45
          
        
        
          Der zweite Schritt ist die langwierige Suche
        
        
          nach den Daten, die die Kriterien mit Leben fül-
        
        
          len sollen. Dies führt vereinzelt zur Überarbei-
        
        
          tung der Kriterien.
        
        
          Eine vorhandene und ge-
        
        
          lebte Balanced Scorecard liefert hier wert-
        
        
          volle Informationen zur Verbesserung der
        
        
          Daten.
        
        
          Die Kandidatin präsentiert final auch konkrete
        
        
          Ergebnisse, die das SEI geliefert hat. Überra-
        
        
          schenderweise, auch für das Unternehmen,
        
        
          hat man bei den C-Lieferanten meistens bes-
        
        
          sere Ergebnisse erhalten wie bei dem einen
        
        
          oder anderen A-Lieferanten (auf Basis einer
        
        
          vorher angelegten ABC-Klassifizierung der
        
        
          Lieferanten). Vielleicht liegt es daran, dass
        
        
          die C-Lieferanten besser ins Geschäft kom-
        
        
          men wollen, während sich die A-Lieferanten
        
        
          sicher und eingerichtet wähnen? Jedenfalls
        
        
          hat man in dem Unternehmen erste Themen
        
        
          und auch Maßnahmen festgelegt, die noch
        
        
          dieses Jahr gemeinsam mit dem jeweiligen
        
        
          Lieferanten besprochen und angegangen
        
        
          werden sollen.
        
        
          Insgesamt zeigt sich das Management des Un-
        
        
          ternehmens angetan von den Ergebnissen des
        
        
          SEI-Projekts. Trotz der immensen Arbeit, die
        
        
          dahinter steht, wird nun überlegt, wie man das
        
        
          Konzept auch auf die anderen Produktkategori-
        
        
          en übertragen kann. Unserer Kandidatin scheint
        
        
          die Arbeit nicht auszugehen.
        
        
          
            Aufbau eines Anti-Fraud-
          
        
        
          
            Management-Systems
          
        
        
          Unser Kandidat arbeitet für eine national und
        
        
          international tätige Non-Profit-Organisation
        
        
          (NPO), die in fast allen Ländern der Welt tätig
        
        
          ist. Trotz des guten Ansinnens dieser Organi-
        
        
          sation kann es schon mal passieren, dass auf
        
        
          den einen oder anderen Mitarbeitenden weni-
        
        
          ger Verlass ist: Es ist in mehreren Fällen, und
        
        
          lange unentdeckt, Geld veruntreut und unter-
        
        
          schlagen worden. Ein triftiger Grund, sich ei-
        
        
          nerseits mit Fraud auseinanderzusetzen und
        
        
          andererseits mit dem Thema „Internes Kon-
        
        
          trollsystem (IKS)“ zu befassen, was zwar vor-
        
        
          handen ist, allem Anschein nach aber unzurei-
        
        
          chend funktioniert.
        
        
          Tiefergehende Analysen unseres Kandidaten zu
        
        
          den Fällen zeigen denn auch, dass es viel Ver-
        
        
          trauen gibt (was als Kulturgut gilt), aber auch
        
        
          gewisse „Unzulänglichkeiten“ in der internen
        
        
          Organisation. So ...
        
        
          ·
        
        
          ... bietet Verantwortungsdiffusion ungewollt
        
        
          Freiräume für dolose Handlungen an,
        
        
          ·
        
        
          ... liegt in kleineren Organisationseinheiten
        
        
          die Verantwortung für die Buchhaltung,
        
        
          die Bankverwaltung und Prüfung in einer
        
        
          einzigen Hand (Personalkosten!),
        
        
          ·
        
        
          ... brauchen Abschlüsse, bedingt durch
        
        
          die internationale Ausrichtung der NPO,
        
        
          quasi „ewig“.
        
        
          Das von unserem Kandidaten gestartete Pro-
        
        
          jekt setzt sich deshalb folgende Ziele:
        
        
          ·
        
        
          Erarbeitung von Maßnahmen und Vorschlä-
        
        
          gen zur organisatorischen Neugestaltung
        
        
          von Ablauf- und Abstimmungsprozessen,
        
        
          so dass zukünftig dolose Handlungen mög-
        
        
          lichst verhindert werden.
        
        
          ·
        
        
          Aufbau eines Schulungskonzepts national
        
        
          und international.
        
        
          ·
        
        
          Entwicklung von qualitativen und quantitati-
        
        
          ven Messgrößen für ein neues Anti-Fraud-
        
        
          Management-System zur Überwachung der
        
        
          veränderten Prozesse
        
        
          ·
        
        
          Verschärfung der Compliance-Regeln.
        
        
          ·
        
        
          Zeitliche Straffung der Berichtsfenster, vor
        
        
          allem aus dem Ausland nach Deutschland.
        
        
          ·
        
        
          Softwaregestützte Auswertungen,
        
        
          Verprobungen und Analysen bei den
        
        
          (internationalen) Finanztransaktionen.
        
        
          Obwohl sich viele Mitglieder der Organisation
        
        
          von den Vorfällen betroffen zeigen, eckt unser
        
        
          Kandidat mit seinem Projekt schnell an. Ver-
        
        
          schärfte Kontrollen, neue Richtlinien zum
        
        
          Zahlungsverkehr usw. würden eben nicht in
        
        
          die „offene Kultur“ des Unternehmens passen.
        
        
          Unser Kandidat muss also viel Überzeugungs-
        
        
          arbeit leisten, um sein Projekt zu starten und
        
        
          vor allem am Laufen zu halten.
        
        
          Zum Zeitpunkt unserer Präsentation hier in
        
        
          Feldafing zeigt sich unser Kandidat überwie-
        
        
          gend zufrieden mit den erzielten Ergebnissen
        
        
          des Projekts. Mitarbeitende der Internen Revi-
        
        
          sion sind z. B. in den letzten beiden Jahren ver-
        
        
          mehrt in den Auslandsbüros der NPO gewesen.
        
        
          Personen die mit (Bar-)Geld in Berührung kom-
        
        
          men (können), müssen sowohl an Schulungen
        
        
          (Abläufe und Compliance-Regeln) teilnehmen,
        
        
          als auch nach den Schulungen unterschreiben,
        
        
          dass sie entsprechend geschult worden sind.
        
        
          Als schwierig erweist sich immer wieder noch
        
        
          die Zusammenarbeit mit ausländischen Ban-
        
        
          ken, die die von der NPO eingeforderten Sal-
        
        
          denbestätigungen häufig deutlich später,
        
        
          manchmal auch gar nicht, liefern. Die entspre-
        
        
          chenden Istwerte zu den Ziel-Kennzahlen sind
        
        
          in der Präsentation dunkelrot gehalten. Die
        
        
          softwaregestützten Prüfungen werden ange-
        
        
          wandt, bedürfen aber noch der einen oder an-
        
        
          deren Verfeinerung.
        
        
          Auch wenn das Projekt formal beendet ist, ge-
        
        
          wisse Nacharbeiten und Verbesserungen wer-
        
        
          den immer noch durchgeführt. Zumindest sind
        
        
          seit den durch das Projekt initiierten Verände-
        
        
          rungen keine neuen dolosen Handlungen be-
        
        
          kannt geworden – womit das übergeordnete
        
        
          Ziel zweifelsfrei erreicht ist.
        
        
          Damit endet die inzwischen zwölfte Master
        
        
          Class. Mein Dank geht wieder an unsere Kandi-
        
        
          daten für ihre intensive Arbeit und die toll er-
        
        
          brachte Leistung, sowie an die Beiräte für ihre
        
        
          Mitarbeit und Würdigung der Arbeiten.
        
        
          Für die Durchführung im November 2015 haben
        
        
          sich bereits wieder einige neue Interessenten bei
        
        
          uns gemeldet. Es sind spannende neue Themen
        
        
          darunter, die zeigen, dass die Controllerarbeit
        
        
          äußerst facettenreich ist. Details werden Sie in
        
        
          einem Jahr, also im nächsten Bericht zur Master
        
        
          Class, an dieser Stelle wieder lesen können.
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Dipl.-Kfm. Prof. Detlev R. Zillmer
        
        
          studierte Feinwerktechnik u. BWL an der TU Stuttgart. Seit 1992
        
        
          ist er Trainer, seit 1994 Partner der CA Akademie. Im März 2003
        
        
          wurde er zum Professor der Zürcher Fachhochschule ernannt.
        
        
          Prof. Zillmer begleitet Firmen bei der Umsetzung von Projekten,
        
        
          coacht Teams und Einzelpersonen, hilft beim Aufbau und Um-
        
        
          setzen von Strategien, Projekt- und Personal-Controlling.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM Mai / Juni 2015