Wirtschaft und Weiterbildung 5/2019 - page 37

wirtschaft + weiterbildung
05_2019
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form so angepasst, dass die Professoren
ihren Flatscreen-Fernseher zu Hause für
den Unterricht nutzen können. Sie müs-
sen dann lediglich ihren Laptop andocken
und die Plattform passt sich dem neuen
Szenario an. Dabei sieht der Professor
seine Präsentation und gleichzeitig einige
Studenten.
Um allen Studenten das Gefühl zu geben,
im Blick des Professors zu sein, rotiert die
Ansicht. So sieht er zum Beispiel nur die
ersten zehn, dann die nächsten zehn und
so weiter. Weitere interessante Entwick-
lungen sieht der IE-Dean im Bereich der
Virtuellen Realität (VR). Der WOW Room
sei mit dem Fokus auf den Professor ent-
wickelt worden, so Boehm. Die Idee sei
es gewesen, eine natürlichere Lehrumge-
bung für den Professor zu schaffen, die
sich dann natürlich auch positiv auf die
Studenten auswirke. Der nächste Schritt
sei es nun, den Studenten mithilfe von
VR das Gefühl zu geben, in einem „nor-
malen Klassenzimmer“ zu sitzen. In den
nächsten fünf bis zehn Jahren will die
spanische Schule rund 50 Millionen Euro
in die digitale Lerntechnologie investie-
ren, nicht zuletzt, um mit den kommer-
ziellen Plattformanbietern mithalten zu
können.
Neue Allianz
Einen anderen Weg wählte die ESMT in
Berlin Weg und hat sich mit der Imperial
College Business School in London zu-
sammengetan und das Technologieunter-
nehmen Insendi gegründet. Die gemein-
same Plattform bildet das Herzstück der
Future of Management Alliance (FOME),
der ersten Zusammenarbeit dieser Art
im Bereich Managementweiterbildung.
Mit dabei sind – neben der ESMT und
dem Imperial College – die BI Norwe-
gian Business School, die französische
EDHEC Business School, die kanadische
Ivey Business School, die Lee Kong Chian
School of Business an der Singapore Ma-
nagement University und die Melbourne
Business School. Die neue Allianz erlaubt
es den Schulen nicht nur, Kosten zu spa-
ren und uneingeschränkt Kontrolle über
ihr geistiges Eigentum zu behalten, son-
dern auch ein langfristig nachhaltiges
Unternehmensmodell zu schaffen und
gemeinsam an Innovationen zu arbeiten.
„Alles, was die Lernplattformen tun, ist
das alte Paradigma des Lernens im Klas-
senzimmer mit dem traditionellen Lehrer
zu nehmen und es mithilfe der Online-
kommunikation besser zu machen“, er-
klärte Anne Swanberg, Dean für Lehre
und Lernen an der BI Norwegian Busi-
ness School, gegenüber der Financial
Times. Die Schulen der neuen Allianz
hätten dagegen einen anderen Ansatz.
„Wir beschäftigen uns damit, erst einen
pädagogischen Ansatz und neue Lehr-
methoden zu finden und dann die pas-
sende Technologie dafür zu suchen. Die
Besonderheit von Insendi sind dabei die
mehr als 40 Möglichkeiten zur Interak-
tion zwischen Teilnehmern und Professo-
ren und den Teilnehmern untereinander.
Dazu gehört auch Learning Analytics, wo
Algorithmen die Verhaltensmuster des
Lernenden analysieren, um ihm die pas-
sende Unterstützung anzubieten.
Individualisiertes Lernen
Auf künstliche Intelligenz setzt auch die
School of Management des MIP Politec-
nico di Milano in Italien mit seiner digi-
talen Lernplattform „Flexa“. „Wir haben
gemerkt, dass unsere Studenten immer
häufiger nach individualisierten Inhalten
suchen“, sagt Federico Frattini, Professor
für Strategisches Management und In-
novation an der School of Management.
Zusammen mit Microsoft hat die Busi-
ness School daher den digitalen Mentor
„Flexa“ entwickelt. Dank künstlicher
Intelligenz kann dort jeder Nutzer seine
Hard und Soft Skills sowie seine digitalen
Fähigkeiten überprüfen und sie mit sei-
nen Karriereambitionen abgleichen. Der
Nutzer gibt also ein, dass er zum Beispiel
Spezialist im Social-Media-Marketing
werden will. Zudem legt er die Zeit fest,
die er für das Lernen aufbringen möchte.
„Flexa“ zeigt ihm seine Wissenslücken
auf und gibt ihm konkrete Vorschläge,
an welchen Themen er arbeiten sollte
und wo und wie er das tun kann. Wurde
„Flexa“ vor allem für die Studenten und
Alumni der Business School entwickelt,
so stößt der digitale Mentor inzwischen
auch bei den Unternehmen auf großes In-
teresse, die es für die Entwicklung ihrer
Talente einsetzen wollen.
Bärbel Schwertfeger
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