personalmagazin bAVspezial 4/2017 - page 24

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SPEZIAL BAV
_PENSIONSZUSAGEN
spezial bAV 04/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
zwangsweise auf einen versicherungs-
förmigen Tarif wechseln. „Für die Rent-
ner können damit Rentenkürzungen um
bis zu 50 Prozent einhergehen“, sagt
Kircheis.
Und CTAs? Für den diz-Vorstand sind
sie nicht nur zu teuer, sondern lösen als
Treuhandlösung das Problem nicht: „Das
Unternehmen überweist zwar das zur
Erfüllung der Pensionsverpflichtungen
vorgesehene Kapital an den CTA, der
es treuhänderisch verwaltet. Dennoch
verbleibt die Verpflichtung im Unter-
nehmen.“ Sie tauche in der Steuerbilanz
auf und kann in der Handelsbilanz mit
nach betrieblichen Prämissen verwen-
den. Der künftige Liquiditätsbedarf aus
den Rentenzahlungen sollte dabei nicht
aus dem Blickfeld geraten.
Parallel dazu ist es imRahmen arbeits-
rechtlicher Anforderungen möglich, die
Pensionszusagen zu verändern, etwa
durch eine Umstellung von Renten- auf
Kapitalzahlungen. Das verkürzt den
Finanzierungszeitraum, da jahrzehn-
telange Rentenzahlungen entfallen. In
bestehenden Arbeitsverhältnissen kön-
ne bei Rentenzusagen ein Wahlrecht
auf Kapitalzahlung eingeräumt werden.
Ebenso bestehe dort die Möglichkeit, er-
worbene Versorgungsansprüche durch
eine einmalige Kapitalzahlung abzufin-
den. „Neben der Zustimmungspflicht ist
zu beachten, dass damit die bAV abge-
schafft wird“, sagt Gradehandt. Rent-
nern könne ein zustimmungspflichtiges
Abfindungsangebot gemacht werden,
wenn ihr Ruhestand vor dem Jahr 2005
begonnen hat. Sofern die Renten nicht
sehr hoch sind, seien Zustimmungsquo-
ten bis zu 60 Prozent realistisch.
Pensionsfonds im Vorteil
Kommt es zur Auslagerung, verweisen
die bAV-Experten gerade mit Blick auf
mittelständische Unternehmen vor al-
lem auf Pensionsfonds oder sogenannte
Contractual Trust Arrangements, kurz
CTA. „Diese bieten im Vergleich zum
im Mittelstand weit verbreiteten Instru-
ment der Lebensversicherungen liqui-
ditätsschonendere Möglichkeiten“, sagt
Gradehandt. Denn die Versicherungen
müssen mit einem Rechnungszins von
derzeit 0,9 Prozent finanzieren und stel-
len so für die Unternehmen eine sehr
liquiditätszehrende Lösung dar.
Auch beim Pensionsfonds werden die
Pensionsverpflichtungen komplett an
den externen Versorgungsträger ausge-
lagert, ebenso die Kapitalanlage sowie
die Verantwortung für die späteren
Rentenauszahlungen. Im Gegensatz zu
Versicherungen können Pensionsfonds
offensiver anlegen. „Allerdings besteht
für das Unternehmen eine Nachschuss-
pflicht, wenn die Pensionszusage zu
optimistisch kalkuliert wurde oder der
Pensionsfonds die Ertragsziele verfehlt“,
sagt Thorsten Kircheis, Vorstand beim
diz Deutschen Institut für Zeitwertkon-
ten und Pensionslösungen in Berlin.
Nach eigenen Angaben führt das Bera-
tungsunternehmen alle zwei Jahre eine
Marktanalyse unter den derzeit 24 offe-
nen deutschen Pensionsfonds durch. Der
AG-Vorstand konstatiert dabei erheb-
liche Unterschiede insbesondere bei der
Preis- und Tarifgestaltung und verweist
als Beispiel auf Modelle, die bei Finan-
zierungsproblemen des Unternehmens
personalmagazin:
Teilen Sie die Ein-
schätzung, dass die amerikanische
Notenbank Fed in diesem Jahr weitere
Zinsschritte vollziehen, während die
Europäische Zentralbank (EZB) an
ihrer Nullzinspolitik festhalten wird?
Michael Schütze:
Wir gehen mit Blick auf
das laufende Jahr davon aus, dass die
Fed in diesem Jahr drei Zinsschritte
vollziehen wird. Die EZB hingegen
dürfte die Zinsen unverändert lassen.
personalmagazin:
Und Ihre Begründung?
Schütze:
Der US-Präsident Donald
Trump plant, mit weiteren fiskalpoliti-
schen Maßnahmen die US-Wirtschaft
weiter anzukurbeln, auch wenn be-
reits Vollbeschäftigung herrscht. Dies
sollte zu mehr Inflation führen, vor
allem bei den Löhnen. Das wiederum
dürfte weitere Zinsschritte der Fed
nach sich ziehen. Die Prognose über
weitere Zinsschritte von den Mitglie-
dern des Fed-Offenmarktausschusses,
die sogenannten „dot plots“ weisen
auf drei Zinserhöhungen in diesem
Jahr und drei weitere im Jahr 2018
hin. In der Eurozone ist trotz leicht
anziehender Inflation nicht damit zu
rechnen, dass die EZB vor Ende des
Jahres die Zinswende einleiten und
ihr Anleihen-Kaufprogramm verrin-
gern wird. Die Wachstumsdynamik in
einigen Staaten der Eurozone ist noch
zu schwach.
personalmagazin:
Welche Folgen hat
diese divergierende Notenbankpolitik
für europäische Lebensversicherer und
Pensionseinrichtungen?
Schütze:
Die Nullzinspolitik der EZB
führt dazu, dass Investoren schon seit
einiger Zeit aus europäischen Staats-
anleihen flüchten und verstärkt in
globale Fixed Income-Anlagen, wie
beispielsweise
Infrastrukturfinan-
zierungen, in US-Dollar- und Emer-
ging Markets-Anleihen investieren.
Auch Aktien sind grundsätzlich eine
gute Wahl. Problematisch wird es al-
lerdings, sollen innerhalb jährlicher
Rechnungsperioden bestimmte Er-
tragsziele erreicht werden. Dividen-
denmandate können eine Lösung sein.
„Ein schmerzhafter Prozess“
INTERVIEW. Die Entwicklungen an der Zinsfront scheinen klar. Michael Schütze,
verantwortlich für das bAV-Geschäft der Allianz G.I. in Deutschland, bewertet die
Folgen für Pensionseinrichtungen und Unternehmen.
PENSIONSVERPFLICHTUNGEN
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