personalmagazin bAVspezial 4/2017 - page 19

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04/17 spezial bAV
Die Herausforderungen für die KMU
bleiben also überschaubar, sofern sie
tariflichen Regelungen angeschlossen
sind oder sich ihrer einfach nur bedienen
wollen. Tarifparteien haben dagegen ei-
ne hohe Verantwortung für den Prozess.
Wenn es gut läuft, entlasten sie die Ar-
beitgeber von Komplexität und Risiken
und verschaffen den Arbeitnehmern
eine bessere Altersversorgung. Damit
helfen sie der gesamten Gesellschaft mit
Antworten auf die Finanzierung der de-
mografischen Entwicklung.
Heribert Karch, Geschäftsführer Metallrente,
Vorsitzender der aba
Arbeitsgemeinschaft für bAV
Die bAV braucht individuelle Konzepte
Wenn beide Partner von einer Verein-
barung profitieren, spricht man von
einer Win-win-Situation. So wie in der
bewährten bAV: Das Unternehmen
hilft dem Mitarbeiter, eine staatlich
bezuschusste Zusatzrente aufzubau-
en. Gleichzeitig spart der Arbeitgeber
Lohnnebenkosten und verbessert sein
Firmen-Image. Wenn der Staat die bAV
nun stärken will, nützt dies allen Be-
teiligten – sollte man meinen. Doch in
Wahrheit ist es eher umgekehrt. Dafür
sorgen Konstruktionsfehler im soge-
nannten Sozialpartnermodell, dem Kern
des Betriebsrentenstärkungsgesetzes.
Denn erstens will der Gesetzgeber, an-
statt die bewährte bAV zu verbessern,
ein Parallelsystem etablieren, das au-
ßerhalb der bisherigen Systematik steht.
Der administrative Aufwand in den Per-
sonalabteilungen dürfte damit steigen.
Zweitens sollen die neuen Regelungen
nur für tarifgebundene Unternehmen
gelten. Doch das sind nur 15 Prozent
der kleinen und mittelständischen Un-
ternehmen. 85 Prozent der Arbeitgeber
in KMU, die besonderen Nachholbedarf
in Sachen bAV haben, werden von dem
neuen Gesetz nicht erreicht.
Und drittens ist eine qualifizierte Be-
ratung von Mitarbeitern und Unterneh-
men im neuen System nicht vorgesehen.
Doch dass das Sozialpartnermodell ein
Selbstläufer wird, ist ein Irrglaube: In
der bAV empfehlen sich keine Lösungen
von der Stange, sondern individuelle,
für den Bedarf des Unternehmens maß-
geschneiderte Konzepte. Die bewährte
bAV mit modernen Garantien verfügt im
Gegensatz zum Sozialpartnermodell über
weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten
– Stichwort Berufsunfähigkeitsschutz.
Die Geschäftsführer und Personal-
chefs der vielen kleinen und mittelstän-
dischen Unternehmen, an denen das
Sozialpartnermodell vorbeigeht, müssen
sich nicht grämen. Die bewährte bAV
eröffnet ihnen die Chance, ein Versor-
gungswerk nach eigenen Vorstellungen
zu gestalten. Damit können sie sowohl
ihren Mitarbeitern als auch sich selbst
viele Vorteile sichern.
Fabian von Löbbecke, Vorstands-
vorsitzender Talanx Pensionsmanagement und
verantwortlich für bAV bei HDI
schlägigen Tarifvertrag möglich. Sicher-
lich können zunächst Hürden für nicht
tarifgebundene Unternehmen entste-
hen, sofern sie von den neuen Möglich-
keiten Gebrauch machen wollen. Aber
die Gewerkschaften wollen erkennbar
deutlich mehr für die Altersversorgung
tun. Sie werden Treiber der Entwick-
lung, weil die Mitglieder es zunehmend
erwarten.
Auch angesichts eines formell recht
stark auf den Flächentarifvertrag ge-
richteten Fokus werden sich in der Pra-
xis viele tariflich-betriebliche Optionen
durchsetzen, mit denen Arbeitgeber von
sozialpolitisch motivierten Betriebsren-
ten haftungsfrei gestellt werden können.
Hier liegt der zentrale Unterschied: Für
aus Sicht des Personalmanagements
als Motivation gestaltete Betriebsren-
ten bleibt das mit Haftung verbundene
Rentenversprechen folgerichtig. Für den
neuen Typus tariflicher Betriebsrenten
ist ein neuer Finanzierungskompromiss
notwendig. Und diesen kann in Deutsch-
land niemand besser herbeiführen als
die über Lohnerhöhungen disponieren-
den Tarifparteien.
Für eine haftungsfreie Tarifrente im
Rahmen einer reinen Beitragszusage
sind nach dem Willen des Gesetzgebers
neue Versorgungsvermögen zu bilden,
und zwar in externen Durchführungswe-
gen. Dazu eignen sich zweifellos am be-
sten die, welche - wie der Pensionsfonds
- größere Freiheiten in der Kapitalanla-
ge erlauben. Dazu werden Tarifparteien
Versorgungsträger aufbauen oder es
wird ein Markt entstehen, dessen man
sich bedienen kann. In den letzten 15
Jahren haben sich besonders von den Ta-
rifparteien gestaltete Modelle bewährt.
Denn diese ersparen vielen Arbeitge-
bern eigene Marktanalysen.
„Die Herausforderungen für KMU
sind überschaubar - hohe Verantwor-
tung haben jetzt die Tarifparteien.“
Heribert Karch, Metallrente
„Die bewährte bAV eröffnet Arbeitgebern
die Chance, ein Versorgungswerk nach
eigenen Vorstellungen zu gestalten.“
Fabian von Löbbecke, Talanx
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