beispielsweise für Akquisi-
tionsgelegenheiten oder als Deckungsmasse
für Pensionsverpflichtungen. Die Verwaltung
von Kapitalanlagen gehört nicht zu den Kern-
prozessen von Industrieunternehmen. Dennoch
– die Themen Liquiditätshaltung und Wertpa-
pieranlagen sind ein Instrument zur Risikosteu-
erung von Unternehmen und deshalb wichtiger
Bestandteil der grundsätzlichen Finanzierungs-
strategie. Während sich manche Großkonzerne
beispielsweise auf Konsortialkreditlinien und
ihre operative Ertragskraft verlassen, halten an-
dere substanzielle liquide Reserven auf der Bi-
lanz. Familienunternehmen halten vielfach hohe
strategische Kapitalreserven oder liquide Mit-
tel, da sie den Gang zum Kapitalmarkt scheuen
und Mittel für potenzielle Erbschaftsteuern vor-
halten müssen.
Ziel der Kapitalanlage –
Risikovorsorge
Mit dem Halten von Liquidität und Wertpapier-
anlagen verzichten die Unternehmen meist auf
Rendite, denn die im Kerngeschäft zu erwar-
tenden operativen Erträge sind normalerweise
höher. Der Vorteil von Liquidität und Wertpa-
pieren besteht in ihrer Fungibilität und in der
Möglichkeit zur Streuung;
im Idealfall lassen
sich die Vermögenswerte flexibel um-
schichten und für unvorhergesehene Fälle
einsetzen.
Als eine Art Versicherung gegen
individuelle Betriebs- und allgemeine Konjunk-
turrisiken ist die Kapitalanlage von Unterneh-
men zumeist risikoavers; Kapitalerhalt vor Ren-
dite heißt die Anlageregel. Diese Risikoaver-
sität hängt zumeist auch mit der Governance-
Struktur von Unternehmen zusammen. Keine
Unternehmensführung will ihren Aufsichtsgre-
mien hohe Verluste bei der Kapitalanlage er-
klären. Dass Liquidität für die Einschätzung von
Unternehmensrisiken wichtig ist, zeigt das Vor-
gehen von Kredit- und Ratinganalysten: Ein gu-
tes Rating basiert nicht zuletzt auf einer
soli-
den Liquiditätsstruktur
. Als solide gilt eine
Struktur, bei der liquide Mittel neben Kreditlini-
en und einer hohen Innenfinanzierungsfähig-
keit ein wesentlicher Baustein sind. Nur wenn
die Liquiditätslage eines Unternehmens von
den Ratingagenturen als „adäquat“ einge-
schätzt wird, kann ein Unternehmen eine gute
Bonitätseinstufung (Investmentgrade) erlan-
gen. Dass sich die Einschätzung der Liquidi-
tätslage bei den Unternehmen selbst ändern
kann, lässt sich sehr schön am Beispiel der
Automobilbranche beobachten: Seitdem der
Zugang zum Kapitalmarkt in den Wochen nach
dem Ausfall von Lehman 2008 plötzlich nicht
mehr möglich war, haben die meisten Unter-
nehmen dieses Sektors ihr Liquiditätspolster in
den Folgejahren aus Sicherheitsgründen deut-
lich aufgestockt.
Vorsorge vor Konjunkturrisiken
Ein Risiko, das sich zur Veranschaulichung
leicht verallgemeinern lässt, ist das Konjunk-
turrisiko. Konjunktureinbrüche treffen die al-
lermeisten Unternehmen, insbesondere aber
Firmen in zyklischen Branchen und mit hoher
Fremdfinanzierung. Konjunktureinbrüche kön-
nen jederzeit eintreten, wie die Jahre 2001
und 2008 gezeigt haben. Problematisch sind
sie für Unternehmen insbesondere dann, wenn
sie deflationären Charakter haben, wenn also
die Betriebswerte im Vergleich zu den Schul-
den sinken und somit ganze Branchen unter
Druck geraten.
Eine schädliche Deflation entwickelt sich zu-
meist im Zusammenhang mit politischen Kri-
sen oder einer Banken- oder Immobilienkrise
und verringert den Wert von Sach- und somit
Unternehmenswerten signifikant. In Japan
haben beispielsweise Sach- und Betriebswer-
te seit dem Platzen der Immobilien- und Kre-
ditblase im Jahr 1989 kontinuierlich an Wert
Effektive Kapitalanlage für
Unternehmen
von Leonhard von Metzler und Daniel Theilen
CM Mai / Juni 2015
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