48
          
        
        
          potenzieller Entwicklungen, wie Risiken in Supply
        
        
          Chains oder unterschiedliche Pfade der Ge-
        
        
          schäftsfeldentwicklung, verbessert werden.
        
        
          
            Grundprinzipien der
          
        
        
          
            Cross-Impact-Bilanzanalyse
          
        
        
          Cross-Impact-Analysen (CIA) untersuchen
        
        
          strukturiert die Interdependenzen der wichtigs-
        
        
          ten Einflussfaktoren eines Systems
        
        
          mit Hilfe
        
        
          qualitativer Expertenschätzungen
        
        
          (vgl.
        
        
          Göt-
        
        
          ze
        
        
          , 2006, S. 145f.). Hierdurch entsteht ein ky-
        
        
          bernetisches Modell zur Untersuchung der Aus-
        
        
          wirkung von Veränderungen einzelner Einfluss-
        
        
          größen auf das gesamte System (vgl.
        
        
          Vester
        
        
          ,
        
        
          2007, S. 213). Die Methodenfamilie wird vor al-
        
        
          lem eingesetzt, wenn aufgrund einer unzurei-
        
        
          chenden Datenverfügbarkeit eine Szenarioent-
        
        
          wicklung mit ökonometrischen oder technologi-
        
        
          schen Verfahren nicht möglich ist (vgl.
        
        
          Weimer-
        
        
          Jehle
        
        
          , 2010, S. 2). Ergebnis einer CIA können
        
        
          daher keine quantitativen oder monetär be-
        
        
          wertbaren Entscheidungshilfen sein. Der Er-
        
        
          kenntnisgewinn besteht aus folgenden Aspek-
        
        
          ten (vgl.
        
        
          Jessen/Weimer-Jehle
        
        
          , 2010, S. 4):
        
        
          ·
        
        
          Identifikation robuster Beziehungswirkungen
        
        
          und Einschätzung ihrer Relevanz;
        
        
          ·
        
        
          Integration nicht-quantifizierbarer Einfluss-
        
        
          größen in die Analyse;
        
        
          ·
        
        
          Ableitung konsistenter Szenarien;
        
        
          ·
        
        
          Bewertung von Eingriffs- bzw. Steuerungs-
        
        
          möglichkeiten für die Einflussgrößen und der
        
        
          daraus resultierenden Auswirkungen.
        
        
          Die CIB ist eine spezielle Form der Cross-Im-
        
        
          pact-Analyse, die gekennzeichnet ist durch (vgl.
        
        
          Weimer-Jehle
        
        
          , 2006, S. 359):
        
        
          ·
        
        
          eine transparente, diskursgerechte
        
        
          Analyselogik,
        
        
          ·
        
        
          Experteneinschätzungen der Beziehungen
        
        
          zwischen den Einflussfaktoren,
        
        
          ·
        
        
          eine hohe Flexibilität, welche die
        
        
          Anwendung in unterschiedlichsten Einsatz-
        
        
          bereichen ermöglicht und
        
        
          ·
        
        
          eine systemtheoretische Fundierung des
        
        
          Analysealgorithmus, die Willkürlichkeit der
        
        
          Szenariobildung verhindert.
        
        
          Voraussetzung zur Durchführung der CIB ist die
        
        
          Bildung eines Expertenkreises
        
        
          . Die CIB be-
        
        
          schreibt,
        
        
          wie dieser Expertenkreis die Wirk-
        
        
          lichkeit sieht
        
        
          und nicht, wie sie tatsächlich ist.
        
        
          Daher ist die Güte der Ergebnisse abhängig von
        
        
          der Eignung der ausgewählten Personen als
        
        
          Experten (
        
        
          Jessen/Weimer-Jehle
        
        
          , 2010, S. 4).
        
        
          Eine CIB besteht aus
        
        
          vier methodischen
        
        
          Schritten
        
        
          (vgl.
        
        
          Weimer-Jehle
        
        
          , 2010, S. 3):
        
        
          1. Definition der relevanten Einflussfaktoren
        
        
          des Systems;
        
        
          2.  Festlegung qualitativer Zustände der
        
        
          Einflussfaktoren;
        
        
          3.  Fällen von Cross-Impact-Urteilen;
        
        
          4. Berechnung und Auswertung konsistenter
        
        
          Szenarien.
        
        
          Die relevanten Einflussfaktoren (auch
        
        
          „De-
        
        
          skriptoren“
        
        
          ) sind die Knotenpunkte des zu
        
        
          analysierenden Systems. Die Gesamtheit aller
        
        
          Deskriptoren muss dieses ausreichend be-
        
        
          schreiben. Deren Ermittlung kann durch logisch
        
        
          nachvollziehbare Prozesse, Literaturanalyse,
        
        
          analytische Systembetrachtungen oder kreative
        
        
          Verfahren wie Mind-Mapping erfolgen (vgl.
        
        
          Fink/Siebe
        
        
          , 2011, S. 218f.).
        
        
          Für jeden Einflussfaktor müssen in einem
        
        
          zweiten Schritt Zustände definiert werden.
        
        
          Der Einflussfaktor „Wirtschaftsleistung“ zur
        
        
          Beschreibung eines volkswirtschaftlichen
        
        
          Systems könnte zum Beispiel die Zustände (1)
        
        
          sinkend, (2) stagnierend oder (3) wachsend
        
        
          einnehmen.
        
        
          Die Zustände müssen derart
        
        
          gewählt werden, dass jeder Einflussfaktor
        
        
          sich immer in genau einem Zustand befin-
        
        
          det.
        
        
          Dies setzt voraus, dass sich die Zustände
        
        
          untereinander ausschließen.
        
        
          Die möglichen Zustände aller Einflussfaktoren
        
        
          werden
        
        
          anschließend in einen Ursache-Wir-
        
        
          
            Abb. 1: Aktiv- und Passivsummen der Einflussfaktoren des Forschungsprojektes „Anti-Piraterie-Audit“
          
        
        
          
            Cross-Impact-Bilanzanalyse