CONTROLLER Magazin 03/2015 - page 32

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Die Interessenslagen der Entscheidungsträger
müssen nicht zwingendermaßen in allen Fällen
übereinstimmen. Beispielsweise könnten Regu-
lierungsbehörden sowie Kunden für einen ver-
gleichsweise geringen Nutzungstarif einer
Energieinfrastruktur eintreten, die Fremdkapi-
talgeber könnten jedoch auf der Basis des nun
geringeren Cash-Flow-Profils, das aus dem ab-
gesenkten Nutzungstarif entsteht, ihre Finan-
zierungsbereitschaft zurückziehen.
Kennzahlen zur Projektbewertung
Auswahl relevanter wertorientierter
Kennzahlen
Wie bereits einleitend (vgl. Teil 1, CM 2/2015)
erläutert, kommt der adäquaten Abbildung
der Wertschaffung gerade in der Energiewirt-
schaft eine hohe Bedeutung zu. Die nachfol-
gend dargestellten wertorientierten Kennzah-
len sind jedoch universell einsetzbar und nicht
vornehmlich der Beurteilung von Aktivitäten in
der Energiewirtschaft vorbehalten, aber hier
besonders nützlich (zu den Kennzahlen im
einzelnen Kruschwitz, 2009, S. 31 ff.; Perridon
et al. 2012, 33 ff.).
Der entscheidendste Faktor ist das
Zusam-
menspiel der einzelnen Kennzahlen
zur Be-
urteilung einer Investitionsentscheidung. Zu-
sammenspiel bedeutet hierbei, dass fallgerecht
alle relevanten Kennzahlen zur Entscheidungs-
findung herangezogen, nebeneinander gestellt
und gegeneinander abgewogen werden. Die
Fokussierung auf einige bzw. gar nur eine einzi-
ge Kennzahl (z. B. eine Aussage wie „dieses
Projekt wird 13% erwirtschaften“) kann irrefüh-
rend wirken. Im Allgemeinen kann die Auswahl
der anzuwendenden Kennzahlen anhand fol-
gender
Leitlinien
bewertet werden:
1. Die Aktivität(en) können aufgrund der Kenn-
zahlen in ihrer Profitabilität
gemessen, ver-
glichen und gereiht
werden.
2. Der
Zeitwert des Geldes
fließt in die Be-
rechnung der Kennzahlen ein.
3. Es ist mess- und darstellbar, ob die Profitabi-
lität eine
definierte Profitabilitätsschwelle
(Hurdle rate) erreicht oder übertrifft (Zeit-
punkt, Verlauf, Ausmaß).
4. Die Kennzahlen können aufgrund ihrer
Berechnung
Risikoaspekte
abbilden (z. B.
höheres Risiko führt über eine erhöhte Dis-
kontrate zu einem geringen Nettobarwert).
5. Das
betragsmäßige Volumen
des Projek-
tes sollte in die Berechnung der Kennzahlen
einfließen können.
6. Die Kennzahlen sollten einerseits verhindern,
dass geringfügigere Aktivitäten mit geringe-
Abb. 5: Beispielrechnung 1: Vergleich von Nettobarwerten (Diskontierungszinssatz 10%); (Quelle: Eigene Darstellung)
Investitionsentscheidung durch
wertorientiertes Controlling am
Beispiel der Mineralölindustrie
von Thomas Günther und Martin Schwarzbichler
– Teil 2 –
Investitionsentscheidung
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