Rachel Waites.
Sie ist Director of
Recruitment and Admissions am Londoner
Campus der University of Chicago Booth
School of Business, die den „Executive
MBA“ erfunden hat.
mend eine persönliche Angelegenheit. Ich
rate Interessenten daher, zuerst mit ihrem
Vorgesetzten zu sprechen und sich sein
O. K. zu holen. Erst dann sollten sie zur
HR-Abteilung gehen, am besten gemein-
sam. Oftmals bewerben sich Interessen-
ten auch zunächst bei uns, warten auf die
Zulassung und gehen erst dann zu ihrem
Chef und holen sich die formale Zustim-
mung von der Firma. Man muss eben
ein Arrangement mit seinem Arbeitgeber
treffen, etwa indem man zusichert, noch
einige Jahre bei der Firma zu bleiben.
Und wie kann ich meinen Arbeitgeber
überzeugen?
Waites:
Sie müssen in die Schuhe des Un-
ternehmens schlüpfen und herausfinden,
welcher Return on Investment für das Un-
ternehmen drin sein kann. Überlegen Sie,
bei welchen Herausforderungen das Stu-
dium hilfreich sein könnte. Ein Fall wäre
zum Beispiel die Ausweitung der Aktivi-
täten in China. Wenn ein Interessent ein
Thema gefunden hat, können wir ihm
auch den Kontakt zu Alumni vermitteln,
die ihrer Firma genau in so einer Situa-
tion geholfen haben. Allein schon die glo-
bale Zusammensetzung unserer Klasse
kann natürlich Vorteile bringen. Unsere
Teilnehmer sind im Schnitt 37 Jahre alt
und haben 13 Jahre Berufserfahrung. Da
findet so mancher auch einen Geschäfts-
partner oder Investor. Bei uns bekommen
Foto: University of Chicago
Sie nicht nur einen MBA-Abschluss, son-
dern auch Zugang zu einem weltweiten
Netzwerk mit 53.000 MBAs.
In der aktuellen Klasse sind nur
22 Prozent Frauen ...
Waites:
Ja, das ist leider meist so beim
Executive MBA. Für die neue Klasse
haben wir 35 Prozent Frauen unter den
Bewerbern. Allerdings haben wir auch
ein neues Stipendium für Frauen.
Wie hoch ist der Anteil der Teilnehmer,
die auch finanziell unterstützt werden?
Immerhin liegen allein die Studien-
gebühren allein bei 159.000 Dollar.
Waites:
Etwa die Hälfte bekommt finanzi-
elle Unterstützung von ihrem Arbeitgeber.
Das reicht dann von 20 bis 100 Prozent
der Studiengebühren. Einige entscheiden
sich auch bewusst dafür, selbst zu zah-
len, um unabhängiger zu sein.
Welche Trends sehen Sie derzeit?
Waites:
Es gibt ein steigendes Interesse
beim Thema Social Innovation, also
daran, nachhaltige Geschäftsmodelle
zu verfolgen. Das Thema Leadership ist
definitiv wichtiger geworden. Und auch
unser Karriereservice, der den Studenten
und Alumni kostenlos und lebenslang Be-
ratungs- und Karrierecoachings anbietet,
hat an Bedeutung gewonnen.
Interview: Bärbel Schwertfeger