Wirtschaft und Weiterbildung 5/2019 - page 36

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
05_2019
eine Etage gemietet hat, und einmal an
der Warwick Business School in Coven-
try, rund 150 Kilometer nordwestlich von
London. Die Teilnehmer sind im Schnitt
36 Jahre alt, kommen aus 72 Ländern
und haben 13 Jahre Berufserfahrung.
Die Zielgruppe entspreche der des Exe-
cutive MBA, so Colley. Dabei ermöglicht
es die Schule auch, zum Präsenzstudium
zu wechseln. So kann man einen Teil
der Module im Onlinestudium absolvie-
ren und dann zum Präsenzstudium am
Abend oder in Modulen wechseln. Laut
FT-Ranking schneidet Warwick nicht nur
beim Karrierefortschritt am besten ab,
sondern führt auch beim Gehalt. So ver-
dienen die Absolventen drei Jahre nach
dem Abschluss im Schnitt 214.141 Dollar
und damit deutlich mehr als die Absol-
venten der anderen Schulen im Ranking.
Der Gehaltszuwachs beträgt 38 Prozent.
Der Studiengang besteht aus acht Kern-
modulen, vier Wahlkursen und einem
Beratungsprojekt. Pro Modul gibt es 30
Unterrichtsstunden, 40 Stunden geführ-
tes Selbststudium und 30 Stunden un-
abhängiges Selbststudium. Zudem sind
zwei einwöchige Präsenzphasen an der
Business School Pflicht und es besteht
die Möglichkeit, einen Wahlkurs in einem
viertägigen Präsenzkurs zu absolvieren.
Die Studiendauer liegt zwischen zwei
und vier Jahren.
Fast ein Drittel des MBA-Abschlusses
macht der Bericht über das Beratungs-
projekt aus. „Das ist eine Synthese des
erworbenen akademischen Wissens mit
der praktischen Anwendung“, sagt der
Warwick-Manager. Meist sei das ein Pro-
blem aus dem eigenen Unternehmen und
oftmals nutzen die Firmen die Ergebnisse
auch. Manche Teilnehmer fragten sogar
ihren CEO nach einer aktuellen Heraus-
forderung, die er gern lösen möchte.
„Damit erreichen sie nicht nur Sichtbar-
keit im Unternehmen, sondern beschäf-
tigen sich auch mit einem relevanten
Thema“, erklärt Colley. Dass Unterneh-
men ihre Mitarbeiter zum MBA-Studium
schicken, käme allerdings nur selten vor.
In der Regel wählen sie das Programm
aus und fragen dann nach finanzieller
Unterstützung. „Die meisten Arbeitgeber
zahlen etwas dazu, weil sie gute Talente
halten wollen“, so der erfahrene War-
wick-Mitarbeiter.
So ist es auch bei Alexander Boecker. Im
Januar 2017 begann der Maschinenbau-
Ingenieur mit dem MBA-Studium. Damals
arbeitete er noch bei IBM, dann wech-
selte er zur Unternehmensberatung BCG
Platinion. „Mit meinem technischen Stu-
dium fehlte mir einfach das Wirtschafts-
wissen“, erklärt er.
Den Großteil des Studiums absolviert er
zu Hause. Abends gibt es Vorlesungen,
bei denen sich die Studenten dazuschal-
ten und Fragen stellen können. „Der
Professor spricht in die Gruppe“, erklärt
er. Wer die Vorlesung versäumt, kann
sie später anschauen und seine Fragen
im Forum posten. Oftmals werden Prü-
fungen als Gruppenarbeit abgelegt wie
die Bearbeitung einer Fallstudie. „Man
hat einen virtuellen Raum, in dem man
sich treffen kann“, erklärt Boecker. Im
ersten Jahr bei den Kernfächern arbeitet
man mit einer festen Gruppe zusammen.
Danach kann man sich für verschiedene
Wahlfächer entscheiden. „Man sitzt da
schon allein vor dem Computer, aber
dafür gibt es große Flexibilität“, erzählt
der 33-Jährige. Am Anfang sei er sehr
motiviert gewesen, aber in letzter Zeit
sei es schon recht hart, gesteht Boecker.
Umso erstaunlicher ist es, dass über 95
Prozent der Warwick-Studenten den MBA
erfolgreich beenden.
Als Vorreiter in Sachen Technologie gilt
die IE Business School in Madrid, die
bereits 2016 mit ihrem WOW-Room das
Klassenzimmer der Zukunft präsentierte.
Der WOW-Room ist ein Raum auf dem IE-
Campus in Madrid mit 48 Bildschirmen
auf einer Gesamtfläche von 45 Quadrat-
metern, die in U-Form angeordnet sind
und einen 200-Grad-Blick ermöglichen.
Ab in den „WOW“-Room
Der Professor steht in dem Raum und
sieht die bis zu 60 Studenten, die ir-
gendwo auf der Welt sitzen, auf den
Bildschirmen. Über eine Software zur Ge-
sichtserkennung werden die Emotionen
der Studenten erfasst. Sinken die Werte
unter einen festgelegten Level, erscheint
ein roter Rahmen um das Bild des Stu-
denten und signalisiert dem Professor,
dass dieser gerade nicht bei der Sache ist.
Mit der Zeit merkte man jedoch, dass der
in Madrid installierte WOW Room die
Flexibilität der Professoren beschränkt.
„Einige schätzen zwar den Unterricht in
unseren Onlineprogrammen“, sagt Mar-
tin Boehm, Dean der IE Business School.
„Aber wenn sie dann zu den vorgegebe-
nen Zeiten in Madrid imWOW Room sein
müssen, sinkt die Bereitschaft, in dem
Programm zu unterrichten.“ Daher habe
man das System „WOW Room on the
Go“ entwickelt, mit dem die Professoren
auch von zu Hause oder unterwegs un-
terrichten können. Hier wurde die Platt-
R
TOP 10.
Die „Kenan-Flagler
Business School“ gehört zur University
of North Carolina in Chapel Hill.
Foto: UNC
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