WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2018 - page 42

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2018
weiter attraktiv. Schließlich ist es das Ori-
ginal. Die University of Chicago Booth
School of Business hat einen sehr guten
Ruf in der Forschung. Die University of
Chicago hat 90 Nobelpreisträger, acht
davon gingen aus der Business School
hervor. Erst 2017 hat Richard Thaler den
Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften
bekommen.
Was bringt das dem MBA-Studenten?
Waites:
Die Qualität unserer Forschung
zieht Topprofessoren aus der ganzen
Welt an. Unsere Lehre ist daher akade-
misch fundierter als es in manch ande-
ren Programmen der Fall ist. Und unsere
Teilnehmer haben Zugang zur neuesten
Forschung.
Derzeit ist die Digitalisierung der große
Trend. Beim Blick in Ihren Lehrplan findet
man dazu nichts.
Waites:
Ein MBA ist per Definition ein
General-Management-Programm mit
Kernfächern wie Finance, Operations
und Strategie und die haben sich seit 75
Jahren nicht verändert. Kurse zu den ak-
tuellen Trendthemen gibt es bei uns in
den Wahlfächern. Besonders gefragt sind
dabei Kurse zu Fintech, Big Data, Private
Equity und Entrepreneurial Finance, also
Investitionen in eigene oder andere Start-
ups. Zudem können unsere Alumni für
geringe Gebühren jedes Jahr im Sommer
einwöchige Kurse in Chicago besuchen
und erfahren dort das Allerneueste.
Und wie sieht es mit Teilnehmern aus
Deutschland aus?
Waites:
Unter den 75 Teilnehmern in
London haben wir meist fünf bis sieben
Deutsche. Das ist zwar eine recht kleine
Gruppe, aber durchaus repräsentativ für
Deutsche in Executive-MBA-Programmen.
Oft kommen sie eher aus global tätigen
Unternehmen wie BMW oder Siemens,
die besser verstehen, welche Vorteile ein
globaler MBA bringt. Etliche sind aber
auch aus dem Mittelstand oder aus Fami-
lienunternehmen, die sich zum Beispiel
neu ausrichten wollen. Grundsätzlich
gibt es inzwischen in Deutschland heute
ein besseres Verständnis darüber, was ein
gutes MBA-Studium ist.
Warum entscheiden sich die Teilnehmer
für einen Executive MBA?
Waites:
Traditionell haben wir drei Typen:
Die „Advancer“, also diejenigen, die mit-
hilfe des MBA-Abschlusses in ihrer Karri-
ere weiterkommen möchten. Das ist noch
immer die größte Gruppe. Dann gibt es
die „Changer“, die in eine andere Funk-
tion oder Branche wechseln wollen und
schließlich die „Entrepreneurs“, die selbst
ein Unternehmen gründen oder bei einem
Start-up mitmachen wollen. Inzwischen
haben wir aber noch eine neue Kategorie
und das sind die „Explorer“. Sie nutzen
das MBA-Studium, um ihre Talente und
Interessen zu entdecken oder neue Ideen
zu testen. Ein Grund dafür ist natürlich,
dass sich die Teilnehmer heute stärker
aus persönlichem Interesse für einen Exe-
cutive MBA entscheiden.
Weil immer weniger Unternehmen ihre
Mitarbeiter beim Studium unterstützen?
Waites:
Ja, das ist weltweit der Fall.
Heute gibt es nur noch sehr wenige Fir-
men, die ein formales Arrangement für
ein MBA-Studium haben. Das ist zuneh-
75 Jahre sind ein stolzes Alter für einen
Studiengang ...
Rachel Waites:
Der Markt und damit
auch die Konkurrenz sind natürlich
enorm gewachsen. Heute gibt es weltweit
mehr als 300 Executive MBA Programme.
Trotzdem erfreut sich unser Programm
noch immer einer stabilen Nachfrage und
zwar an allen drei Standorten in Chicago,
London und Hongkong, wo jeweils rund
75 Teilnehmer im Jahr mit dem Studium
beginnen. Insgesamt haben wir an drei
Standorten weltweit etwa 227 Studenten.
Aus welchen Ländern kommen die Teil-
nehmer? Und wie groß ist der US-Anteil?
Waites:
In der aktuellen Klasse in Chicago
sind 63 Prozent Amerikaner und 97 Pro-
zent leben in den USA. In London haben
wir zehn Prozent Briten und 20 Prozent
leben in Großbritannien. Und in Hong-
kong sind 13 Prozent Chinesen und 25
Prozent der Teilnehmer leben dort. Wäh-
rend des 21-monatigen Studiums verbrin-
gen alle drei Gruppen insgesamt fünf Wo-
chen miteinander an den drei Standorten.
Wie unterscheidet sich das Studium an
den drei Standorten?
Waites:
Überhaupt nicht. Das sind diesel-
ben Inhalte, dieselbe hohe Qualität und
dieselben Professoren. Bei uns unterrich-
ten nur unsere eigenen Professoren.
Also ist es ein sehr amerikanisches
Programm?
Waites:
Unsere Professoren sind sehr in-
ternational. Sie leben zwar in Chicago,
kommen aber aus aller Welt. Auch die
Fallstudien sind global. Und außerdem ist
ein amerikanischer MBA für viele auch
„Steigendes Interesse an nach-
haltigen Geschäftsmodellen“
JUBILÄUM.
Vor 75 Jahren bot die University of Chicago Booth School of Business den
weltweit ersten Executive MBA an. Für ihn warb die Business School, dass die Teilnehmer
an den neuesten Forschungsergebnissen teilhaben könnten. Rachel Waites, Director of
Recruitment and Admissions am Londoner Campus, zieht eine Bilanz.
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