Wirtschaft und Weiterbildung 5/2019 - page 31

wirtschaft + weiterbildung
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Fachgebiets. Diese Experten könne man
als Redakteure verstehen, die mit ihren
Tweets auswählten, was sie im Moment
für das Wesentliche hielten. Und wer vie-
len Experten folge, könne einigermaßen
sicher sein, dass er alle wichtigen Infor-
mationen und Entwicklungen aus seinem
Fachgebiet mitbekomme.
Jeder muss selbst auf
Meinungsvielfalt achten
Am Sinnvollsten ist es laut Pape, wenn
man die Experten, denen man folgt, sehr
sorgfältig nach Relevanz für sich selbst
auswählt. Er nennt das, sich seinen per-
sönlichen sozialen Filter einrichten. Auf
diesen Filter komme es entscheidend an,
um einen optimalen Mix an Informatio-
nen zu erhalten.
Diesen Mix könne man ständig verän-
dern, indem man bestimmten Experten
eben nicht mehr folge („entfolgen“) und
mit anderen ab sofort umso lieber in
Kontakt sei. Für diese Auswahl sei jeder
selbst verantwortlich und jeder solle ie
Pflicht zur Auswahl auch ernst nehmen.
Oft gibt es gegen das Lerntool „Twitter“
den Einwand, dass das Beobachten von
Twitter-Botschaften nicht wirklich zu den
zentralen Themen einer Profession führe.
Das seien alles nur subjektive Stimmen,
die einen auch in die falsche Richtung
lenken könnten, heißt es dann. Papes
Antwort lautet: „Bei Twitter kann man
sich beliebig viele, auch unterschiedli-
che Experten als Informannten leisten.
Gerade Menschen mit einer von der ei-
genen Ansicht abweichenden Meinung
muss man auch folgen, um die aktuellen
beruflichen Themen wirklich gut genug
durchdringen zu können.“
Pape sieht beim Thema „Twittern als
Lernturbo“ eher ein anders Problem:
„Das Verfassen von Tweets ist öffentliches
Schreiben. Niemand will sich blamieren,
deshalb wird jeder ganz selbstverständ-
lich einmal mehr darüber nachdenken,
ob das haltbar ist, was er gerade schreibt,
wo die Quellen desjenigen sind, der den
Vortrag hält und ob man die vom Redner
empfohlenen Links nicht vorher auf Seri-
osität hin prüfen sollte.“
Twittern und gleichzeitig
reflektieren – geht das?
Ein wesentliches Element beim Lernen ist
die Reflexion! Beim Schreiben von Tweets
läuft die Reflexion laut Pape fast unbe-
merkt nebenbei mit. Und was man sich
einmal aufgeschrieben habe, brauche
man nach solch einem intensiven Denk-
prozess oft gar nicht mehr ein zweites
Mal lesen, das habe man dann im Kopf,
bestätigt Pape. „So geht es mir jedenfalls
mit meinen Mitschrift-Tweets bei Konfe-
renzen.“
Wahrnehmen, wenn ein
Thema häufig auftaucht
Pape folgt inzwischen über 200 Experten
und kokettiert damit, dass er sich besser
informiert fühle, als mit all den Zeitun-
gen und Fachzeitschriften. Corporate-
Learning-Experten, denen es sich für An-
fänger zu folgen lohnt, haben nach Papes
Angaben folgende Twitter-Adresse (in
alphabetischer Reihenfolge):
@haraldschirmer
@janehart
@joachimNiemeier
@rrobes
@SimonDueckert
@Thomas Jenewein
Fast Täglich überfliegt Pape die „Über-
schriften“ und bei etwa jedem 30. Tweet
bleibt er hängen und folgt dann gegebe-
nenfalls dem angebotenen Link. „Aber
Fotos: Martin Pichler
Berichten & Lernen.
Wer sein
Smartphone zum Fotografie-
ren nutzt, könnte bei einer
Veranstaltung auch gleich die
wichtigsten Inhalte aus den
Vorträgen twittern.
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