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wirtschaft + weiterbildung
06_2018
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müssen vom Managementteam im Rah-
men einer geeigneten Prozessarchitektur
er- und bearbeitet werden:
1. Inhalt
(Sachdimension)
Kern der Strategiearbeit ist, salopp aus-
gedrückt, die Beantwortung der Frage:
„Wie bekommen wir es hin, dass ...?“
Dazu muss zunächst der Bezugspunkt
gefunden werden, also das Ziel, das er-
reicht werden soll. Es muss die Frage be-
antwortet werden: „Wie kriegen wir es
hin, dass ... konkret WAS erreicht ist?“ Je
klarer dieses WAS aus einer Vision herge-
leitet werden kann, die von Management
und Mitarbeitern geteilt wird, desto mehr
Wirkung kann es entfalten. Eine Vision
ist eine Beschreibung eines – aus Sicht
des Vortragenden – erstrebenswerten Zu-
stands.
Eine Vision liegt zwischen Ziel und Uto-
pie, man könnte sie eine „realistische
Utopie“ nennen. Sie beschreibt einen
Zustand, dessen Erreichbarkeit zwischen
ambitioniert und unrealistisch liegt. Eine
gut formulierte Vision gibt den Mitarbei-
tern Orientierung und erzeugt einen Sog
in die intendierte Richtung. Zudem gibt
sie den Kunden Auskunft darüber, wohin
sich das Unternehmen zu bewegen be-
absichtigt. Als handlungsorientierte For-
mulierung („Unser Bestreben ist es ...“)
beschreibt die Mission den Teil, den die
Organisation zur Erreichung der Vision
zu leisten beabsichtigt und dient damit
als Basis für unternehmerische Grund-
satzentscheidungen und Zielsetzungen,
zur Strategieentwicklung und operativen
Langfristplanung. Darüber hinaus kann
sie Richtschnur zur Formulierung von
Unternehmensleitbild und Führungs-
grundsätzen sein.
Um zu validen inhaltlichen Aussagen zu
kommen, wird fachliche Expertise benö-
tigt. Diese bringt das Management in den
Prozess ein. Möglicherweise muss das
interne Wissen punktuell durch gezielte
Analysen zu Markt und Wettbewerb er-
gänzt werden. Wesentliches Kennzeichen
systemischer Strategieentwicklung ist
dabei das Bestreben, trivialen Erklärun-
gen zu misstrauen und der Komplexität
der Aufgabe gerecht zu werden. Analy-
sen, Methoden und (Portfolio-)Modelle
werden als Hilfsmittel zur Gestaltung des
Prozesses genutzt. Dabei ist allen Betei-
ligten klar, dass monokausale Erklärun-
gen der Komplexität der Aufgabe nicht
gerecht werden und sichere Planung
nicht möglich ist. Zukunft planen bedeu-
tet, Maßnahmen zu erarbeiten, die geeig-
net erscheinen, optimal für die erwarte-
ten Herausforderungen in der Zukunft
gerüstet zu sein.
2. Prozessarchitektur
(Zeitdimension)
Die Entwicklung oder Überprüfung einer
Strategie sollte nicht als Ereignis, son-
dern als Prozess begriffen werden. Soll
diese Aufgabe angegangen werden, ist es
sinnvoll, ein Strategieteam zu bilden, das
den Prozess plant, gestaltet und leitet. Es
geht dabei darum, einen Kommunikati-
onsprozess zu gestalten, der intensiven
Austausch von Sichtweisen und Zielvor-
stellungen, Wünschen und Vorschlägen
ermöglicht und eine breite Basis für die
Formulierung strategischer Aussagen
schafft.
Dazu wird eine Prozessarchitektur für
den Gesamtprozess entwickelt. Darin
werden „prozessstrategische“ Überle-
gungen verankert, wie beispielsweise
„Wer muss (aus inhaltlichen Gründen)
oder sollte (aus mikropolitischen Grün-
den) zu welchem Zeitpunkt und in wel-
cher Form in den Prozess eingebunden
werden?“. Gleichzeitig werden tragfähige
Moderationsdesigns für die erforderlichen
Klausuren, Workshops und gegebenen-
falls auch Großgruppenkonferenzen inte
griert. Inhaltlich teilen wir im Moderatio
Strategieprozess (MSP) das Vorgehen
in fünf logisch und zeitlich aufeinander
aufbauende Prozessschritte. Diese lassen
sich durch folgende Leitfragen charakte-
risieren:
• Was wünschen wir uns für die Mensch-
heit oder einen Teil von ihr? Wofür
lohnt es sich zu kämpfen, innerhalb
des gegebenen fachlichen Kontextes
oder auch davon losgelöst (Vision ers-
ter Ordnung).
• Was wollen wir zur Erreichung der Vi-
sion beitragen, welchen Teil wollen wir
leisten? Wozu gibt es uns? (Mission)
• Was wünschen wir uns für unsere Un-
ternehmung? Wo wollen wir in fünf
Jahren sein? Was erträumen wir uns
„in unseren kühnsten Träumen“? (Un-
ternehmensvision, Vision zweiter Ord-
nung).
• In welcher Welt müssen wir uns in
zwei bis fünf Jahren bewähren? Was