personalmagazin bAVspezial 4/2017 - page 28

28
SPEZIAL BAV
_ANLAGESTRATEGIE
spezial bAV 04/17
Die zweite Halbzeit entscheidet
ANALYSE.
85 Prozent des Nettogehalts sollte die ideale Altersversorgung umfassen.
Bei der bAV-Gestaltung sollte daher die Auszahlungsphase mehr Beachtung finden.
Von
Christof Quiring
M
it 66 Jahren ist noch lan-
ge nicht Schluss! So sang
einst Udo Jürgens. Dies gilt
heute mehr denn je. Die
Deutschen leben nämlich immer länger.
66 Jahre sind angesichts der gestiegenen
Lebenserwartung nur eine Etappe, qua-
si das Ende der ersten Halbzeit. Danach
beginnt die zweite Halbzeit – die Ren-
te. Und diese neue Lebensphase dauert
oftmals nicht nur Jahre, sondern kann
Jahrzehnte umfassen. Der Statistik der
Deutschen Rentenversicherung zufolge
bezogen die deutschen Ruheständler zu-
letzt so lange Rente wie nie zuvor. 2015
stieg die durchschnittliche Bezugsdauer
bei Frauen auf 21,7 Jahre, bei Männern
auf 17,5 Jahre. 1980 erhielten Frauen
im Durchschnitt noch 13,8 Jahre Rente,
Männer elf Jahre.
Inwieweit die Frauen und Männer
aber das Leben im Ruhestand, also in
dieser zweiten Halbzeit, genießen kön-
nen, hängt vor allem auch vom finanzi-
ellen Fundament und der erfolgreichen
Kapitalaufbauphase in der betrieblichen
wie in der privaten Vorsorge ab. Die
Einzahlungsphase ist aber nicht alles.
Mindestens genauso wichtig ist die Aus-
zahlungsphase. Sie genießt jedoch in der
Regel deutlich weniger Aufmerksamkeit.
Das ist ein großer Fehler, schließlich
bieten sich gerade hier enorme Gestal-
tungsspielräume, für Arbeitgeber und
Arbeitnehmer gleichermaßen. Es gilt
daher, die Auszahlungsphase mehr ins
Rampenlicht zu rücken.
Adäquate Einkünfte sind
das entscheidende Ziel
Bei der Beratung von Vorsorgesparern
muss deshalb ein Ziel stärker im Mittel-
punkt stehen: das Erreichen adäquater
Einkünfte in der Auszahlungsphase.
Was heißt das konkret? Nach Überzeu-
gung von Fidelity, basierend auf einer
Studie der Ruhr-Universität Bochum,
sollten in dieser Phase 85 Prozent des
letzten Nettogehalts zur Verfügung ste-
hen – und zwar netto, nach allen Ab-
zügen über alle drei Säulen der Alters-
vorsorge hinweg. Dieser Wert ist das
Ergebnis einer empirischen Studie über
das notwendige Einkommensniveau,
um den gewohnten Lebensstandard im
Ruhestand halten zu können. Wenn der
Arbeitnehmer zum Beispiel vor Renten-
eintritt ein Nettogehalt von 3.000 Euro
hat, wäre der Zielwert 2.550 Euro. Pro-
gnostiziert ihm die gesetzliche Renten-
versicherung eine monatliche Rente von
1.650 Euro (55 Prozent), müssen aus be-
trieblicher und privater Vorsorge etwa
weitere 900 Euro zur Schließung der
Rentenlücke hinzukommen.
Breiter Anlagemix für
regelmäßige Erträge
Um dieses Ziel zu erreichen, sind in der
Auszahlungsphase intelligente Anlage-
Vorbild Großbritannien:
Dort kann die Altersvor-
sorge nun schon ab 55
ausgezahlt werden –
das freut die Mitarbeiter
und entlastet zudem die
Unternehmen.
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36
Powered by FlippingBook