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04/17 spezial bAV
konzepte erforderlich, die stabile Erträ-
ge liefern können. Hierzu eignen sich
zum Beispiel ertragsorientierte Fonds,
die regelmäßig Kapitalerträge generie-
ren und gleichzeitig an den langfristi-
gen Wachstumspotenzialen verschiede-
ner Märkte partizipieren.
Für ein Ertragsziel von beispielsweise
vier Prozent ist der Blick über den Teller-
rand notwendig. Abseits der klassischen
Anleihemärkte wie Europa oder den USA
finden sich attraktive Anlagemöglich-
keiten wie Aktien mit hohen Dividen-
denausschüttungen, Immobilienaktien,
Infrastrukturinvestments oder Anleihen
aus Schwellenländern. Gerade Infra-
strukturinvestments sind sehr langfri-
stige Anlagen, die attraktive laufende
Erträge bieten und sich häufig unabhän-
gig von den Aktien- und Rentenmärk-
ten entwickeln. Direktinvestitionen in
Immobilien erweitern das Anlagespek-
trum und bieten neben regelmäßigen
Erträgen einen Inflationsschutz sowie
Wertsteigerungspotenzial.
Mehr Flexibilität in der
Auszahlungsphase
Neben Anlagekonzepten mit regelmäßi-
gen Erträgen ist Flexibilität ein zweiter
Eckpfeiler für eine erfolgreich ausgestal-
tete Rentenphase. Denn die Lebenswege
und -perspektiven der Betriebsrentner
in Deutschland sind alles andere als ho-
mogen. Die klassische Leibrente als bis-
heriger Standard kann deshalb nur eine
mögliche Auszahlungsvariante sein
– zumal diese Garantieprodukte im an-
haltenden Niedrigzinsumfeld und durch
die steigende Lebenserwartung sehr
teuer geworden sind. Eine Alternative
oder Ergänzung können Entnahmeplä-
ne sein, die über einen fest definierten
Zeitraum einen regelmäßigen Zahlungs-
strom bieten.
Wie es funktionieren kann, zeigt Groß-
britannien. Dort gibt es seit April 2015
keinen Zwang zur Leibrente mehr. Außer-
dem können künftige Rentner bereits ab
dem Alter von 55 Jahren auf einen Teil
ihres Kapitals zugreifen. Mit dem soge-
CHRISTOF QUIRING
ist
Leiter Investment- und
Pensionslösungen, Fidelity
International.
nannten „Pension Freedom Act“ hat die
britische Regierung den Verbrauchern
die Möglichkeit gegeben, frei über ihre
Ersparnisse aus Rentenversicherungs-
verträgen zu verfügen. Sie können das
Geld ausgeben, sparen oder investieren,
ganz wie sie es wünschen. Die Resonanz
ist enorm. So wurden laut der Statistik
des britischen Finanzministeriums bis
Ende 2016 bereits mehr als 1,5 Millionen
Zahlungen vorgenommen. Viele britische
Bürger haben sich dabei sogar mehr als
die 25 Prozent ihres Altersvermögens
auszahlen lassen, die steuerfrei sind.
Solche oder zumindest ähnliche Frei-
heiten und Gestaltungsmöglichkeiten
sollten auch hierzulande Eingang in
die betriebliche Altersvorsorge finden.
Bereits heute gibt es Pensionspläne,
die auf eine Verrentung des Kapitals
verzichten. Stattdessen kann der Mitar-
beiter bei Renteneintritt zwischen einer
Einmalzahlung oder einer bestimmten
Anzahl an Ratenzahlungen wählen.
Schließlich muss das Ziel der Auszah-
lungsphase lauten, das in der bAV ange-
sparte Kapital zu optimieren.
Arbeitnehmer mit
ins Boot holen
Die richtige Kapitalanlage ist eine wich-
tige Voraussetzung, um die bAV attrak-
tiver zu gestalten. Dabei ist gezielte
und gut verständliche Kommunikation
wichtig. Das bedeutet: Arbeitgeber, die
bAV-Pläne anbieten, sollte ihren Mit-
arbeitern nicht nur die Kapitalaufbau-
phase gut und verständlich darstellen,
sondern auch die Auszahlungsphase
frühzeitig ansprechen und Alternativen
zur klassischen Leibrente aufzeigen.
Denn viele Arbeitnehmer haben kei-
ne klare Vorstellung über ihre künfti-
gen Altersbezüge und kennen sich mit
Sparmöglichkeiten für den Ruhestand
nicht oder nur mittelmäßig aus. Spe-
zialisierte Dienstleister können den
Arbeitgeber dabei unterstützen, die
Mitarbeiter individuell zu den verschie-
denenAuszahlungsvariantenzuberaten.
Die Qualität der betrieblichen Alters-
versorgung zeigt sich vor allem in der
zweiten Halbzeit. Neben der Höhe des
verfügbaren Alterskapitals, zu dem der
Kapitalmarkt einen wichtigen Beitrag
liefern sollte, ist die flexible Gestaltung
der Auszahlungsphase ein wichtiges
Qualitätskriterium.
CHECKLISTE
Ertragreich, flexibel, verständlich
Drei Qualitäten sind es, auf die Sie bei der Gestaltung Ihrer bAV achten sollten, um
böse Überraschungen während der Auszahlungsphase zu vermeiden.
Starke Kapitalanlage:
In der Auszahlungsphase sind stabile, regelmäßige Erträge
notwendig – nicht zuletzt durch die längere Rentenbezugsdauer. Klassische Anleihen
reichen nicht aus, das Anlagespektrum muss erweitert werden.
Hohe Flexibilität:
Arbeitgeber sollten künftigen Rentnern frühzeitig Alternativen zur
klassischen Leibrente aufzeigen. Je nach Lebenssituation können beispielsweise Einmal-
zahlungen oder Ratenzahlungen sinnvoll sein.
Verständliche Kommunikation:
Nicht nur die Kapitalaufbauphase sollte Arbeitnehmern
verständlich erläutert werden, dasselbe gilt für die bAV-Auszahlungsphase – denn das
Bewusstsein für die Bedeutung der zweiten Halbzeit ist häufig schwach ausgeprägt.
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