wirtschaft + weiterbildung
05_2018
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Talentpro 2018.
Lange
Schlangen und über-
füllte Foren machten
deutlich, dass der
Messeveranstalter im
ersten Anlauf ruhig
schon eine größere
Eventhalle hätte
buchen können.
der Referent. Und die Generation, die mit
der Wisch-App Tinder aufgewachsen sei,
wolle auch bei ihrer Bewerbung sofort
eine Reaktion und nicht eine Woche auf
eine Antwort warten.
Dazu passt die neue „Bewerbung2go“,
die „Jobware“ vorstellte. Jobsuchende
können über eine App ihre virtuelle Be-
werbungsmappe zusammenstellen, ihren
Lebenslauf hochladen und verschiedene
Anschreiben formulieren. Dazu gibt es
Tipps für die optimale Gestaltung. Wer
dann unterwegs auf dem Smartphone
einen Job entdeckt, kann sein Anschrei-
ben mit ein paar Klicks bearbeiten, die
Mappe hochladen und eine formvollen-
dete Bewerbung abschicken. Das Ganze
ist kostenlos und nicht an Stellenange-
bote bei Jobware gebunden.
Einen der fundiertesten Vorträge hielt
Kerstin Wagner, Chef-Recruiterin der
Deutschen Bahn, auch wenn der Titel
nur so vor Buzzwords strotzte: „Experts
wanted: Talent Acquisition als Key Player
in Zeiten von disruptiven Technologien
und agilen Teams.“ Dort sind 450 Mitar-
beiter an sieben Standorten im Recruiting
beschäftigt. 2017 wurden 14.500 Stellen
besetzt, 2018 werden es 19.000 allein in
Deutschland sein.
„Recruiter müssen Pioniere
für Technologie sein“
Bereits seit 2015 können Bewerber dank
virtueller Realität in einen Job eintauchen
und „auch mal unter einen ICE kriechen“.
Als Give-away gibt es ein Prisma zum
Aufsetzen aufs Smartphone, wo dann
ein Azubi-Hologramm die Berufe bei der
Bahn erklärt.
„Als Recruiter müssen wir Pioniere für
die Technologie sein“, betonte Wagner.
Bis 2020 will die Bahn Toparbeitgeber
sein. Dabei ging das Unternehmen einen
mutigen Weg und präsentierte die Bahn
in ihren Spots als Unternehmen, bei dem
nicht immer nur alles toll ist: „Klar, wir
sind nicht perfekt, aber wir arbeiten täg-
lich daran. Wir wollen besser werden. Du
auch? Dann passt du zu uns.“ Das Experi-
ment sei aufgegangen, die Resonanz sehr
positiv, so Wagner.
Gerhard Kenk von Crosswater Job Guide
verkündete auf der Messe die „besten
Jobportale 2018“, wobei zu 20 Prozent
die Reichweite und zu 80 Prozent Qua-
litätskriterien zählten. Bei den Generalis-
ten landete Stepstone auf Platz 1, gefolgt
von Indeed und Xing. Bei den Spezialis-
ten führt in diesem Jahr das Staufenbiel
Institut vor Jobvector und dem Unicum
Karrierezentrum.
Zur Aftershow-Party hatten sich die Rei-
hen dann schon sehr gelichtet. Warum die
Talentpro ein Expofestival war, erschließt
sich nicht so ganz. Festivalstimmung ver-
breiteten allenfalls die überfüllten Papier-
körbe und die mangels Sitzmöglichkeiten
auf dem Boden lagernden Besucher. Doch
Petsch, Erfinder und ehemaliger Veran-
stalter der Messe „Zukunft Personal“ und
CEO des Talentpro-Veranstalters Børding
Messe und des HRM Research Institute,
denkt längst weiter. Schon zu Messebe-
ginn präsentierte er den Ausstellern den
Hallenplan für die Talentpro 2019, damit
sie möglichst gleich einen Stand buchen.
Dann soll das Expofestival in der Kultur-
halle Zenith stattfinden und doppelt so
groß werden.
Bärbel Schwertfeger
Fotos: Børding Messe