wirtschaft + weiterbildung
05_2018
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tegie dann auch auf die operative Ebene
kaskadiert. Zum anderen ist der richtige
Umgang mit IT entscheidend, also welche
Anwendungsszenarien in diesem Bereich
genutzt werden, wie der Ausbauplan der
IT-Anwendungslandschaft aussieht, wie
Geschäftsprozesse und IT-Anwendungen
im sogenannten Blueprinting am besten
und am elegantesten miteinander zu ver-
heiraten sind.
Hier fehlt viel Know-how und teilweise
auch die Scheu aufgrund vormals ge-
machter schlechter Erfahrungen in Vor-
projekten. Auch das Führungsverständnis
spielt eine entscheidende Rolle: Macht
manifestiert sich in erfolgreichen Unter-
nehmen nicht mehr durch hierarchische
Strukturen, sondern eher durch Wissen,
Know-how und Netzwerke. Und letzt-
lich geht es auch um die Personalent-
wicklung, da bedarf es viel Interaktion,
Kommunikation und systematischer, ziel-
gerichteter und qualitativ hochwertiger
Weiterbildung.
Stichwort Disruptive Leadership – wie
verändert sich die Arbeit?
Strauß:
Führungskräfte müssen heute
mehr denn je dazu in der Lage sein,
jeden einzelnen Mitarbeiter zu fördern
und zu fordern. Es reicht nicht mehr, nur
die Geldbörse der Mitarbeiter anzuspre-
chen, Personalverantwortliche müssen
sich mit Engagement einbringen. Meiner
Meinung nach sollten crossfunktionale
Arbeitsteams mehr gefördert werden –
eine Führungskraft hat die Aufgabe, un-
terschiedliche Funktionsbereiche zusam-
menzubringen.
Was Marketing und Vertrieb betrifft, müs-
sen viele Verantwortliche noch alte The-
men aufarbeiten – manche haben noch
nicht einmal ein CRM-System eingeführt
– gleichzeitig aber auch neue Möglich-
keiten verankern und sich mit IT-Anwen-
dungen beschäftigen. Der größte „Grund-
lagenbedarf“: Weiterbildung! Es gilt, die
bestehende Mannschaft systematisch und
qualitativ hochwertig weiterzubilden.
Welche Trends sehen Sie bezüglich
Personalmarketing- und Employer
Branding- Strategien?
Strauß:
Gefühlt nimmt das Thema Em-
ployer Branding immer mehr Raum ein.
Früher haben viele die Auffassung vertre-
ten: „Muss man eben machen“. Aber im
Hinblick auf die Ohnmacht vieler Unter-
nehmen, geeignete Mitarbeiter zu finden,
gewinnt das Thema immer mehr an Be-
deutung.
Dabei geht es vor allem darum, das Em-
ployer Branding nicht nur nach außen zu
vertreten, sondern auch innerhalb des
Unternehmens tatsächlich zu leben. Es
geht nicht darum, einfach nur ein neues
tolles Wort wie „agil“ auf die Visitenkarte
zu schreiben und das war‘s – das wird in
der heutigen Zeit viel schneller als leere
Worthülse durchschaut. Dem Employer-
Branding-Konzept muss eine authenti-
sche Umsetzung auch nach innen nach-
folgen.
Interview: Linda Dommes
Schwerpunkt der Messe: Disruptive Leadership
·
Christoph Keese,
CEO der Axel Springer GmbH: „Digitale
Disruption“ (15. Mai 2018 um 11.00 Uhr im Eventforum).
In seinem Buch „Silicon Valley“ beschreibt Keese die
Arbeitsweise von Start-ups und warnt vor „Disruptoren“.
·
Frank Salzgeber,
Head of Technology Transfer and Busi-
ness Incubation, ESA: „We need more space“ (16. Mai
2018 um 10.15 Uhr im Eventforum). Was jeder von der
Raumfahrt lernen kann.
·
Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp,
Leiterin Personal Konzern
und Führungskräfte Deutsche Bahn AG: „Gute Führung in
agilen Zeiten“ (15. Mai 2018 um 15:45 im Eventforum).
Agile Zeiten sind Zeiten der Veränderung. Gute Führungs-
kräfte sind sozial kompetent – ein hoher Anspruch, der
kritische Selbstreflexion voraussetzt.
·
Prof. Dr. Ralf Strauß,
Präsident des Deutschen Marketing
Verbands: „To be or not to be ... Erfolg versus Nichterfolg in
der digitalen Transformation“ (16. Mai 2018 um 13.30 Uhr
im Eventforum). Eine Analyse von fast 300 Unternehmen
zeigt die Unterschiede zwischen erfolgreichen und nichter-
folgreichen Digitalisierungen.
Keynote Speaker.
Das Rahmenprogramm der Messe dreht sich in diesem Jahr um „disruptive
Leadership“, denn durch die Digitalisierung werden Chefs vor völlig neue Herausforderungen
gestellt. Die meisten Keynote Speaker nehmen sich dieses Themas an. Die Keynoter im Überblick:
·
Guido Zander,
Geschäftsführer Dr. Scherf Schütt & Zander
GmbH (SSZ-Beratung): „Hey Chef, kann ich ma frei?!?“ (15.
Mai 2018 um 09.50 Uhr im Eventforum). Megatrends wie
Digitalisierung oder alternde Belegschaften stellen Unter-
nehmen vor immense Herausforderungen. Arbeitszeitge-
staltung wäre „das“ Schlüsselthema.
·
Christoph Teege,
Dipl.-Ing.(FH), Lehrbeauftragter an den
Hochschulen Hildesheim: „Schmerz geht, Erfolg bleibt“
(16. Mai 2018 um 09.30 Uhr im Eventforum). Wie sich
Erfahrungen aus dem Boxsport auf den Berufsalltag über-
tragen lassen.
·
Prof. Dr. Christoph Schönfelder,
Professor für Personal-
und Organisationsentwicklung an der FOM Hochschule
für Oekonomie & Management: „Muße ist die Tochter der
Disruption“ (16. Mai 2018 um 12.15 Uhr im Eventforum).
Schönfelder erläutert, wie sich Muße positiv auf den eige-
nen Entwicklungswillen und einen strukturellen Optimis-
mus, der für erfolgreiches Agieren in der neuen digitalen
Arbeitswelt eine zentrale Haltung darstellt, auswirkt.